Hormonyoga und Pfefferspray (German Edition) by Rosi Wanner

Hormonyoga und Pfefferspray (German Edition) by Rosi Wanner

Autor:Rosi Wanner [Wanner, Rosi]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2015-12-07T16:00:00+00:00


Die lauwarme Dusche war eine Wohltat für meinen verschwitzten Körper. Ich wickelte ein Handtuch um die nassen Haare, zog einen Bademantel über und cremte mir ein Antifaltenserum ins Gesicht. Kurz bevor ich den Föhn einschalten wollte, hörte ich Richards Stimme. Sie hatte eine ganze Palette von Klangfarben und diese gehörte zu denen, die man sich maximal ein Mal in zehn Jahren wünschte. Ich öffnete die Badezimmertür und eilte barfuß zu Lucas Zimmer.

In der Mitte des Raumes fuchtelte Richard mit den Händen in der Luft herum, während beide kleinen Finger sich dramatisch abspreizten. Luca steckte also in Schwierigkeiten.

»Latein ist ein reines Lernfach, und wenn man sich in Deutsch einigermaßen gut vorbereitet, dann muss man in diesem Fach keine Sechs schreiben.«

»Eine Sechs?« Noch eine? Die Werteskala dieses Tages rauschte von minus achtzig bis unendlich, und der Spaten im Gartenhäuschen klapperte verdächtig.

Richard drehte sich zu mir um. Sein weißes Baumwollhemd klebte an der Brust und sein Gesicht wies eine ungesunde Rotfärbung auf. »Lucas Klassenlehrerin hat mir offenbart, dass unser Sohn dieses Schuljahr leider nicht schaffen wird.«

Damit hatte die Schiffsschaukel sich überschlagen und Luca rausgeworfen. Mein Blick wanderte zu ihm. Mit verschränkten Armen lehnte er an seinem Schreibtisch, in den Augen schimmerte es verdächtig.

»Ich habe sehr wohl für Deutsch gelernt.« Seine Stimme klang patzig. »Keine Ahnung, was dieser alten Schnepfe an meiner Analyse nicht gepasst hat.«

Richard wirbelte zu ihm zurück. »Rede nicht so respektlos über deine Lehrerin! Du hast das Gedicht nicht nur falsch interpretiert, sondern auch noch die Sätze so verschachtelt geschrieben, dass sie absolut unverständlich waren.« Er steckte seine Hände in die Hosentaschen und lief im Zimmer auf und ab. »Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, einen Teil davon lesen zu dürfen.«

Luca wischte sich mit den Handballen über die Augen, und ich spürte förmlich, wie sich seine Kehle vor unterdrückter Tränen zusammenzog.

»Nach der letzten Klausur hat sie mir erklärt, dass ich mehr Nebensätze einbinden muss«, verteidigte er sich verzweifelt. »Das habe ich diesmal gemacht, und jetzt ist sie wieder nicht zufrieden.« Hilfesuchend sah er mich an. »Was soll ich denn da machen?«

Ich hatte schon öfters mit ihm für Deutschklausuren gelernt, und ich wusste genau, was passiert war. Er hatte seine Sätze so künstlich in die Länge gezogen, dass er am Ende nicht mehr wusste, was er am Anfang geschrieben hatte. Kein Wunder, dass nichts zusammenpasste.

»Ich würde vorschlagen, das Thema ‚Schule‘ auf morgen zu vertagen.« Mein Zeigefinger bohrte sich in Richards Seite. »Luca muss auch erst mal verkraften, dass er das Schuljahr nicht schafft.«

»Darüber ist noch nicht das letzte Wort gesprochen«, wandte Richard ein. »Schließlich gibt es eine Nachprüfung.«

»Ganz bestimmt nicht für mich«, antwortete Luca trotzig. »Ich hab keinen Bock in den Sommerferien zu lernen.«

Während Richards Brustkorb sich aufpumpte, wechselte seine Gesichtsfarbe zu dunkelviolett.

Ich straffte meinen Bademantel enger zusammen.

»Du wirst alles, aber auch alles dafür tun, dieses Schuljahr zu schaffen«, polterte Richard los und ging einen Schritt auf Luca zu.

»Moooment!« Mit ausgestreckten Armen baute ich mich zwischen den beiden auf. »Auszeit!« Ich warf ihnen einen strengen Blick zu. »So geht das nicht!« In erster



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.