Homo Sapiens 404 Band 5 by Claudia Kern
Autor:Claudia Kern
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Rohde Verlag
veröffentlicht: 2013-01-30T05:00:00+00:00
7
»Ich möchte euch begleiten.«
Ama’Ru stand in der Tür zu ihrer leeren Kabine. Herausgerissene Seiten aus alten Magazinen, die sie in den offen stehenden Passagierkabinen gefunden haben musste, und Papierfetzen bedeckten den Boden. Die Luft, die Rin entgegenschlug, war heiß und trocken.
Auckland musste das ebenfalls bemerken, kommentierte es aber nicht. »Ich halte das für keine gute Idee«, sagte er.
Trevor nickte. Arnest verschränkte abweisend die Arme vor der Brust. Er hatte sich ein frisches schwarzes Hemd angezogen, was Rin für ein kleines Wunder hielt. Sie waren auf dem Weg zur Destination Moon. Nur Lanzo und Kipling fehlten. Beide hatten sich freiwillig für den Wachdienst auf der Brücke gemeldet.
»Ist das nur deine Meinung«, fragte Ama’Ru, »oder verbirgt sich dahinter ein Befehl? Anders gefragt: Bin ich eine Gefangene oder ein Gast?«
Rin sah Auckland an. Die gleiche Frage hatte sie sich auch schon gestellt.
Er wich aus. »Ich werde dir nicht verbieten, mitzukommen, aber …«
»Warum nicht?«, fragte Arnest.
»Aber«, sagte Auckland schärfer, »ich kann dort für deine Sicherheit nicht garantieren. Du weißt ja, was passiert ist.«
»Das tue ich.« Die Mandibeln der Gottesanbeterin bewegten sich. Rin sah kleine bunte Fetzen in ihrem Mundwinkel hängen.
»Dir klebt Papier am Mund«, sagte sie. »Isst du das?«
Ama’Ru drehte den Kopf. »Natürlich nicht. Ich schreddere es. Der Boden hier ist sehr hart.«
»Deshalb die Möbel«, sagte Rin.
»Sie liegen uns nicht.« Ama’Ru wandte sich wieder Auckland zu. »Gibt es außer der Sicherheit sonst noch etwas, das gegen meinen Aufenthalt auf dem anderen Schiff spricht?«
»Wie wäre es damit, dass wir dich nicht dabei haben wollen?«, fragte Arnest. Provozierend streckte er das Kinn vor.
»Es reicht«, sagte Auckland. »Sie kann mitkommen, wenn sie will, und wenn dir das nicht passt, kannst du hierbleiben.«
»Du würdest eher sie mit–« Er unterbrach sich, und Rin sah, dass Trevor ihn kurz am Arm berührte. »Ach, vergiss es. Gehen wir. Ich hab Hunger.«
Sie legten den Weg zur Schleuse schweigend zurück. Rin musterte verstohlen die Jockey, die auf der Gottesanbeterin saß. Der Blick ihrer großen, fast lidlosen Augen glitt von Auckland zu Arnest und wieder zurück, so als dächte sie über etwas nach. Dann, so unerwartet, dass Rin zusammenzuckte, sah Ama’Ru sie an.
»Links oder rechts?«, fragte sie.
»Was?«
»Das Papier an meinem Mund.«
»Rechts«, sagte Rin. »Also dein rechts.«
»Danke.« Ama’Ru hob einen Arm und wischte sich mit der Zange über den Mund. Der bunte Papierfetzen fiel zu Boden. »Ich möchte mich nicht lächerlich machen.«
Auckland blieb an der Schleuse stehen, öffnete sie und drehte sich zu den anderen um. »Benehmt euch, okay?«
Er benutzte den Plural, aber jeder wusste, dass er Arnest damit meinte. Der zuckte nur mit den Schultern.
Eine ausfahrbare Metallröhre verband die Eliot mit der Destination Moon. Die Außenschleuse auf der anderen Seite war bereits geöffnet, die innere Tür verschwand in der Wand, als sie das Schiff betraten. Dahinter stand Bob Swanson. Er trug Flip-Flops, Shorts und ein buntes Hemd, das sich über seinen Bauch spannte. Sein breites Lächeln fiel einen Moment lang in sich zusammen, als er Ama’Ru entdeckte, dann kehrte es zurück.
»Willkommen«, sagte er.
Auckland trat auf ihn zu und streckte die Hand aus, aber Trevor kam ihm zuvor.
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