Himmelsmechanik by Maurizio Maggiani

Himmelsmechanik by Maurizio Maggiani

Autor:Maurizio Maggiani [Maggiani, Maurizio]
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: Bookwire GmbH
veröffentlicht: 2012-03-11T23:00:00+00:00


Doch am Sonntag, an dem sie von meiner Geburt erzählte, sagte mir die Duse, dass sie immer eine gute Nachricht ist.

An jenem Herbstmorgen ’44 also war es so kalt, wie man es zu dieser Jahreszeit nicht erwarten konnte, und später hat man erfahren, dass es um San Pellegrino herum einen Eissturm gegeben hatte und der kalte Wind Gebirgskamm für Gebirgskamm bis zum Ponte heruntergekommen war. Seit dem vorherigen Tag hatte man keinen Deutschen mehr gesehen; nicht, dass sie einen großangelegten Rückzug unternommen hätten, aber von einem bestimmten Moment an waren sie nicht mehr da. In Wirklichkeit hatten sie schon eine Woche zuvor begonnen, nacheinander wegzugehen; ganz leise und unauffällig hatten sie sich in die oberen Verteidigungslinien zurückgezogen. Ebenso die Miliz. In der Nacht und bis zum Morgen hatten sie ununterbrochen die Straße unten im Tal bombardiert; lange, matte Schläge, als hätten sie keine Lust, und alle schön weit weg von der Brücke, als wollten sie sie verschonen. In der Nacht, zur Zeit der Ausgangssperre, als es keine Patrouillen mehr gab, die sie durchsetzten, kam jemand aus Moriano ins Wirtshaus, von dem man wusste, dass er einen Bruder bei den Schwarzhemden hatte, ein Kurzwarenhändler, der immer an alle verkaufte. Auf einen Tisch stellte er den geöffneten Koffer mit der Ware, ließ sich ein Glas Wein bringen und sagte, wenn Kameraden in der Nähe seien, so sollten sie sich besser ganz ruhig verhalten, denn die Amerikaner seien im Anmarsch. Er sagte, sie seien schon auf der Landstraße von Lucca angetreten, und wenn sie nachts hinausgingen, könnten sie auch den Lärm der Motoren im Leerlauf nicht mehr als zehn Kilometer von hier hören.

Die Duse hörte diese beiden Dinge, weil sie nach der Suppe mit der Santarellina noch dageblieben war, um beim Maisauskörnen zu helfen. Das war nicht anstrengend und man wurde eher vom Singen als vom Auskörnen müde. Sie sangen immer, wenn sie etwas zusammen tun mussten; sie sangen auf die Art, wie die Santarellina es von den Frauen aus Vagli gelernt hatte, als sie die TODT-Straße weiterbauten, und sie sangen auf die Art der Duse: Jedenfalls waren es immer die üblichen Lieder voller Eifersucht und Kummer, Lieder von Liebe und Müdigkeit. Der Mann aus Moriano war weggegangen, froh darüber, diese beiden so schönen und fröhlichen Mädchen gesehen zu haben, weißen Zwirn und sechs grün-aquamarine Knöpfe an den Maultiertreiber aus Compiana verkauft zu haben, der zum Abendessen gekommen war. Es war bekannt, dass der Maultiertreiber Faschist war, und vielleicht wollte er seine Uniform leicht abändern: Er war geizig und wollte sie nicht wegwerfen. In jener Nacht schliefen die Duse und die Santarellina beieinander; das taten sie oft in der letzten Zeit, denn die Duse hatte schließlich den Deutschen nicht mehr getraut, die schweigsam und regungslos in den Zimmern drüben waren. Sie schliefen beieinander, weil sie sich daran gewöhnt hatten; sie taten es nämlich auch, wenn sie genau gesehen hatten, dass das Motorrad mit Beiwagen und die Maultiere der Deutschen nicht auf dem Hof und im Schuppen standen.

Die Santarellina sagt, die Duse wäre zur



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