Ich bin unschuldig by Durrant Sabine

Ich bin unschuldig by Durrant Sabine

Autor:Durrant, Sabine [Durrant, Sabine]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 9783492963978
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Als ich klein war, ist meine Mutter, wenn die Stimmung sie überkam, mit mir ans Meer gefahren. Es spielte keine Rolle, ob Schule war, meiner Mutter war das egal. Sie drehte das Radio auf, sang aus Leibeskräften mit und hielt irgendwo, um Pommes und Limonade zu kaufen. Ich saß auf der Kante der Rückbank und hielt Ausschau nach der verschwommenen blauen Linie am Horizont. Doch ziemlich oft ging alles schief. Ich kleckerte mir Tomatensoße auf die Bluse, oder im Radio lief das falsche Lied, oder sie sah durchs Fenster jemanden, den sie nicht mochte. Dann überlegte sie es sich anders und kehrte um. Die sauerstoffreiche Luft rüttelte am Fenster, doch im Auto wurde die Atmosphäre schwarz und sauer.

Darüber denke ich gerade nach, als Philip an diesem Abend anruft: dass Dinge, die man sich sehnlichst herbeigeträumt hat, manchmal in dem Augenblick, da man sie bekommt, in Enttäuschung umkippen.

Er sagt alles, wonach ich mich gesehnt habe. Er hat gerade eine SMS von Rog bekommen. Er hat erfahren, was passiert ist. Es tut ihm leid, dass ich durch die Hölle gehen musste. Dem Teufel sei Dank, dass es vorbei ist. Was hat die Polizei sich bloß dabei gedacht, mich festzunehmen? Warum haben sie nicht eine Minute mal nachgedacht …? Es tut ihm schrecklich leid, dass er nicht früher angerufen hat. Sein Handy war am Ladekabel. Ein Meeting nach dem anderen, danach zum Karaoke zwangsverpflichtet – diese endlosen Unterhaltungsprogramme für die Mitarbeiter. Er hat nicht mal geduscht. Er hat gesehen, dass ich angerufen habe, aber er hat die Nachricht eben erst abgehört. Natürlich hätte er zurückgerufen, wenn er es gewusst hätte. Geht es mir gut? Ich klang so verzweifelt. Hat die Polizei mich mit aufs Revier genommen, weil ich die Leiche gefunden habe? War das der Grund?

Ich weiß nicht. Es spielt keine Rolle. Ja. Es tut mir leid. Ja.

Er kommt sofort nach Hause, sagt er. Er nimmt den nächsten Flug.

Ich bin ganz ruhig. Es ist, als würde ich von oben auf mich herabschauen, aus dem Cockpit der Boeing 747 oder womit auch immer er heimfliegt. Er klingt gar nicht nach Philip. Er klingt nach einem Vertreter von Philip; der echte Philip ist tief unter den Manierismen, den Sprüchen vergraben, der echte Philip denkt und empfindet etwas ganz anderes. Ich erinnere mich an ein schwieriges Gespräch in Brighton. Ich sagte: »Du bist komisch.« Und er sagte: »Nein, ich bin nicht komisch. Aber wenn du so was sagst, fühle ich mich komisch.« Alles kommt mir künstlich vor. Bilder von uns beiden von früher. Die ganzen Erinnerungen, die ich unablässig hochzerre. Sie sind alle gefiltert. Es sind nur Worte und Posen.

»Bleib in Singapur«, sage ich. »Es war nur ein Sturm im Wasserglas. Es tut mir leid, dass ich dir was vorgeheult habe. Ich habe mich zu sehr aufgeregt, ich war müde. Aber jetzt ist es vorbei. Ich brauche nicht mal einen Anwalt. Es war ein Missverständnis. Es genügt, dass du es angeboten hast. Millie ist ab morgen bei Robin, und … Komm erst nach Hause, wenn …«



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.