Hotel kann jeder - meine Frau, unser Wohnwagen und ich by Andreas Austilat

Autor:Andreas Austilat [Austilat, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Wilhelm-Goldmann-Verlag
veröffentlicht: 2014-01-28T23:00:00+00:00

8

Der Wagen

wird gerockt

Für einen Moment war ich ein bisschen enttäuscht. Eine Grillschürze. Von meinen besten Freunden zum Geburtstag. »Muttis Bester« stand vorne drauf. Christoph lachte. »Du dachtest, das ist jetzt alles, stimmt’s?« Er überreichte mir einen Umschlag. Während ich ihn öffnete, guckte Christoph gespannt. Eine Eintrittskarte für ein dreitägiges Rock-Festival. Drei Tage?

»Freust du dich?«

»Ja, klar«, sagte ich vielleicht ein bisschen zu lahm.

»Hey, das sind VIP-Karten, war nicht so leicht, die zu kriegen!« Christoph hatte einen guten Job in einer Werbeagentur und war auf diese Weise an fünf Freikarten gekommen.

»Ja«, ich nickte, »aber drei Tage? Sind wir nicht ein bisschen zu alt dafür?«

»Was willst’n damit sagen?«, mischte sich Björn ein. Björn war eigentlich der Jüngste von uns. Aber er war frisch geschieden und seitdem ein bisschen empfindlich, wenn man ihn auf sein Alter ansprach. Er brauchte wieder dringend mehr Selbstbewusstsein.

»Mann, wir sind doch nicht alt«, stand Jan ihm bei, »außerdem bin ich seit zehn Jahren regelmäßig auf Festivals.«

»Und eines Tages wirst du deine Tochter da treffen, das wird vielleicht peinlich.«

»Meine Tochter?« Jan guckte mich entgeistert an. »Bist du verrückt? Meinst du, ich würde der erlauben, da hinzufahren? Was glaubst du, was da los ist?«

»Was ist denn da los?«, meldete sich Jans Frau. Sie war noch nie mitgefahren, weil Christoph und Jan darauf beharrten, dass der Besuch eine reine Männerveranstaltung sei. Und man müsse ihnen doch zugestehen, einmal im Jahr unter sich zu sein. »Wieso los sein?« Jan versuchte mit seiner Gegenfrage offensichtlich Zeit zu gewinnen. Er hatte wohl den Faden verloren, fing sich aber gleich wieder: »Na, bei uns jetzt nichts, aber die jungen Mädels, die können doch noch gar nicht umgehen mit den Gefahren und so. Was ist denn nun, findest du das jetzt super oder nicht?«

»Klar finde ich das super, wenn ihr mich da mitnehmt.«

Christoph und Jan schwärmten regelmäßig von ihren Festivaltouren. Die Geschichten fingen immer an mit: »Weißt du noch …?« Stets ging es um legendäre Auftritte. »Weißt du noch, Bowie auf dem Hurricane 2004, als der seinen Herzinfarkt kriegte?« Das war eins dieser Stichworte. Wenn man den beiden glauben durfte, kriegte David Bowie seinen Herzinfarkt auf offener Bühne. »Und wir waren dabei.« Tatsächlich musste er sein Konzert damals abbrechen, und es war erst einmal sein letztes. »Oder der Auftritt von Manu Chao, wenn ich nicht gewesen wäre, hätte der ohne Schlagzeuger spielen müssen.« Auch so eine Geschichte von Jan. Manu Chaos Schlagzeuger, so ein kleiner Südfranzose, hatte seine Akkreditierung nicht dabeigehabt und versucht, einen kahlköpfigen Ordner auf Französisch davon zu überzeugen, dass er wichtig wäre. Natürlich erkannte Jan den Mann. Er ist berühmt für sein Detailwissen, selbst wenn es um eher exotische Rockmusik ging. Oder um Fußball, vor allem um Borussia Dortmund, Jans andere große Leidenschaft. Schon allein deshalb nahmen wir ihn immer mit, wenn wir zum Pubquiz gingen. Jedenfalls hatte er dem Ordner klarmachen können, dass sie den Schlagzeuger unbedingt durchlassen müssten.

Und so konnte das ewig weitergehen. »Weißt du noch, wie das Bier in meinen Schlafsack gelaufen ist? … Weißt du noch, wie das Konzert wegen

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