Heyne Galaxy 08 by Ernsting Walter (Hrsg.)

Heyne Galaxy 08 by Ernsting Walter (Hrsg.)

Autor:Ernsting, Walter (Hrsg.) [Ernsting, Walter (Hrsg.)]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne SF
veröffentlicht: 1967-05-14T16:00:00+00:00


Die Weltraumkrankheit

(OPERATION DISTRESS)

LESTER DEL REY

Bill Adams hatte die Hälfte des Weges vom Mars zurück zur Erde hinter sich gebracht, als er den roten Ausschlag auf seinen Händen bemerkte. Er mußte niesen und hatte nach einem der wenigen verbleibenden Papiertaschentücher gegriffen, während er sich heftig am Hals kratzte. Dabei sah er den roten Fleck, und er hielt inne, während der Niesreiz in ihm verpuffte.

Da saß er nun, hundertfünfundsechzig Zentimeter groß, muskulös und braungebrannt, und starrte seine Hand an, während sich seine blonden Nackenhaare aufzurichten schienen.

Endlich senkte er die Hand und setzte sich langsam auf. Die Kabine war kaum groß genug, um sich darin herumzudrehen, und das war auch die einzige Freiheit, die man sich erlauben durfte. Im Augenblick raste das Schiff antriebslos dahin, und keinerlei Gravitation bremste die Bewegungen.

Schließlich fand er die polierte Metallplatte, die ihm als Spiegel diente, und studierte sein Gesicht. Seine Augenlider waren geschwollen, seine Nase leuchtete rot, und auf seinem Gesicht machten sich weitere rote Flecken bemerkbar.

Was immer das für eine Krankheit war – sie hatte ihn gehörig erwischt!

In seinem Kopf jagten sich die Gedanken, unerfreuliche Bilder zogen an seinem geistigen Auge vorüber. Er war noch ein Kind gewesen, als die Männer nach dem letzten Krieg aus Asien zurückkehrten; ein entfernter Verwandter von ihm war jahrelang dahingesiecht, ohne daß man seiner Krankheit Herr wurde. Die Ärzte waren ratlos gewesen. Wenn so etwas bereits auf der Erde geschehen konnte, was mochte dann eine Krankheit anrichten, die von einem anderen Planeten stammte?

Es war einfach lächerlich. Der Mars besaß keinerlei tierisches Leben, und die seltsamen Flechtengewächse, auf die er gestoßen war, wuchsen nur spärlich und erreichten keine nennenswerte Größe. Es schien unmöglich, daß eine Pflanze zum Krankheitserreger wurde. Bill mußte aber plötzlich an die Krebserkrankungen denken, denen doch offensichtlich alles Leben zum Opfer fiel.

Er wandte sich dem winzigen Geigerzähler zu, konnte jedoch keine Strahlung feststellen. Der große Atommotor, der das Schiff antrieb, schien absolut sauber zu sein. Er streifte seine Kleidung ab und machte dabei weitere rote Hautmale aus, ohne jedoch einen Parasiten festzustellen. Das wäre sowieso kaum möglich gewesen. Nicht bei dem seltsamen Jucken in der Nase und den geschwollenen Augen und dem Kratzen in seinem Hals.

Vielleicht Staub. Der Mars war mehr als staubig gewesen, eine derart deprimierende Wüste aus rötlichem Sand, daß die Sahara dagegen wie ein Paradies wirkte. Dieser Staub hatte sich auf seinem Raumanzug festgesetzt und war bestimmt durch die Luftschleuse auch in das Innere des Schiffes eingedrungen. Doch wenn der Staub ein Reizmittel enthielt, hätte sich das bereits auf dem Mars bemerkbar machen müssen, und zwar wesentlich stärker als hier. Er konnte sich jedoch an keinerlei Beschwerden dieser Art erinnern und hatte sowieso stets die kleinen statischen Staubreiniger eingeschaltet, wenn er das Schiff verließ, damit er bei seiner Rückkehr saubere Luft vorfand.

Er öffnete einen der Staubreiniger und untersuchte das kleine Gerät.

Der winzige Motor summte eifrig. Das Plastikgestänge fuhr über die kleinen Pelzbürsten und erzeugte statische Energie. Ein Abstreifer entfernte sofort jedes Staubkorn, das auf diese Weise angezogen wurde. Es war kein Staub zu sehen; der Reiniger hatte also seine Aufgabe erfüllt.



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