Ihr seid nicht allein: Thriller (German Edition) by Wells Robison

Ihr seid nicht allein: Thriller (German Edition) by Wells Robison

Autor:Wells, Robison [Wells, Robison]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104006635
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2014-08-20T22:00:00+00:00


15

Wir gingen so schnell wir konnten, aber es fühlte sich nicht schnell genug an. Wir brauchten viel zu lange, und die Sekunden verrannen. Wir würden es nicht schaffen.

Ich ging auf Nummer sicher, verließ mit Becky die Straße und steuerte auf ein dichtes Gebüsch südlich der Furt zu.

»Wohin gehen wir?«

»Er geht bestimmt zur Furt«, erklärte ich. »Da hat Mason ihm die Falle gestellt. Ich will irgendwo anders über den Bach für den Fall, dass es nicht klappt.«

Becky nickte und nahm ihren Arm von meiner Schulter. »Ich kann allein laufen. Das ist schneller.«

»Ich kann dich schneller tragen.«

Sie holte Luft, um etwas zu erwidern, schwieg dann jedoch.

Es war noch immer nichts zu sehen oder zu hören. Ich hatte mit einem lauten elektrischen Knistern gerechnet, oder einem Knall. Irgendwas. Vielleicht funktionierte die Falle nicht – vielleicht waren die Kabel nicht ins Wasser gefallen. Oder sie waren hineingefallen, aber er war so konstruiert, dass er Elektroschocks widerstand. Oder es war zu viel Wasser, der Strom verteilte sich darin zu sehr und setzte ihn nicht außer Gefecht.

»Geh ohne mich«, sagte Becky.

»Nein.« Wir hatten den Bach fast erreicht.

»Du musst mich nicht beschützen …«

»Doch, das muss ich«, entgegnete ich scharf. Wenn sie zugehört hatte, als Mason und ich über seinen Plan gesprochen hatten, dann hatte sie auch gehört, was ich über sie gesagt hatte.

Ihre Finger gruben sich in meine Schulter. »Runter!«

Noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, ließ ich mich auf die Knie fallen. Iceman war auf der Straße.

Er sah nicht zu uns, sondern blickte finster die Straße entlang. Er war tropfnass und stinkwütend.

Mit einer Hand versuchte Becky, sich zum Bach und in Deckung zu ziehen. Da Iceman gerade in die andere Richtung sah, riskierte ich es und ging in die Hocke hoch. Ich packte Beckys Parka an der Schulter und zog sie ins Gebüsch.

Schweigend krochen wir weiter und rutschten die Böschung hinab zum Bach. Wir waren noch immer fünfzig gewundene Bachmeter von der Furt entfernt – von der Stelle, an der Isaiahs Körper lag. Es fühlte sich sicher an hier. Vergleichsweise.

»Kommt zum Fort!«, brüllte Iceman mit unnatürlich lauter Stimme.

Ich huschte ans andere Ufer hinüber und planschte dabei durch das eisige Wasser, das dort tiefer war. Dann spähte ich durchs Gebüsch Richtung Fort. Iceman war jetzt wieder am Fortufer und ging an seinem weißen Pick-up vorbei. Wir kamen zu spät. Er war noch immer näher am Wagen als ich, und er war sowieso garantiert schneller als ich.

Becky holte gerade zu mir auf, als ein Knall durch die Morgenluft hallte wie ein Schuss.

Iceman hatte die schwere Holztür des Forts eingeschlagen, als wäre sie aus Glas. Er griff zwischen den zertrümmerten Brettern hindurch und entriegelte die Tür.

»Das ist nicht gut«, hauchte Becky.

»Wir müssen hier weg«, sagte ich.

Sie sah zurück, stromaufwärts zum Pick-up.

»Wir haben keine Zeit«, sagte ich.

»Ich weiß«, fuhr sie mich an.

Becky stand vornübergebeugt, vermutlich ebensosehr vor Schmerzen als um in Deckung zu bleiben.

»Komm.« Ich packte ihren Arm. »Ich trage dich.«

»Mir geht’s gut.« Sie machte einen ersten Schritt, und das eisige Wasser strömte ihr über die Schuhe. Es reichte ihr nun bis zu den Waden.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.