Im Bann der Schlange by McClure James

Autor:McClure, James [McClure, James]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00

8

Das Museum öffnete für die Allgemeinheit um zehn. Strydom kam schon um neun und ging durch den Seiteneingang hinein. Er mußte sich nicht nur die über Nacht Eingetroffenen in der Leichenhalle ansehen, sondern auch noch Polizeipatienten und körperlich Gezüchtigte überwachen. Mit anderen Worten: Dies war seine einzige freie Stunde bis zum Abend.

«Oh, da sind Sie ja schon», sagte Bose. «Hatte mir eigentlich vorgenommen, alles vor Ihrer Ankunft fertig zu haben.»

«Tut mir leid, Mann, aber ich habe die Sache mit dem Richter abgeklärt, und das hat nicht so lange gedauert, wie ich dachte. Er sagt, wir sollten weitermachen und tun, was wir für richtig halten. Wie ist sie denn?»

«Sie ist eine Schönheit», erklärte Bose ohne Stolz, während er weiterhin die Gußform Stück für Stück ablöste. Der Gips hatte jede einzelne Schuppe aufgenommen, und Strydom faltete vor Entzücken die Hände. Bose hatte das Tier höchst realistisch aufgerollt, und selbst ein Laie konnte erkennen, wie gut die Nachbildung sein würde.

«Könnte es schaffen, sie ein bißchen anzupinseln», murmelte Bose. «Wir haben in den nächsten Monaten keinen Neuzugang.»

Strydom hatte bereits Gefallen an den uhrenlosen hinteren Räumen des Museums gefunden und hätte beinahe gefragt, ob sie nicht gelegentlich erfahrene Pensionäre zum Vogelausstopfen und dergleichen anstellen würden. Staunend sammelten sich dann seine Gedanken wieder in der Gegenwart.

«Wie schön sie ist, und wie sie glänzt», sagte er.

«Vaseline; verhindert, daß sie an der Form anklebt. Die Tatsache, daß die Farben so schnell verbleichen, ist einer der Gründe, warum wir auf Gipsabdrücke übergegangen sind. So, Python regius, nachdem wir nun die Einwilligung haben, ist es Zeit für eine kleine Operation.»

Strydom, der sich hätte ohrfeigen können, weil er nicht gleich den Amtsweg genommen hatte, mit dem er sich viel Unruhe erspart hätte, sagte unnützerweise: «Ein Königspython, nicht wahr?»

«Königlich. Muß aus dem Norden importiert worden sein und hat bestimmt ein hübsches Sümmchen gekostet. Aber sie sind auch bei richtiger Pflege mit ihrer Lebensspanne eine gute Investition. Sehr gutmütig, ein ausgezeichnetes Haustier.»

«Nein danke!»

«Jedes Tier neigt zu stark defensiven Verhaltensweisen, wenn es sich bedroht glaubt», erinnerte ihn Bose nachdrücklich mit verschmitztem Lächeln. «Normalerweise rollt sich unser Freund, der Königliche, zu einer fast makellosen Kugel zusammen, mit dem Kopf tief in deren Innerem — man kann ihn regelrecht mit dem Fuß herumkugeln. Ein schönes Kunststück.»

«Ob das wohl auch zu ihrem Auftritt gehörte?»

«Das glaube ich nicht; wenn sie erst einmal zahm sind, hören sie damit auf. Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick.»

Das tote Reptil lag jetzt ausgestreckt auf dem zinkverkleideten Tisch. Strydom stellte seine Tasche ab und ging auf die andere Seite, um sich die zwei Aftersporne aus Horn anzusehen.

«Verkümmerte hintere Gliedmaßen», erklärte Bose und rollte einen Leinenwickel auseinander, in dem lauter Sezierinstrumente steckten. «Die Familie Boidae hat einen ziemlich gut erkennbaren Beckengürtel, den ich Ihnen zeigen werde. Die Männchen benutzen die Klauen dazu, um beim Werben die Weibchen damit zu streicheln — die ihrerseits anscheinend überhaupt keine Verwendung dafür haben.»

«Du lieber Himmel, als Liebende habe ich sie mir noch nie vorgestellt», kicherte Strydom. Er war im Grunde sogar, wie ihm jetzt klar wurde, sein Leben

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