Homo sapiens movere ~ geschehen (German Edition) by R. R. Alval

Autor:R. R. Alval [R. Alval, R.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-27T16:00:00+00:00

Ehre

Juni 2053

Dem Tod war ich vor zwei Monaten nur knapp von der Schippe gesprungen. Ein Glück, dass wir Antibiotika im Haus hatten. Medizin, die ich eigentlich für Katrin besorgt hatte. Doch mit einer Blutvergiftung war nicht zu spaßen. Rhett machte mir deswegen noch heute – viel zu oft – Vorwürfe.

Aber meine Güte!

Wer dachte denn an sowas? Wie oft hatte ich mich als Kind verletzt? Bei einem Fahrradsturz, beim Spielen, beim Klettern.

Rhett schien durch diesen Zwischenfall in einem kleinen Dilemma zu stecken. Zum einen sollte er auf mich aufpassen und für meine Sicherheit sorgen. Zum anderen fühlte er sich Katrin verpflichtet. Kein Wunder, dass seine Laune ständig im Keller war. Stinkiger Werwolf war echt kein Zuckerschlecken. An allem, was ich tat – oder nicht tat – hatte er etwas auszusetzen. Wenig verwunderlich, dass er mich neuerdings bei Besprechungen über Alexander ausschließen wollte. „Er ist mein Bruder, Rhett. Ich will wissen, was wir unternehmen. Wann. Und wie. Ist das zuviel verlangt?“ Sein Schnauben war keine Antwort. „Schnaub ruhig. Das hält mich nicht davon ab zuzuhören.“ Meine Eltern mochten Rhett. Also mischten sie sich kaum ein. Nur einmal hatte mein Vater Rhett zur Seite genommen und ihm erklärt, dass ich meinen eigenen Kopf hatte. Rhetts Erwiderung hatte ich leider nicht gehört. Doch das Kopfnicken meines Vaters hatte mich unsicher gemacht. War das ein gutes Zeichen für mich – oder ein schlechtes?

„Wenn es nötig ist, binde ich dich irgendwo fest.“ Jetzt war ich diejenige die schnaubte. „Davon träumst du wohl. Du kannst mich nicht herumkommandieren, wie es dir gerade in den Kram passt. Ich kann ebenfalls dazu beitragen Alex zu befreien.“ Rhett lüpfte eine Augenbraue.

Überheblich.

Sexy.

Im selben Moment packte er mich und drückte mich gegen die nächstbeste Wand. „Kannst du das? Du kannst dich noch nicht mal gegen einen meiner Art verteidigen. Wie willst du es mit Vampiren aufnehmen?“ Ich wand mich unter seinem Griff. Versuchte, ihm zwischen die Beine zu treten. Doch er hatte mich mit seinem Körper vollständig eingekeilt. „Es ging nur ums Zuhören. Ums Reden!“, schrie ich ihn an. „Schon möglich.“, erwiderte Rhett. Mich festzuhalten kostete ihn keinerlei Anstrengung, während mein Kopf vor Wut sicher knallrot war. „Aber sobald wir einen Plan haben, bist du doch der Meinung ihn sofort umsetzen zu können. Ohne Rücksicht auf andere.“

„Unterstellst du mir teamunfähig zu sein?“

„Genau das tue ich. Du begibst dich in Gefahr, ohne daran zu denken, was du damit bewirkst.“

„Und was genau bewirkt euer Reden? Wir wissen seit einem halben Jahr, wo Alexander und seine Frau sind. Was haben wir bisher dafür getan? Nichts. Geredet. Davon kommen sie aber nicht frei!“

„Stimmt. Doch ein guter Plan ist die halbe Miete.“ Ich verdrehte die Augen. „Guter Plan. Pah! Ihr habt doch gar keinen. Ihr redet, verwerft. Redet; redet es kaputt. Natürlich gibt es Risiken. Natürlich können wir nicht alle Eventualitäten abdecken. Wir sind in der Unterzahl. Aber verdammt nochmal, wir müssen es doch versuchen!“

„Eben nicht! Was nützt es uns denn, wenn dein Bruder und seine Frau bei unserer Aktion ums Leben kommen? Oder du? Oder deine Eltern?“ Ich zuckte mit den Achseln.

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