Ich kehre zurueck nach Afrika by Stefanie Gercke

Ich kehre zurueck nach Afrika by Stefanie Gercke

Autor:Stefanie Gercke [Gercke, Stefanie]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783641137342
Google: cXDcAgAAQBAJ
Barnesnoble:
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2014-07-28T22:00:00+00:00


Das erste, was sie hörten, als sie die Auffahrt hochfuhren, waren diese entsetzlichen Schreie. Titas Haus lag in tiefster Dunkelheit, nur ein Fenster im oberen Stock war hell erleuchtet. In dem grellen Rechteck stand ein großer, muskulöser Mann, der ein strampelndes Kind an seinen ausgestreckten Armen aus dem offenen Fenster hielt. Es schrie und schrie in hohen, durchdringenden Stößen.

»O Gott, Ian, das ist Sammy! Was geht da vor?« Henrietta sprang aus dem Wagen.

Tita rannte schon auf das Haus zu. »Sammy!« schrie sie gellend.

»Hilfe, Neil!«

Sammy stieß noch immer diese schrillen, hohen Schreie aus. Sie hing kopfüber über dem Abgrund.

»Tula wena«, brüllte der Mann im Fenster heiser, »sei leise, weißes Baby, oder ich töte dich!«

»Moses«, flüsterte Neil geschockt, »es ist Moses! Halt, Moses, nicht!« brüllte er.

Moses zuckte zusammen, öffnete seine Hände, und Sammy fiel in die Tiefe. Tita schaffte es nicht ganz. Ihr Kind stürzte zwei Meter vor ihr zu Boden. Für atemlose Momente war kein Laut zu hören, die Szene erstarrte zu einem Tableau.

Neil lief auf das Haus zu. »Ich bring dich um, du mörderischer schwarzer Kaffernbastard«, brüllte er und hob im Laufen einen scharfkantigen, faustgroßen Stein hoch, hielt ihn wie einen Dolch zum Todesstoß, »ich hack dich in Stücke!«

»Neil, nicht! Warte!« Ian raste zum Wagen, griff durchs offene Fenster, holte den Revolver aus dem Handschuhfach und folgte Neil mit langen Sätzen.

Neil brüllte wie ein Stier und verschwand im Haus. Heisere, tiefe Schreie von Moses mischten sich mit Gladys’ schrillem Kreischen. »Neil, hör auf, du bringst ihn um!« Ians kraftvolle Stimme!

Tita schien nichts zu hören. Sie wimmerte leise und sank vor dem regungslosen Körper ihrer Tochter auf die Knie. Sammy lag wie leblos in der Gardenienhecke. Ihr Mund hing offen, Blut lief aus einer Kopfwunde und verklebte ihre Haare. Sie war leichenblaß, ihre Augen waren geschlossen.

Lautloses Schluchzen schüttelte Tita. Bebend berührte sie mit den Fingerspitzen die Wange ihrer Tochter. »Sammy«, wisperte sie, »oh, mein Liebling.« Ihre Stimme brach, ihr Kopf sank nach vorn.

Sammys Lider flatterten, hoben sich, aus riesigen Augen blickte sie ihre Mutter verständnislos an. »Mummy?« Sie hustete.

Titas Kopf schnappte hoch.

»Mummy, es tut weh.« Sammy streckte ihr die blutverschmierten Ärmchen entgegen.

Mit unendlicher Zärtlichkeit und einem Ausdruck auf ihrem Gesicht, als hätte sie eben ein Wunder erlebt, hob Tita ihr Kind hoch. Sprechen konnte sie offensichtlich nicht.

Henrietta kniete neben ihr. »Halt sie still, Tita«, sagte sie und prüfte rasch mit sanftem Fingerdruck ihre zarten Glieder. »Nichts, oh, Tita, sie hat Glück gehabt. Ich glaube, sie hat nichts gebrochen. Laß sie uns ins Haus bringen.«

Ein schwarzgekleideter, schwarzhäutiger Mann brach durch die Büsche, stoppte, starrte sie aus glasigen, blutunterlaufenen Augen an, frisches Blut lief aus einem langen Schnitt von seiner Stirn. In jeder Faust trug er einen silbernen Leuchter. »Ian!« schrie Henrietta, »Hilfe!«

Der Schwarze verschwand in der Dunkelheit.

Sie fanden Neil und Ian in der Eingangshalle. Überall, auf dem Fußboden, an den Wänden, klebte Blut. Ian umklammerte Neil von hinten, der schwer atmend über Moses gebeugt stand. In seiner erhobenen Hand hielt er noch den Stein, dessen Spitze rot und naß glänzte. Er hatte seinen Fuß auf Moses’ Schulter gesetzt.



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