Hundsvieh - Kriminalroman by Gmeiner-Verlag

Hundsvieh - Kriminalroman by Gmeiner-Verlag

Autor:Gmeiner-Verlag
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2013-06-10T04:00:00+00:00


14.

Einen Moment lang haben wir nicht auf Fritschi geachtet.

Erst als der Motor des BMW aufheult, drehen wir uns zu ihm um. Er hat den Rückwärtsgang eingelegt, die Reifen drehen kurz durch, dann schießt der Wagen rückwärts durch die Gasse, bevor Kubashi die Waffe heben kann, ist Fritschi mit der Giacometti-Skulptur verschwunden.

Wir haben es vermasselt, mit Fritschis Flucht habe ich nicht gerechnet, sonst hätte ich ihn nicht in den Wagen gelassen.

Kubashi hat zwar seinen Hund, Müller seinen Schuldschein, meine Unschuld aber ist noch lange nicht bewiesen.

»Wo ist der Scooter, Kubashi?«

Der Japaner zeigt hinüber zum Palazzo Salis, ich laufe los, reiße die Türe des Hotels auf, da steht neben der Rezeption die Reisetasche des Japaners. Mit dem Scooter unter dem Arm hetze ich hinaus, schaue mich um, Kubashi steht immer noch neben dem Bärtigen, der am Boden kauert. Der Hund sitzt daneben.

»Rufen Sie die Polizei. Und passen Sie in der Zwischenzeit auf Rico auf.«

Dann biege ich um die Ecke, haste durch die Gassen. Bei der Kirche beginnt der Asphalt. Die Räder des Scooters beginnen zu rollen. Die Straße führt an den letzten Häusern vorbei zum Ort hinaus. Rechts der Parkplatz, dann fällt die Straße ab.

Wesentlich sicherer als mit dem Fahrrad heute Nachmittag rolle ich mit dem Scooter von Kubashi die Straße hinunter. Die Bremse funktioniert wunschgemäß, ich muss bloß leicht anbremsen, dann kann ich mich so richtig heftig in die Kurve legen.

Weit unten sehe ich die Talstraße, ab und zu rauscht ein Wagen in Richtung Engadin oder hinunter nach Italien. Irgendwo unter mir fährt Fritschi mit einer unersetzlichen Skulptur davon. Notfalls können Müller und Kubashi meine Unschuld bestätigen, damit schaffen wir den Hund aber auch nicht wieder her. Bereits in der Nacht kann Fritschi in Mailand sein, dann landet die Skulptur in einem arabischen Scheichtum, in einem Tresor in New York oder sonst wo in einer Privatsammlung.

Plötzlich zerschneidet Sirenengeheul die Nacht. Kubashi hat also reagiert, die Polizei ist unterwegs. Drei Kurven weiter eröffnet sich mir ein bizarres Bild.

Fritschi muss zu schnell gefahren sein, nach der Kurve hat er wohl die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Der BMW ist erst gegen die Leitplanke geknallt und dann gegen einen Baum geprallt. Nun steht er dampfend neben der Straße, seine Scheinwerfer zielen ins Leere, Fritschi steigt eben aus und schaut mir entgegen. Er blutet aus einer Wunde an der Stirn.

»Das war’s wohl.« Er zieht eine Zigarette aus der Packung, greift dann suchend in seine Hosentaschen.

Wenig später kommt ein Wagen die Straße hinauf, wir werden geblendet, von allen Seiten rennen Polizisten auf uns zu und richten ihre Waffen auf Fritschi.

Dieser hebt beschwichtigend die Hände. »Schon gut, ich bin unbewaffnet!«

Ein weiterer Wagen braust heran, Türen werden geöffnet.

»Tutto a posto, Mettler, alles in Ordnung? Es hat etwas länger gedauert, ich war noch in Castasegna beschäftigt!«

Marco Morandi und Lena Kauer erscheinen im Scheinwerferkegel. Lena fotografiert den beschädigten BMW, dann mich und Fritschi. Schließlich öffnet sie die hintere Türe des Wagens und macht noch einige Aufnahmen des Hundes von Alberto, der artig auf der Rückbank steht und bei seinem Ausflug ins Bergell keinerlei Schaden genommen zu haben scheint.



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