Himmelfahrt (German Edition) by Dübell Richard

Autor:Dübell, Richard [Dübell, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2014-07-10T22:00:00+00:00

30.

Auf dem Vorplatz fragte Viktor: »Soll ich Sie irgendwohin fahren? Nach Hause, damit Sie sich umziehen können?«

»Danke, ich hab trockene Sachen im Auto. Die Karre steht gleich um die Ecke.«

»Und bis dahin wollen Sie so herumlaufen?« Viktor deutete auf Peters Aufzug – die Decke, die bis zu seinen Waden ging, darunter nackte Beine in vor Nässe quietschenden Schuhen.

»Wenn mich jemand für einen Exhibitionisten hält, verhafte ich mich einfach selbst.«

»Na gut, wie Sie wollen.«

Sie gingen nebeneinander her bis zu dem querstehenden LKW. Der THW-Mann dort glotzte Peter mit offenem Mund an und glotzte noch mehr, als Peter eine Hand ausstreckte, ihm auf den Arm klopfte und sagte: »Danke schön!«

Vor der Zufahrt zur Baustelle parkte ein dunkel-metallicfarbener BMW, blitzblank geputzt und nur unwesentlich kleiner als ein Flugzeugträger. Viktor blieb davor stehen und machte eine einladende Geste. Peter schüttelte den Kopf.

Viktor schien sich ein Herz zu fassen. Er trat an Peter heran und fragte leise: »Hören Sie … glauben Sie, diese Sache hat etwas mit dem Tod von Hannes Waltz zu tun?«

»Warum fragen Sie?«

Viktor seufzte. »Es hat kaum jemand gewusst, aber … Hannes hätte mein Partner beim Aufbau des Hotels sein sollen. Es hätte später erst bekanntgegeben werden sollen.«

Peter riss die Augen auf. »Hannes Waltz? Ausgerechnet er?«

Viktor nickte. »Wissen Sie«, sagte er, »die Idee, den Bau hier zu einem Hotel umzufunktionieren, stammte ursprünglich von ihm. Von mir ist das Konzept, wie es geschehen soll. Hannes hatte nie die finanzielle Spannkraft, so ein Projekt zu schultern. Aber er hat mich dazu inspiriert, also wollte ich ihn teilhaben lassen. Es hätte seinem Standing in der Stadt und seinem Bankkonto sicher gutgetan.«

»Ihrem Bankkonto auch, weil er Ihnen vermutlich hervorragende Preise für seine Arbeiten angeboten hat.«

»Herr Hauptkommissar … ich bin Unternehmer. Ich glaube nicht daran, dass man auch noch draufzahlen muss, wenn man sich etwas Altruismus leistet. Sie und ich, wir haben doch Vorfahren im Mittelalter … die mittelalterlichen Kaufleute haben genauso gedacht. Jede Menge soziales Engagement: Waisenhäuser, Häuser für gefallene Frauen, Spenden für Kirchen und Klöster, aber die Kasse musste dabei auch stimmen. Ich sehe darin nichts Verwerfliches.«

»Kannten Sie Hannes Waltz schon lange?«

»Nein. Muss man mit jemandem die Schulbank gedrückt haben, um sich ihm gegenüber anständig zu verhalten?«

»Ich sende Ihnen die Spurensicherung vorbei, bevor Sie die Türen verschließen lassen. Am liebsten wäre mir, Sie würden die anderen beiden Gewölbe vorher nicht betreten.«

»Verstanden.« Viktor zögerte. »Es fällt mir schwer, zu glauben, dass Hannes’ Tod und das hier irgendwie zusammenhängen. Aber es fällt mir ja schon schwer, zu glauben, dass jemand Hannes umgebracht hat.«

»Woher wissen Sie eigentlich Bescheid? Ich habe die Zeitungsmeldung überflogen, die war nicht sehr ausführlich.«

»Manuela hat mich angerufen. Hannes’ Frau.«

Peter, der nicht geglaubt hatte, dass Flora ihrem Verehrer zu viel erzählt haben könnte, fühlte sich dennoch erleichtert. »Wollen Sie Polizeischutz beantragen?«

»Nein«, sagte Viktor. Dann lächelte er und machte den halbwegs guten Eindruck, den Peter von ihm gewonnen hatte, zunichte, indem er sagte: »Ich hab ja eine Kripobeamtin zur Freundin, da hab ich den besten Polizeischutz, den man sich denken kann.«

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