Hobb, Robin - Der Nachtmagier by 3 Weitseher

Hobb, Robin - Der Nachtmagier by 3 Weitseher

Autor:3 Weitseher
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-28T05:57:45+00:00


KAPITEL 20

JHAAMPE

Jhaampe, die Hauptstadt des Bergreichs, ist älter als Bocksburg, wie auch das Herrscherhaus der Chyurda auf eine längere Ahnenreihe zurückblickt, als das Geschlecht der Weitseher sie aufzuweisen hat. Von der Anlage her ist Jhaampe so grundlegend verschieden von der Festungsstadt Bocksburg wie die absoluten Monarchen der Sechs Provinzen von den Philosophenkönigen des Bergreichs, die sich als Diener ihres Volkes begreifen.

Im Bergreich findet man nicht die traditionelle Siedlungsform, also die feststehende Ordnung von auf Dauer errichteten Behausungen mit einer mehr oder weniger ortsfesten Bürgerschaft, sondern entlang sorgfältig geplanter und von Gärten gesäumter Straßen laden freie Plätze die Nomadenbevölkerung der Berge ein, jederzeit und je nach Belieben zu kommen und zu gehen.

Es gibt zwar einen Marktplatz, aber die Händler folgen einander in einer Prozession gleich der Abfolge von Jahreszeiten. So kommt es vor, dass über Nacht ein Dutzend Zelte aus dem Boden wachsen, womit ihre Bewohner die Einwohnerzahl von Jhaampe für eine Woche oder einen Monat um einiges vergrößern. Genauso schnell können diese neuen Einwohner auch wieder verschwunden sein, sobald die Zeit ihres Besuchs vorbei ist oder ihre Geschäfte getätigt sind. Jhaampe ist der Verknüpfungspunkt eines Nomadenvolks, doch ständiger Wohnsitz ist es nur für wenige.

Die Behausungen der Herrscherfamilie und ihrer Getreuen, die sich ihnen aus freiem Entschluss auf Dauer angeschlossen haben, weisen keinerlei Ähnlichkeiten mit den bei uns üblichen Gebäuden auf. Die Chyurda wählen meist einen hohen, noch lebenden Baum zum Mittelpunkt eines ›Bauwerks‹. Dessen Stamm und Äste werden über Jahrzehnte hinweg mit viel Sorgfalt und Geschick dazu herangebildet, Stützpfeiler, Dach und Wände eines Gebäudes zu sein. Dieses lebende Gerüst wird dann schließlich mit mehreren Schichten Baumrindenbast überzogen und durch ein Holzgitter verstärkt. Das Gebäude erhält so die Form einer Tulpenknospe. Über die Bastbespannung kommt eine dicke Lehmschicht, die dann mit einem glänzenden, harzigen Lack in den kräftigen Farben bemalt wird, die das Bergvolk liebt. Manche Gebäude sind mit phantasievollen Gestalten oder Mustern verziert, aber die meisten gefallen durch ihre Schlichtheit. Rot- und Gelbtöne herrschen vor, und die Stadt leuchtet im Schatten der hohen Bäume wie ein Krokusfeld im Frühling.

In der Nachbarschaft dieser ›Gebäude‹ und an den Straßenkreuzungen dieser ›Nomadenstadt‹ liegen die Parks, von denen jeder für sich einzigartig ist. Mittelpunkt einer solchen Parkanlage kann ein ungewöhnlich geformter Baumstumpf sein oder ein Muster aus Steinen oder ein anmutig geschwungener Ast oder Stamm. Man findet in einem Park duftende Kräuter, in einem anderen dagegen ein Blumenmeer oder auch unterschiedlichste Pflanzen in bunter Vielfalt. Eine dieser bemerkenswerten Anlagen umgibt eine sprudelnde heiße Quelle. Hier gedeihen Pflanzen mit fleischigen Blättern und exotisch duftenden Blüten, und sie wirken wie Gäste aus wärmeren Gefilden, die hier angesiedelt wurden, um die Bergbewohner mit ihrer Fremdartigkeit zu entzücken. Oft lassen Besucher Geschenke in den Parks zurück, etwa eine Holzschnitzerei oder ein schönes Gefäß oder vielleicht auch nur ein Mosaikbild aus farbigen Kieseln. Die Parks gehören allen, und alle pflegen sie.

In Jhaampe findet man aber außer dieser einen noch weitere heiße Quellen unterschiedlichster Aktivität. Viele davon hat man eingefasst und nutzt sie zum einen als öffentliche Bäder, zum anderen dienen sie auch zur Beheizung einiger kleinerer Behausungen.



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