Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono by Elisabetta Bucciarelli
Autor:Elisabetta Bucciarelli [Bucciarelli, Elisabetta]
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2011-11-13T23:00:00+00:00
55
»Also, erinnern Sie sich nun an die kleine Dunkle oder nicht?«, fragte Maria Dolores den Mann, der vor ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte.
»Na sicher, an die kleine Möse erinnere ich mich sogar sehr gut«, kicherte er vor sich hin.
»Antworten Sie bitte, wie es sich gehört«, schaltete sich Funi ein, der dem Verhör ebenfalls beiwohnte.
»Was kann ich dafür, wenn Sie so blöd fragen.« Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, als habe er Durst. »Sie hießen Bernarda, Bernardina, hatten alle irgendwie den gleichen Namen.«
Maria Dolores blickte den Polizisten an und gab ihm ein Zeichen, besser nicht weiter darauf einzugehen. Dann nahm sie das Wort wieder an sich: »Erzählen Sie weiter. Was ist passiert, nachdem sie irgendwann nicht mehr aufgetaucht waren?«
»Nichts. Die Italienerinnen waren froh darüber, auch die frischen Negerinnen aus Afrika. Weil die kleinen Albanerinnen die ganze Arbeit gemacht haben. Und auch noch mehr dafür kassierten.«
»Und wohin sind die albanischen Mädchen Ihrer Meinung nach verschwunden?«, fragte Maria Dolores weiter.
Der Mann zuckte mit den Schultern und schweifte vom Thema ab: »Sie haben massenhaft Zeugs eingesackt, den halben Laden haben sie mir ausgeräumt als Bezahlung für die doppelte Ration«, er lachte. »Sie waren so erstklassige Schwanzlutscherinnen, dass es mir wie gestern vorkommt«, sagte er und spuckte aus.
Maria Dolores zog sich in eine Ecke zurück. Sie wäre jetzt liebend gern an einem anderen Ort gewesen. Sie hörte zu und schwieg, trotz der Blicke von Achille Funi. Vor ihr dieser ungewaschene Alte mit dreckigen Fingernägeln, der nach Schweiß und ranzigem Frittierfett stank. Seine fettigen Haare waren nach hinten gekämmt, und das Hemd, das an seinem Körper klebte, hatte er gewiss schon seit Tagen nicht mehr gewechselt. Dennoch zeigte sie nicht die kleinste Regung in ihrem Gesicht.
In diesem Moment fragte der Mann, ob er pinkeln gehen dürfe. Fragte ausgerechnet sie, als wäre sie die Toilettenfrau an der Autobahnraststätte. »Gleich bei der Tür rechts«, sagte Maria Dolores und wies mit der Hand in die genannte Richtung.
Dann blickte sie ihren Mitarbeiter an: »So was Abstoßendes.« Sie verfolgte aus den Augenwinkeln die Bewegungen des Alten, der das WC betrat und die Tür dabei offen stehen ließ. Sie schaute noch immer in die gleiche Richtung, direkt auf die Waschbecken.
Der Mann ließ sich ordentlich Zeit. Als er aus der Toilettenkabine kam, ging er an den Waschbecken vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Maria Dolores stand auf und sagte an Funi gerichtet: »Ich kann das nicht, übernehmen Sie bitte den Rest«, und verließ den Raum.
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