Hexenjagd: Historischer Roman aus Bayern (German Edition) by Manfred Böckl

Hexenjagd: Historischer Roman aus Bayern (German Edition) by Manfred Böckl

Autor:Manfred Böckl [Böckl, Manfred]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-09T23:00:00+00:00


Das Protokoll

Mai 1689

»Simon Hanndloß hat gemacht eyne aidliche Aussag.«

(Aus dem Protokoll des Geislinger Hexenprozesses)

Nachdem er einige Tage unmäßig getrunken und wiederum die nach ihrer Entjungferung gierig gewordene Brennbergerin beschlafen hatte, ging der Eisenamtmann eine Woche lang in sich gekehrt einher. Während dieser Zeit wuchs sein Hass auf die Kleine, die ihm so übel die Hoden malträtiert hatte, ins Unermessliche. Und am zweiten Maitag suchte Hanndloß erneut den Pfleger in seinem Schloss auf, war diesmal nicht geil, sondern streng dienstlich, übersah Katharina, die im Hof Holz schichtete, und forderte drinnen in der Amtsstube von Kaspar Michel, ein Protokoll aufzuzeichnen, das er diktieren und auch beeiden wolle.

»Ihr wirkt so ernst?« fragte der Pfleger, während er Papier, Feder und Tintenfass bereitstellte. »Worum geht es denn, dass Ihr es so förmlich macht?«

»Um nicht mehr und nicht weniger, als dass Ihr eine Hexe in Euer Haus aufgenommen habt«, erwiderte grimmig der Eisenamtmann. »Das kann und werde ich Euch beweisen. Es ist die Katharina Grueber, und sie ist mit dem Leibhaftigen im Bund!«

Das Federmesserchen, mit dem Kaspar Michel am Gänsekiel geschnitzt hatte, fiel auf die Platte des Schreibpults.

»Was behauptet Ihr da? Das kann nicht Euer Ernst sein!« Der Pfleger versuchte ein Lachen, aber es wirkte gequält. »Ihr habt Euch vor zwei Wochen von der Kathrin bei Tisch auftragen lassen, habt sogar mit ihr gescherzt. Und jetzt seht Ihr plötzlich eine Hexe in ihr? Das begreife ich nicht, Hanndloß.«

»Weil sie Euch ebenso zu blenden vermocht hat wie damals beim Mahl mich selbst«, versetzte der Eisenamtmann und warf den massigen Schädel nach hinten. »Wenn Ihr aber erst aufschreibt, was ich Euch heute zu melden habe, dann werdet Ihr anders denken. Es ist so und bleibt dabei: Die Katharina Grueber ist eine Hexendirne!«

»Dann beweist es!« forderte unwillig der Pfleger und wünschte sich in dieser vermaledeiten Situation sein Weib herbei. Doch Anne war an diesem Tag in die Wallfahrtskirche Maria Läng nach Regensburg geritten.

»Das will ich«, beteuerte der Eisenamtmann. »Nehmt Wort für Wort auf, was ich Euch zu sagen habe.«

»Vielleicht einen Becher Wein zuvor?« versuchte Michel abzulenken.

Doch Hanndloß erwiderte hart: »Kein Wein heute. Und jetzt schreibt!«

»Wie Ihr wollt.« Der Pfleger gab sich geschlagen.

»Nachdem ich zwei Wochen lang mit mir zu Rate gegangen bin und auch viel in dieser Zeit gebetet habe«, begann Hanndloß, »gebe ich vor dem Pfleger zu Pfatter, Herrn Kaspar Michel, dem Vertreter des Kurfürsten hier, das Folgende zu Protokoll: In der Nacht, in der ich bei dem genannten Pfleger speiste, verließ ich das Schloss ungefähr um Mitternacht. Von dem Pfleger hatte ich mich bereits zuvor unter dem Portal verabschiedet, und nun durchquerte ich allein den dunklen Hof. Da stand plötzlich, wie aus der Hölle herausgewachsen, die Katharina Grueber, Dienstmagd des Pflegers Kaspar Michel, vor mir. Dieselbe war bis zum Nabel nackt und versperrte mir mit unflätigen Gebärden den Weg …«

Die Feder des Pflegers kratzte über das grobe Papier, blieb plötzlich hängen. »Ihr seid verrückt, Hanndloß! Was Ihr mir da erzählt, das kann ich Euch nie und nimmer abnehmen. So etwas hätte die Katharina niemals getan!«

»Sie hat’s getan,



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