Im Licht der Merkur-Sonne by Isaac Asimov

Im Licht der Merkur-Sonne by Isaac Asimov

Autor:Isaac Asimov [Asimov, Isaac]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: TTB 246
veröffentlicht: 2014-03-04T00:00:00+00:00


9.

Aber gerade, als Bigman seine Beinmuskeln angespannt hatte, den Bruchteil einer Sekunde vor dem Absprung, hallte ein heiserer Schrei in seinen Kopfhörern.

Da standen sie beide in einer dunklen Welt, die nur von den Scheinwerfern ihrer Helmlampen erhellt wurde. Außerhalb ihrer Lichtkegel war nichts, und die plötzliche Bewegung, die über ihr Gesichtsfeld huschte, gab im ersten Augenblick überhaupt keinen Sinn.

Bigmans erster Gedanke war: Lucky! War Lucky zurückgekehrt? Hatte er irgendwie die Situation gemeistert und das Blatt zu seinen Gunsten gewendet?

Aber da war wieder eine Bewegung, und sein Gedanke an Lucky verschwand.

Es war gerade, als hätte sich etwas von der Schachtwand gelockert und schwebte zu Boden, in jenem gemächlichen Fall, der für die geringe Schwerkraft des Merkur charakteristisch war.

Ein »Seil«, das Erskines Schulter traf und – festhaftete. Ein zweites schlang sich um seine Hüften. Ein drittes senkte sich langsam auf ihn herunter und preßte ihm die Arme an den Körper.

War Erskines erste Reaktion noch die des Erstaunens gewesen, so klang jetzt Panik in seiner Stimme.

»Kalt!« krächzte er heiser. »Sie sind kalt.«

Bigman brachte es nicht gleich fertig, die ganze Situation zu erfassen. Irgend etwas hatte Erskine gefesselt. Gerade schwebte wieder eines der Taue herunter. Sie glichen den Felsen so sehr, daß sie unsichtbar blieben, bis sie sich tatsächlich von der Wand gelöst hatten.

Die Taue waren miteinander als einziger Organismus verbunden, aber es gab da keinen Kern, keinen »Körper«. Es war wie ein Oktopus aus Stein, der nur aus Tentakeln bestand.

Und dann durchzuckte Bigman plötzlich ein Gedanke.

Er stellte sich vor, wie der Felsen während der äonenlangen Entwicklung des Merkur Leben entwickelt hatte; eine völlig andere Art von Leben als alles, was die Erde kannte. Ein Leben, das einzig und allein von Wärme existierte.

Und warum nicht? Die Tentakeln konnten von Ort zu Ort kriechen und jede kleine Spur von Wärme suchen, die noch existieren mochte. Bigman sah sie vor seinem geistigen Auge, wie sie auf den Nordpol des Merkur zukrochen, als die Menschheit sich zum erstenmal dort niederließ. Zuerst waren es die Bergwerke und dann die Observatoriumskuppel, die sie mit der lebensnotwendigen Wärme versorgten.

Und auch Menschen konnten ihr Opfer sein. Warum nicht? Ein menschliches Wesen ist eine Hitzequelle. Gelegentlich mochte ein vereinzelter Bergmann in ihre Falle gegangen sein. Von plötzlicher Kälte und Schrecken gelähmt, mußte er unfähig gewesen sein, um Hilfe zu rufen. Und Minuten später war seine Energiereserve ohnehin schon zu schwach, um noch für eine Radiomeldung auszureichen. Und dann war er tot. Zu Eis erstarrt! Das war die Erklärung für die seltsamen Vorkommnisse, von denen Cook gesprochen hatte.

All das zuckte wie ein Blitz durch Bigmans Gedanken, während er bewegungslos stehenblieb und die neue Situation zu erfassen versuchte.

Erskines Stimme krächzte heiser: »Ich – kann nicht – Hilfe – helfen Sie mir – es ist – kalt – eiskalt ...«

»Aushalten, ich komme!« schrie Bigman. Im Augenblick dachte er nicht daran, daß dieser Mann noch vor Sekunden im Begriff gewesen war, ihn kaltblütig zu töten. Der kleine Marsianer erkannte nur eines: Hier war ein Mensch hilflos in der Gewalt von etwas nicht Menschlichem.

Seit der Mensch zum



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