Il Bastardo Ein Mafia-Thriller by Claudio M. Mancini

Il Bastardo  Ein Mafia-Thriller by Claudio M. Mancini

Autor:Claudio M. Mancini [Mancini, Claudio M.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426426289
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2015-08-05T16:00:00+00:00


Redaktionelle Recherchen

Gianna hatte zusammen mit Griselda in den vergangenen Tagen wahre Berge von Akten gewälzt, fragmentarische Hinweise ihres Vorgängers gesichtet und Nachrichten und Artikel zum Thema Müllentsorgung gesammelt. Im Laufe der vielen Stunden war ein enges Verhältnis zwischen den beiden entstanden. Gianna hatte Griselda spontan das Du angeboten, was die junge Frau in ihrem Arbeitseifer noch mehr beflügelte.

Soweit möglich, hatten sie sich über Barnettas Recherchen einen Überblick verschafft, indem sie alte Reisekostenabrechnungen analysiert und seine Wege auf der Landkarte nachverfolgt hatten. Ihr Vorgänger, das ließ sich jetzt mit Bestimmtheit sagen, war einer Schweinerei beängstigender Ausmaße auf der Spur gewesen. Immer wieder bemühten sie das Gedächtnis von Kollegen oder auch von Alessia Campobasso höchstpersönlich, um scheinbar unbedeutende Mosaiksteinchen zusammenzusetzen, die allmählich ein größeres Bild ergaben. Für Gianna und Griselda bestand kein Zweifel, dass sich der Müllhandel mit kaum überschaubaren Dimensionen zu einem staatsgefährdenden Skandal entwickeln könnte, der nicht nur in Italien, sondern vermutlich in ganz Europa für Aufruhr sorgen würde.

Barnetta und seine Kollegin Andrea Sfoni waren dem illegalen Export von hochtoxischem Sondermüll nach Somalia und in den Jemen, aber auch im Inland auf der Spur gewesen. Als sie sich mit einem hohen Würdenträger im Jemen treffen wollten, der angeblich eindeutige Beweise für die kriminellen Machenschaften besaß, wurden beide von Milizen auf offener Straße erschossen. Die Überlegung, weshalb man Barnetta und seine Kollegin aus dem Weg geräumt hatte, erübrigte sich somit. Vielmehr stand die Frage im Raum, weshalb die Morde von den Behörden vertuscht wurden. Niemand, nicht einmal die Staatsanwaltschaft, schien ein Interesse an ihrer Aufklärung zu haben.

Der Schnellhefter, den der Verlag aus Andrea Sfonis Appartement gerettet hatte, würde ihr möglicherweise Auskunft darüber geben. Gianna stieß auf einen zweiseitigen Bericht, in dem von »the dirty dozen« die Rede war. Es ging um Substanzen, über die schon seit Jahren ein Herstellungsverbot verhängt worden war. Angeblich sollten sechzigtausend Tonnen Lindan mit einem sogenannten Bulkfrachter von Genua aus nach Somalia verschifft worden sein. Im Golf von Aden verlor sich die Spur.

Gianna atmete tief durch. Allein der Gedanke, dass eines der giftigsten Insektizide in eine von Wirren und Bürgerkriegen gebeutelte Region gebracht wurde, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Wie viele Männer, Frauen und vor allem Kinder würden krank werden und eines elenden Todes sterben?

Griselda kam in ihr Büro geplatzt. »Ich habe gerade Statistiken über die Giftmüllentsorgung in Italien gefunden«, rief sie aufgeregt. »Schau mal.« Sie legte einen Stapel Ausdrucke auf Giannas Schreibtisch. »Laut Umweltministerium wurden in Italien siebenundzwanzig Millionen Tonnen toxische und verstrahlte Abfallstoffe erfasst, die in den letzten fünfzehn Jahren bei Industrieproduktionen angefallen sind.«

Giannas Augen flogen über die Zahlenkolonnen. »Da heißt es, dass aber nur knapp sieben Millionen Tonnen nach den gesetzlichen Vorschriften vernichtet wurden. Was ist mit dem Rest passiert?«

»Ich glaube, hier steht etwas zu diesem Thema«, murmelte Griselda und reichte ihrer Chefin ein weiteres Blatt.

»Ah ja, die Liste enthält Sondermülldeponien und Firmen sowie deren Kapazitäten. Wir müssen nur die Zahlen zuordnen und addieren, dann können wir einen ungefähren Abgleich machen, welche Mengen legal und den Vorschriften entsprechend vernichtet wurden.«

Griselda nahm ihren Taschenrechner zu Hilfe und tippte in rasender Geschwindigkeit die Daten ein.



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