Himmel ueber der Hallig by Lena Johannson

Himmel ueber der Hallig by Lena Johannson

Autor:Lena Johannson [Johannson, Lena]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fiction, General
ISBN: 9783841203793
Google: NeHXAgAAQBAJ
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2012-03-30T16:28:40.291000+00:00


Zwei Kerzen brannten in schlanken gläsernen Haltern. Der quadratische Tisch an dem riesigen Fenster, durch das sie auf das Meer sehen konnten, hatte sich weißes Leinen übergezogen. Der Kellner servierte die Suppe – eine Komposition aus Krustentieren und Hokaido-Kürbis, hatte es auf der Karte geheißen.

»Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit.« Hatte er sich eben wirklich leicht verneigt? Lea musste lächeln.

»Ich wünsche dir ebenfalls einen guten Appetit«, sagte sie übertrieben förmlich.

»Danke, dir auch.« Christoph streckte die Nase ein wenig vor. »Duftet super!«

»Und schmeckt auch toll«, pflichtete sie bei. Das war etwas anderes als Hausmannskost oder gar Fritteuse. Das Restaurant rühmte sich, nur hochwertigste regionale Erzeugnisse zu verwenden, schonend zu verarbeiten und mit frischen Kräutern und Gewürzen zu verfeinern. Das war offenbar keine Übertreibung.

Nachdem die leeren Schalen abgeräumt worden waren, verschränkte Lea ihre Hände unter dem Kinn und betrachtete ihn aufmerksam.

»Ich habe mir überlegt, dass ich mir nicht nur ein Bild von Sylt machen will, sondern auch von dir.«

Er zog fragend die Augenbrauen hoch.

»Na ja, ich bin in meinem Leben bisher nie schnell mit jemandem zusammengezogen. Genau genommen, habe ich erst mit zwei Männern eine Wohnung geteilt. Und das jedes Mal erst, nachdem wir schon einige Monate zusammen waren. Um ehrlich zu sein, …«

»Du hast Angst«, fiel er ihr ins Wort.

»Nein«, widersprach sie. »Ich kriege höchstens kalte Füße.«

»Aha. Das ist natürlich ein Riesenunterschied.« Er trank einen Schluck Wasser. »Was willst du wissen?«

»Alles! Beschreib dich einfach mal. Bin gespannt, wie du dich selber siehst.«

»Da gibt’s nicht viel zu beschreiben. Ich bin total einfach gestrickt.«

Jetzt verzog Lea ungläubig das Gesicht.

»Doch, wirklich. Ich sage, was ich denke. Wenn ich etwas nicht leiden kann, sage ich das sehr deutlich und finde mich auch nicht aus Höflichkeit damit ab. Ich bin nachtragend. Aber nur, wenn mich jemand wirklich enttäuscht hat. Von kleinen Fehlern spreche ich nicht«, ergänzte er. »Aber wenn ich jemanden mag, kann der uneingeschränkt auf mich zählen. Und das eigentlich lebenslang. Ich glaube, ich bin eine treue Seele.«

»Gilt das auch für Frauen mit Glatze?«

»Das hat doch nichts mit Äußerlichkeiten zu tun.«

»Weiß ich doch.« Sie wollte es jetzt wissen. »Andererseits spielen Äußerlichkeiten auch eine Rolle. Das wirst du nicht leugnen. Männer mit Glatze sind okay. Ich sah ohne Haare aus wie ein Mausebaby direkt nach der Geburt.«

»Klingt drollig«, meinte Christoph.

»Ist es aber nicht.« Lea wurde ernst. »Es könnte passieren, dass ich auf den Look zurückkomme. Was dann?«

Das Hauptgericht wurde serviert. Es gab Steinköhler mit Frühlingszwiebeln, Brunnenkresse und Kräuterkartoffeln. Lea konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so gut gegessen hatte. Der Fisch war mild und hatte angenehm festes weißes Fleisch, die verschiedenen Aromen ergänzten einander hervorragend, ohne dass eines die anderen überlagert hätte.

»Dann würde ich jeden Morgen neben einem Mausebaby aufwachen«, beantwortete er ihre Frage. »Neben einem ziemlich pummeligen Mausebaby, wenn du so weiter futterst.« Er hatte seinen Teller noch nicht angerührt, sondern ihr anscheinend dabei zugesehen, wie sie es sich schmecken ließ.

»Ich wollte nichts kalt werden lassen. Das wäre ein Jammer.«

»Da hast du recht.«

Irgendwie gefiel ihr die Art, wie er mit ihrer Erkrankung umging.



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