Ich konnte dich nie vergessen by Anny von Panhuys

Ich konnte dich nie vergessen by Anny von Panhuys

Autor:Anny von Panhuys [Panhuys, Anny von]
Die sprache: tah
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2016-06-05T00:00:00+00:00


Hansjörg mußte erst einmal tief Atem holen, dann antwortete er derb: „Wenn mir ein Mann das gesagt hätte, was eben aus deinem Munde kam, würde ich seine weiteren Unverschämtheiten mit einem ordentlichen Kinnhaken unterbinden, aber mit dir darf ich das ja nicht machen. Pfui, Christa, wer hat dir nur den harmlosen Besuch Hubertas auf Hanttelshof in so einer verdammt dreckigen Beleuchtung gezeigt?“

Christa schwieg, weil eben der Kaffee gebracht wurde.

„Einen Cognak, Fräulein“, bestellte Hansjörg und erklärte, nachdem das Bedienungsfräulein sofort das Gewünschte gebracht: „Gegen den Schmutz, mit dem du mich eben beworfen hast, Christa, brauche ich einen Schnaps, sowas muß man mit Alkohol hinunterzwingen.“

Er trank das Gläschen auf einen Zug aus und setzte es mit hartem Ruck auf den Teller zurück.

Er sah sie böse an. „Wer hat dir diese widerliche Auffassung von Hubertas Besuch beigebracht?“

Christa erwiderte mit mühsam beherrschter Erregung: „Ich habe bemerkt, daß mich Huberta belog, als sie letzthin zweimal am Mittwoch abend ausging, unter dem Vorwand, eine Freundin zu besuchen. Und weil ich eine dunkle Angst um sie hatte, bin ich ihr am Sonntag nach Tisch heimlich nachgegangen. Da habe ich dein Auto gesehen und daß Huberta zu dir einstieg. Und dann —“

„Und dann?“ drängte er. „Schnell, sprich, die Sachlage soll und muß geklärt werden. Das bin ich, nein, das sind wir dem Mädel schuldig.“

Sie berichtete ehrlich: „Nachdem ich euch im Auto habe davonfahren sehen, mußte ich lächeln. Ich glaubte mit einemmal zu wissen, Huberta wäre an den beiden Abenden mit dir zusammen gewesen und das störte mich nicht im geringsten. Ich war felsenfest davon überzeugt, Huberta hätte sich die Aufgabe gestellt, dich meinetwegen zur Vernunft zu bringen und empfand sogar Dankbarkeit für sie, denn dein schriftlicher Vorschlag war sicher schon auf ihre Einmischung zurückzuführen. Dann aber kam ein Brief.“

Sie stockte und er ergänzte: „Ein anonymer Brief.“

Sie blickte ihn an. „Stimmt, ein anonymer Brief, und der klärte mich auf, daß du draußen stundenlang mit Huberta allein gewesen und sie, wie der Schreiber des Briefes behauptet, geküßt hast. Du sollst Huberta durch dein Verhalten vor deinen Gutsleuten bloßgestellt haben.“ Sie schloß zornig: „Die Mitteilung hat mich erbittert. Ich habe Huberta lieb und ich leide darunter, wenn ihr guter Ruf geschädigt wird. Noch bist du mit mir verlobt, die Leute wissen es nicht anders, aber Huberta besuchte dich allein und ließ sich von dir abküssen. Das war ein häßliches Spiel hinter meinem Rücken!“

„Sachte, nur man sachte, Christa, ein bißchen anders verhält sich das in Wirklichkeit doch. Die Schauermär, die dir ein anonymer Brief zugetragen hat, stimmt nicht. Vor allem habe ich Huberta nicht geküßt, da sind dem Briefschreiber die Phantasie und die Lügenfeder durchgegangen. Ich muß dir deshalb leider erst erklären, was du eigentlich von selbst hättest wissen müssen.“

Christa sah ihn stumm fragend an und er wiederholte wörtlich, was ihm Huberta vor kurzem erklärt: „Anonyme Briefe gehören, wenn irgend möglich, schon ungelesen ins Feuer, und Handschuhe sollte man sich beim Anfassen auch noch anziehen, weil man sich sonst schmutzig macht.“

Christa wurde flammend rot.

„Natürlich sind anonyme Briefe wie Geschosse feiger Menschen aus dem Hinterhalt, aber ich bin dem Schreiber des Briefes dankbar.



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