Ich, der letzte Mensch by Richard Matheson

Ich, der letzte Mensch by Richard Matheson

Autor:Richard Matheson [Matheson, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2012-02-10T23:00:00+00:00


Weitere Tage vergingen. Jedesmal wenn der Hund zum Fressen kam, saß Neville auf der Veranda. Nach kurzer Zeit näherte sich der Hund seinen Freßnäpfen ohne Zögern. Und die ganze Zeit über redete Neville auf ihn ein.

»So ist es gut, Junge. Friß nur schön. Es ist gutes Fressen, nicht wahr? Ja, ich bin dein Freund. Ich habe dir das Fressen hingestellt, damit du nicht mehr hungern mußt. Du bist ein guter Kerl.«

So schwatzte er unaufhörlich, um die Furcht des Hundes zu überwinden und ihn an seine Stimme und schließlich an sich selbst zu gewöhnen.

Und jeden Tag rückte er ein wenig näher an die Freßnäpfe heran, bis er schließlich so nahe saß, daß er den Hund mit der ausgestreckten Hand hätte berühren können. Er tat es jedoch nicht.

Ich will nichts riskieren, sagte er sich. Ich will ihn jetzt nicht noch verscheuchen.

Aber es fiel ihm schwer, seine Hand stillzuhalten. Das Verlangen, den Kopf des Hundes zu streicheln, wurde fast übermächtig. Er erkannte daran, wie groß seine Sehnsucht war, einem Lebewesen Liebe zu schenken und wenn es nur ein häßlicher Köter war.

Bald, dachte Neville, bald werde ich seinen Kopf streicheln können.

Die Tage wurden zu Wochen, und der Hund wurde immer zutraulicher.

Dann, eines Tages blieb er aus.

Neville war außer sich. Er hatte sich so an den Hund gewöhnt, daß er seinen ganzen Tagesplan auf die Futterzeiten des Tieres ausgerichtet hatte.

Einen nervenzermürbenden Nachmittag verbrachte er damit, die ganze Nachbarschaft nach dem Hund abzusuchen und ihn mit lauter Stimme zu locken. Aber es war vergeblich.

Der Hund blieb auch am nächsten Vormittag verschwunden. Neville setzte seine Suche fort, aber mit weniger Hoffnung.

Sie haben ihn erwischt, hörte er sich in Gedanken immer wieder in hilfloser Wut sagen. Die Vampire haben ihn erwischt.

Aber tief im Innern wollte er nicht daran glauben. Diese letzte Hoffnung wollte er sich nicht nehmen lassen.

Am Nachmittag des dritten Tages war er in der Garage, als er den Blechnapf auf der Veranda klappern hörte. Er stürzte sofort ins Freie.

»Da bist du ja wieder!« schrie er.

Der Hund wich nervös von der Schüssel zurück. Im nächsten Moment zuckte ein wilder Schmerz durch Nevilles Herz. Die Augen des Hundes waren glasig und seine Zunge dunkel angelaufen. Das Tier war krank.

»Nein«, sagte Neville verzweifelt. »Nein – das nicht auch noch.«

Der Hund wich auf unsicheren, steifen Beinen über den Rasen zurück. Neville setzte sich schnell auf die Verandastufen und verhielt sich still.

Der Hund kam wieder heran und schleckte den Wassernapf leer. Neville konnte diesmal der Versuchung nicht widerstehen, die Hand auszustrecken. Der Hund wich wieder zurück und fletschte die Zähne.

»Schon gut, Junge«, sagte Neville. »Ich tu dir nichts.«

Er konnte den Hund nicht daran hindern, wieder wegzulaufen. Als er ihn verfolgen wollte, war er verschwunden, ehe er den Schlupfwinkel des Tieres ausfindig machen konnte.

In jener Nacht fand Neville keinen Schlaf. Er strich ruhelos durch das Haus, trank literweise Kaffee und fluchte über das träge Verstreichen der Minuten und Stunden.

Ich muß den Hund irgendwie zu fassen bekommen, dachte er immer wieder. Und zwar bald. Offensichtlich war das Tier krank, und er mußte es behandeln.



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