Im Land der sieben Schwestern by Patricia Mennen

Im Land der sieben Schwestern by Patricia Mennen

Autor:Patricia Mennen [Mennen, Patricia]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Blanvalet
veröffentlicht: 2013-12-12T23:00:00+00:00


20

Dibrugarh

Die einst unbedeutende Stadt Dibrugarh hatte sich im Laufe der letzten Jahre zu dem wichtigsten Umschlagplatz für assamesischen Tee entwickelt. Sie lag am Ufer des behäbig dahinfließenden Brahmaputra, dessen Flussbett an dieser Stelle mehrere Meilen breit war. Wenn man auf seine blaugrauen Wassermassen blickte, konnte man den Eindruck gewinnen, es handle sich um einen großen See. Nur die Fließbewegung der Strömung verriet, dass dies ein Trugschluss war. Jenseits des Flusses stieg das landwirtschaftlich genutzte Land allmählich an, bis es an die undurchdringlichen Bergregenwälder stieß, die bereits zu den Ausläufern des mächtigen Himalaja gehörten.

Der Ort selbst bestand aus mehrstöckigen, einfachen Häusern, vor denen die Händler und Fischer unter aufgespannten Zeltplanen ihre Waren feilboten. Wo man auch hinschaute, fanden sich kleine Götterschreine oder größere Tempel, in denen die vielen Hindus der Stadt ihre zahlreichen Götter um Hilfe baten. Meist legten die Menschen in aller Stille kleine Opfergaben wie eine Schale Reis, Blumen oder frische Früchte vor die Götterstatuen und zündeten dazu eine Räucherkerze an. Nur im Kali-Tempel, dem größten Tempel im Ort, ging es geschäftiger zu. Vor seinen Eingängen verkauften Frauen bunte Opferblumen, aber auch Hühner und Ziegen, um sie der mächtigen Göttin Kali, der Zerstörerin und Erneuerin, darzubringen. Im Zentrum der Stadt lag eine überdachte Markthalle, in der sämtliche Waren der Region verkauft wurden. Frischer Fisch, Geflügel, Eier und Gemüse wurden dort genauso dargeboten wie Gewürze, Stoffe, Betelnüsse und geräucherte Eichhörnchen, eine Spezialität der Bauersfrauen vom Land. Ganz in der Nähe standen eine Moschee und eine christliche Kirche. Ein stattliches Haus mit einem Säulenvorbau beherbergte die Assam Tea Company. Und etwas außerhalb der Stadt lag Ashtons Garnison.

Ihr aufgeschlossenes Wesen und ihr lebhaftes Interesse für die neue Heimat hatten es Amber leicht gemacht, sich in ihrem neuen Zuhause rasch einzuleben. Alles war so aufregend und neu, dass sie in den ersten Monaten nicht einmal einen Anflug von Heimweh verspürt hatte. Einige Wochen gingen damit ins Land, ihr Haus einzurichten. Die mitgebrachten Dinge mussten nicht nur ausgepackt und an ihren Platz gestellt werden, sondern fehlende Möbel und Haushaltsgegenstände waren noch zu besorgen. Teppiche und Vorhänge mussten ebenso beschafft werden wie Töpfe und Geschirr. So vieles war zu erledigen. Außerdem konnten sie sich der vielen Einladungen kaum erwehren. Die englischen Ladys und Gentlemen, die glaubten, in der Stadt und der Region etwas zu sagen zu haben, stürzten sich wie die Schmeißfliegen auf sie und bestürmten sie mit Einladungen und Partys, die sie Amber und Ashton zu Ehren gaben.

Da es mittlerweile Winter war, war das Klima in Assam durchaus angenehm. Tagsüber wurde es kaum mehr als zwanzig Grad warm, und nachts fiel das Thermometer selten unter zehn Grad. Für Ambers angeschlagene Gesundheit war das geradezu ideal. Obwohl sie auch hier nie völlig schmerzfrei war, gab es doch viele Tage, an denen sie ihre Krankheit fast vergaß. Das kleine Anwesen, das man ihnen zur Verfügung gestellt hatte, befand sich ruhig gelegen am Ortsrand von Dibrugarh am Rande einer Teeplantage. Es handelte sich um einen flachen, dreiflügeligen Bungalow, der von einer umlaufenden Veranda umgeben war. Ein herrlicher,



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.