Im Land der Riesen by H. G. Ewers

Im Land der Riesen by H. G. Ewers

Autor:H. G. Ewers [Ewers, H. G. ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Die Kosmischen Burgen, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 1979-02-20T01:00:00+00:00


4.

„Wer bist du?" fragte eine laute dunkle Stimme. Sie sprach Interkosmo; deshalb dauerte es eine Weile, bis Baya Gheröl verstand, was die Stimme sie gefragt hatte.

Sie hörte auf zu weinen, hob den Köpf und sah sich um.

Ein paar Schritte hinter ihr stand ein Mensch, ein junger Mann in weißem wallenden Gewand, auf dem von schwarzem Lockenhaar bedeckten Kopf ein weißes Käppchen und in der rechten Hand einen unterarmlangen goldenen Stab.

Langsam stand Baya auf. Sie wußte nicht, was sie vom Auftauchen des jungen Mannes halten sollte, hatte sie sich doch eben noch in der Falle feindlicher und böser Wesen geglaubt. Aber im Gesicht des jungen Mannes war keine Spur von Bösartigkeit zu erkennen.

„Ich heiße Baya Gheröl", sagte das Mädchen. „Wer bist du?"

Der junge Mann lächelte.

„Ich bin Sindbad, der Raumfahrer. Hast du schon von mir gehört, schöne Prinzessin?"

Vielleicht hätte ihm jeder andere Mensch geglaubt, aber Baya Gheröl hatte auf dem Rücksiedlerschiff die Bücherspule abgehört, die die Märchen aus Tausendundeiner Nacht enthielten - und deshalb wußte sie, daß Sindbad eine orientalische Märchengestalt war und außerdem kein Raumfahrer, sondern ein Seefahrer.

Und das entelechische Denken sagte ihr, daß jemand, der sie so belog wie der junge Mann, Böses im Sinn haben mußte. Außerdem sagte ihr das zielgerichtete entelechische Denken, daß sie, wenn sie überleben wollte, nicht die Wahrheit sagen durfte, sofern sie ihr Nachteile einbringen konnte.

Deshalb schüttelte sie den Kopf.

„Nein, überhaupt nichts°, antwortete sie, ohne zu ahnen, daß das Zittern ihrer Stimme und ihre Beteuerung statt einer bloßen Verneinung sie verrieten.

„Was tust du auf Shuma?" wollte Sindbad wissen.

„Ich gehe nur ein bißchen spazieren, bis mein Schiff wieder landet und mich abholt", sagte das Mädchen, um klarzustellen, daß es auf Hilfe von außen rechnen durfte.

„Es sieht so aus, als hättest du dich verlaufen", stellte Sindbad fest.

„Nein, ich habe nur etwas verloren", erwiderte Baya Gheröl. Im nächsten Moment durchlief es sie heiß und kalt und sie zitterte davor, daß der Fremde ihr anbot, bei der Suche zu helfen und daß er das Auge fand.

„Ich kann dir helfen, es wiederzufinden", meinte der Fremde tatsächlich wenige Sekunden später. „Wie sieht es denn aus?"

Verzweifelt überlegte das Mädchen was es Sindbad erzählen sollte. Die Wahrheit wollte sie nicht sagen, denn wenn sie das Aussehen des Auges beschrieb war die Gefahr groß, daß der Fremde es fand.

Wo nur der Helk bleibt!

Sindbad lächelte und sagte: „Nun, eine Frau kann nicht Hunderte von Kilometern an einem Tage gehen. Folglich befindet sich der Gegenstand in der Nähe: Und da es auf diesem Planeten keine technischen Erzeugnisse gibt -jedenfalls nicht an der Oberfläche - ,werde ich den Gegenstand sofort erkennen, wenn ich ihn sehe."

Eine Frau? überlegte Baya Gheröl. Wie kann er mich mit einer Frau verwechseln? Ich bin doch für ein siebenjähriges Mädchen sogar noch zu zart und zu klein!

.Ich rate dir, mir zu folgen Baya", sagte Sindbad. „Allein findest du wahrscheinlich nicht hinaus."

„Was war das eigentlich für ein ballartiges Ding, das hier hereingehüpft ist?" fragte Baya Gheröl, einer impulsiven Eingebung folgend.

Zum erstenmal wirkte Sindbad verlegen.

„Das - ähem - war wohl ein Muti", stotterte er. Schnell wandte er sich um und ging zwischen zwei Klippen entlang.



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