Heyne Galaxy 04 by Ernsting Walter (Hrsg.)

Heyne Galaxy 04 by Ernsting Walter (Hrsg.)

Autor:Ernsting, Walter (Hrsg.) [Ernsting, Walter (Hrsg.)]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne SF
veröffentlicht: 2012-02-26T16:00:00+00:00


Die Zeit-Korrektur

(UPSTARTS)

L. J. Stecher

Der Anblick eines Menschen auf Wega III, wo es eigentlich keine Menschen geben durfte, erregte berechtigtes Aufsehen. Eine aufgebrachte Menge umgab John Crownwall, als er mit weit ausholenden Schritten auf den Palast des Vizekönigs Tronn Ffallk zuging, dem Herrscher über Sektor XII des Sternenreichs der Sunda.

Crownwall ignorierte das wütende Fauchen, das Ausspucken und das drohende Zuwinken mit knochenlosen Tentakeln; er ignorierte auch die größere Schwerkraft und die dichtere Luft der fremden Welt.

John Crownwall, jung, rothaarig und breit gebaut, hielt sich selbst für einen kühnen Mann. Hier aber, umgeben von der wogenden Masse sich krümmender Achtfüßler, begann er sich plötzlich nicht mehr wohl in seiner Haut zu fühlen. Er hatte gehört, daß es Geschöpfe geben sollte, die im wahrsten Sinne des Wortes geiferten, aber er hatte es sich nicht vorstellen können. Nun sah er es mit eigenen Augen: diese Humanoiden hatten große Münder und scharfe Zähne – und sie geiferten. Er bedauerte es, nicht mehr über sie erfahren zu haben, bevor er hierher kam. Eins aber stand fest: wenn sie so weitermachten wie bisher und ihre Drohungen verwirklichten, mußte Marshall herkommen, um ihn zu ersetzen. Aber wenn Crownwall mit der Angelegenheit nicht fertig wurde, dachte Crownwall, dann schaffte es Marshall erst recht nicht.

Er stieg die breite Rampe empor, die in der Form eines flachen U geformt war. Vor ihm war das gewaltige Portal des Palastes. Seine ganze Haltung drückte Nichtachtung und Interesselosigkeit aus, aber er wußte, daß jede Haltung diesen Monstern gegenüber reine Energieverschwendung war. Hinter seinem Rücken waren unangenehm klickende Geräusche; die zusammenklappenden Zähne der am nächsten stehenden Ungeheuer konnten nicht mehr als zehn oder zwanzig Zentimeter entfernt sein. Er spürte, wie er eine Gänsehaut bekam, aber er ließ sich nichts anmerken. Und dann, als er das Ende der Rampe erreichte, blieb die Menge plötzlich zurück. Ungehindert konnte er so den Rest des Weges zurücklegen.

Aber das war kein Grund, erleichtert aufzuatmen.

Zwei Wächter, deren rötliche Haut mit Öl eingerieben war und fett glänzte, kreuzten altertümliche Piken vor ihm. Nicht weit vom Eingang entfernt blieb er stehen.

»Was ist dein Begehren, Fremder?«

Nur schwer formten die Sprechwerkzeuge des älteren Wächters die Worte in Universalgalaktisch.

»Was soll ich wohl hier im Palast schon wollen?« Crownwalls Stimme klang überheblich und ärgerlich. »Ich will Ffallk sprechen, das ist alles.«

»Hüte deine Zunge«, grollte der Wächter. »Wenn du den Strahlenden meinst, die rechte Hand des glorreichen Kaisers, den rechtmäßigen Herrscher über siebzig Sonnen, Vizekönig von Sektor XII des Heiligen Galaktischen Reiches – dann, Fremder, wisse, daß er nur jene empfängt, die er zu sich rufen läßt. Wenn ich dir einen guten Rat geben darf, dann verschwinde von hier. Wenn du dann schnell genug läufst, entgehst du vielleicht auch der wütenden Volksmenge, obgleich ich das zu bezweifeln wage.«

»Berichte dem Vizekönig, daß ein Terraner auf seiner Welt gelandet ist und ihn sprechen möchte. Er wird sich beeilen, mich zu empfangen, darauf kannst du dich verlassen. In der Zwischenzeit, meine auf Glanz polierten Freunde, könnt ihr vielleicht eure Piken wieder abstellen, denn ich werde hier auf die Antwort warten.«

Crownwall setzte sich auf die Stufen des Portals und zündete sich in aller Seelenruhe eine Zigarette an.



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