Im Handgepäck ein bißchen Liebe. Ein heiterer Roman über Ferien von der Liebe und Liebe in den Ferien by Trude Egger

Im Handgepäck ein bißchen Liebe. Ein heiterer Roman über Ferien von der Liebe und Liebe in den Ferien by Trude Egger

Autor:Trude Egger [Egger, Trude]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105603994
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2015-09-17T16:00:00+00:00


Zur selben Zeit schiebt sich nebenan Klärchen vorsichtig aus dem Bett, tastet, ohne Licht zu machen, hinaus zum Geschirr, dem ungewaschenen. Im matten Schein der Straßenlaternen, der von der Estrada Monumental herunterleuchtet, kämpft sie beharrlich mit der Jalousie vor der Kochnische. Vorsichtig läßt sie – daß nur ja, um Himmels willen, Frieda nicht wach wird! – in dünnem Strahl heißes Wasser ins Becken rinnen.

Endlich.

Endlich wird sie beruhigt schlafen können.

15

Jeden Morgen, gleich nachdem sie halbwegs munter geworden ist, fürchtet sich Klara Kniebusch erst einmal gründlich vor dem Frühstück. Wegen der Gebäckzange. Hätte sie Kinder gehabt, würde ein Neunmalschlauer sofort eine psychologische Erklärung dafür finden: Gebäckzange … Geburtszange … verdrängtes Trauma. Alles Quatsch. Klara fürchtet sich einfach davor, daß ihr eines Tages das elende Brötchen aus der Zange hüpfen könnte und auf den Boden rollen, unter die Tische.

Sie versteinert vor dem Frühstücksbüfett.

«Himmel!» murmelt Frieda hinter ihr mit hungriger Ungeduld, «nun mach doch schon! Nimm doch die Finger!»

Aber Klara preßt bloß stur die Lippen aufeinander. Sie zerquetscht das Brötchen in der Zange und bugsiert es irgendwie auf den Teller. Während sie, in der einen schweißnassen Hand den Teller mit dem Brötchen, der Butter und dem Marmeladennäpfchen, in der anderen ein Glas Orangensaft und ihre Handtasche, zum Tisch am Fenster geht, spürt sie die Blicke der ihr auflauernden Meute so eindringlich im Rücken, daß sie in hilfloser Abwehr rot anläuft.

Endlich darf sie sich hinter dem Tisch verkriechen.

Den praktischen Tablettenspender (in dem praktisch nichts fehlt, was Apotheken zu bieten haben) vor sich aufbauend, fällt eine neue Sorge über sie her: «Dieser Hotelbus! Bist du sicher, daß er heute fährt?»

Frieda, zum Nebentisch hin grüßend, meint: «Aber ja doch. Warum nicht –»

«Wer sind die, die du eben gegrüßt hast?» zischelt Klärchen mißbilligend.

«Keine Ahnung. Ich nenne sie bloß das Dreigespann.»

«Du kennst sie nicht? Das ist aber seltsam, das muß ich schon sagen. So wie du sie grüßt, müßte man annehmen, ihr wärt alte Busenfreunde.» Sie riecht mißtrauisch am Marmeladentöpfchen. «Ich kann mir nicht helfen, das Zeug hat einen äußerst seltsamen Geruch!»

«Wird wohl was Einheimisches sein», sagte Frieda unbesonnen und vergällt damit Klara die Melonenmarmelade für den Rest des Urlaubs.

Die drei am Nebentisch interessieren Frieda. Zwei Männer und eine Frau. Der ältere trug ständig eine Schirmmütze, außer natürlich jetzt am Tisch. «Hältst du ihn für seinen Vater?» fragt sie Klara.

«Interessiert er dich! Hast du ein Auge auf ihn geworfen?»

«Ich bitte dich! Es könnten auch bloß Schachpartner sein –» mutmaßt Frieda. Schach paßte irgendwie zu den beiden.

Die Frau gehört dem Alter nach zum Jüngeren. Sie sieht recht gescheit aus und auch nicht gerade unhübsch. Aber sie hat eindeutig einen bitteren Zug um den Mund. «Die beiden Männer sind ein Herz und eine Seele, hast du das bemerkt?»

«Ich», sagt Klärchen mit Nachdruck, «kümmere mich um meine eigenen Angelegenheiten. Ich hoffe nur, dieser Bus fährt!»

Männer, ach du meine Güte! denkt Frieda, während Klara weiterbrabbelt. Wenn die könnten, wie sie möchten, würden die meisten von ihnen in Junggesellenrudeln leben und Frauen nur als unnötiges Anhängsel betrachten – oder als nötig für Haushalt und Wäsche.



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