Holzhammer 02 - Teufelshorn by Gers Fredrika

Holzhammer 02 - Teufelshorn by Gers Fredrika

Autor:Gers, Fredrika [Gers, Fredrika]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2013-05-31T22:00:00+00:00


Christine lag immer noch in der Badewanne, als Matthias zurückkam. Selig im Schaum versunken, döste sie vor sich hin, als ihr Geliebter die Tür aufriss: «Wir gehen essen», verkündete er.

Normalerweise war es Christine, die solche Vorschläge machte. Aber gerade heute hätte sie den Abend eigentlich lieber vor dem Fernseher verbracht und ihre müden Glieder aufs Polster platziert. Andererseits wollte sie seinen Enthusiasmus nicht bremsen; im letzten Jahr hatte sie sich oft etwas mehr Initiative und Tatendrang von ihm gewünscht. Ganz im Sinne der klassischen Konditionierung war also positive Verstärkung angezeigt.

«Gute Idee», sagte sie daher, «wo dachtest du denn?»

«Am Götschen. Wir fühlen dem Gössl auf den Zahn.» Immer noch in der Tür stehend und auf diese Weise den angenehm warmen Dampf im Badezimmer in kalten Zug verwandelnd, erzählte Matthias, was er vom Hias erfahren hatte.

«Okay, dann gucken wir uns den Knaben mal an. Ich bin in einer halben Stunde fertig», stimmte Christine zu und tauchte unter, um ihren kalten Kopf wieder warm zu bekommen. Christine sah sich selbst als unkomplizierte Frau. Daher hielt sie sich etwas darauf zugute, nicht lange vor dem Spiegel zu stehen. Neunundzwanzig Minuten später verließen sie das Haus Richtung Bischofswiesen. Es war inzwischen tatsächlich Essenzeit, die Straßen waren leer, weil die meisten Feriengäste pünktlich um achtzehn Uhr in ihrem Hotel am Tisch saßen.

Christine und Matthias fuhren den steilen Stangerstieg hinunter, bogen beim BMW-Händler rechts ab und kurvten auf der anderen Seite gleich wieder hinauf. Von hier konnte man oben am Hang die neue Kletterhalle sehen. Auf der mit bunten Griffen gespickten Außenwand tummelten sich mehrere Kraxler in bunten Leibchen.

Bis zur Talstation des Götschen brauchten sie rund zwanzig Minuten. Sie parkten unterhalb des schmucklosen Gebäudes, das den Ticketschalter und den Skiverleih beherbergte.

«Kennt der Xaver Gössl dich eigentlich, weiß er, dass du mit dem Hias verwandt bist?», fragte Christine.

«Nein, ich glaub nicht. Sicher hat er mich schon mal irgendwo gesehen. Aber wir waren nie in einer Mannschaft und auch nicht zusammen in der Schule. Und als Bischofswieser kennt er die Verwandtschaftsverhältnisse in der Schönau vermutlich nicht so genau.»

Das geduckte hölzerne Gebäude mit der Götschen-Wirtschaft sah von außen recht gemütlich aus. Die draußen angeschlagene Karte enthielt auf den ersten Blick keine Überraschungen. Auf den zweiten Blick fiel dem geübten Auge ein leicht italienischer Einschlag auf. Es gab drei verschiedene Sorten Spaghetti – Bolognese, Napoli, Siciliana –, eine Spaghettireise von Nord nach Süd.

Sie traten ein. Innen das gleiche Bild wie auf der Karte: Auf den ersten Blick alles bayerisch, blanke Holztische mit weißblauen Deckchen in der Mitte und die typischen Holzstühle mit herzförmigem Loch in der gerundeten Lehne. Auf den zweiten Blick Fotos von Ischia, Capri und dem Vesuv. Sie sahen sich um. Freie Platzwahl, es war fast leer. Sie setzten sich ans Fenster, wo hinter einem Gummibaum leicht versteckt bereits ein Tisch mit einem Pärchen besetzt war.

Aus der Richtung, in der vermutlich die Küche lag, hörte man gedämpft einen Wortwechsel. Während Matthias noch damit beschäftigt war, seine langen Beine unter den Tisch zu falten, studierte Christine bereits die Karte. Ihr



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