Hotel Pastis by Mayle Peter

Hotel Pastis by Mayle Peter

Autor:Mayle, Peter [Mayle, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-10T00:00:00+00:00


14

Simon wurde von den Sonnenstrahlen geweckt, die durch das Schlafzimmer fielen. Das Bett neben ihm, in dem Nicole gelegen hatte, war noch warm, und er hörte das Blubbern der Kaffeemaschine aus der Küche. Er rieb sich die Augen und blickte auf die Kleider, die sie letzte Nacht achtlos über die Stuhllehne geworfen hatten. Ein Mann mittleren Alters wird überwältigt von sinnlicher Leidenschaft, dachte er, und dann auch noch in so reizender Gestalt.

Jetzt drang ihm der Geruch frischgebrühten Kaffees in die Nase und lockte ihn aus dem Bett. Er ging ins Bad und zog sich einen Frotteemantel an, dann stieg er die Treppe hinunter. Nicole stand da und wartete, bis der Kaffee durchgelaufen war. Sie trug eines von Simons Hemden und hatte eine Hand in die Hüfte gestützt, wobei das Hemd hinaufgerutscht war und kaum noch ihre Oberschenkel bedeckte.

»Guten Morgen, Madame Bouvier. Ich habe eine Nachricht für Sie.«

Sie wandte den Kopf und lächelte ihm über die Schulter zu.

»Oui?«

»Sie werden im Schlafzimmer verlangt.«

Sie schenkte Kaffee ein und trug die Becher zum Tisch hinüber, dann drückte sie Simon sanft auf einen Stuhl und setzte sich auf seinen Schoß. »Ernest kommt in fünf Minuten.« Sie küßte ihn. »Und du hast heute vormittag viel vor.«

»Das habe ich gehofft.«

Sie hatten ihre Kaffeebecher kaum zur Hälfte leergetrunken, als es an der Tür klopfte. Simon sah Nicole nach, wie sie die Treppe hinaufhuschte, und verscheuchte den flüchtigen Wunsch nach einer Siesta. Dann ließ er Ernest herein.

»Einen schöneren Tag hätten wir uns gar nicht wünschen können, mein Lieber.« Er legte den Kopf schief und musterte Simons Bademantel von der Seite. »Aber ich wage zu behaupten, Ihnen ist entgangen, wie heute das Wetter ist.«

»Die Zeitverschiebung, Ern. Sonst wäre ich schon seit Stunden wach. Nehmen Sie sich Kaffee, ich ziehe mich inzwischen an.« Die beiden verließen das Haus und gingen zum Marktplatz, vorbei an den beschlagenen Fenstern des Cafés und den alten Platanen, die zu dieser Jahreszeit kahl und bis zu ihren gesprenkelten grauen Aststümpfen zurechtgestutzt waren. Überall, wo die Sonne nicht hinkam, lag noch eine weiße Reifschicht. Das Licht war grell, der Himmel strahlte in einem intensiven Blau. Wenn das Grün der Weinberge unterhalb des Dorfes nicht gefehlt hätte und die Luft nicht so beißend kalt gewesen wäre, hätte man meinen können, es sei ein Frühsommertag.

Auf dem Parkplatz gegenüber der gendarmerie standen mehrere Liefer- und Lastwagen. Monsieur Blancs BMW, das Markenzeichen des erfolgreichen Architekten, war als einziger Wagen nicht verschrammt und verstaubt.

»Er kommt jeden Tag hierher und sieht sich um, unser Monsieur Blanc«, bemerkte Ernest, »und er ist sehr streng mit den armen Kerlen, die den ganzen Tag hier draußen in der Kälte arbeiten müssen. Warum sie keine Handschuhe und Schals anziehen, ist mir schleierhaft.« Sie blieben am Eingang stehen. An den Fenstern waren Holzläden angebracht, und die provisorische, aber solide Tür bestand aus dicken Holzbrettern. Ernest stieß sie auf. »Nun also«, sagte er, »erwarten Sie bitte nicht das Connaught, aber es macht Fortschritte.«

Der hallenartige Raum war von Sonnenlicht durchflutet. Ein Feuer knisterte, dicke Eichenholzscheite waren zu beiden Seiten des Kamins aufgeschichtet.



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