Herzsprung (German Edition) by Kürthy Ildikó von

Herzsprung (German Edition) by Kürthy Ildikó von

Autor:Kürthy, Ildikó von [Kürthy, Ildikó von]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2010-09-30T22:00:00+00:00


Ja, auch in meiner Ibo steckt ein sentimentales Seelchen. Aber sie verbirgt es meist gut.

«Puppe! Sag mal, spinnst du!»

«Wieso? Es geht mir nicht g …»

«Du hast doch wohl ’nen Hackenschuss! Ich versuche seit Stunden, dich zu erreichen! Was ist mit deinem verdammten Handy los!?»

«Ich hab die Nummer gewechselt. Ibo, es tut mir …»

«Die Nummer gewechselt? Sag mal, hast du eine Ahnung, was heute hier los war! Du kannst doch nicht so einfach abhauen! Dein Typ hockt hier rum und will von mir wissen, was eigentlich los ist. Und er glaubt mir nicht, dass ich keine Ahnung habe.»

«Philipp ist im Himmelreich?»

Obschon mir das nichts bedeuten sollte, kann ich mein Herz nicht von einer drastischen Geschwindigkeitsübertretung abhalten. Vor Freude. Weil er offenbar nach mir sucht. Oder vor Schmerzen, weil es mir doch nichts nützen würde, wenn er mich fände? Keine Ahnung. Wahrscheinlich beides.

«Ibo, was hat er denn gesagt?»

«Also, Puppe, ich habe ja keine Ahnung, was hier läuft. Aber eines kann ich dir sagen: Der Mann ist verdammt sauer. Und so wie ich das sehe, auch zu Recht. Er sagt, du hättest seine Anzüge mit Rotwein übergossen und den Teppich ruiniert. Stimmt das?»

«Ich hatte meine Gründe, das kannst du mir glauben. Du weißt genau, wie sehr mir daran gelegen ist, dass mein Partner ordentlich gekleidet ist.»

«Jetzt sag mir endlich, was passiert ist. Ich werde hier noch wahnsinnig. Warte mal, ich nehme das Telefon mit in die Küche …»

«Ibo? Ich versteh dich nur noch ganz schlecht. Ibo?»

«Ja, ja. Ich muss ein bisschen leiser reden. Philipp sitzt an Tisch drei und äugt schon ganz misstrauisch zu mir rüber. Der ahnt sonst womöglich noch, dass ich mit dir spreche. Also, was war los? Lass nichts aus, übertreibe nicht, korrigiere die Fakten nicht zu deinem Vorteil. Sag mir einfach genau, was passiert ist.»

Ach, das tut gut.

Wenn ich mit Ibo spreche, weiß ich genau, dass ich nicht zu heulen, zu jammern oder zu brüllen brauche. Das beeindruckt sie überhaupt nicht, weckt weder Mitleid noch Solidarität in ihr. Sie ist nur an Fakten interessiert, anhand derer sie sich ihre Meinung und ihr Urteil bildet.

Ich hole tief Luft. Es gilt, sie von der Schwere des Vergehens zu überzeugen. Wobei ich mir keine Sorgen mache, denn alles, wirklich alles spricht gegen den unwürdigen Philipp von Bülow.

«Du erinnerst dich doch noch an Bente Johannson?»

«Natürlich.»

«Gestern Abend haben wir sie in der Paris Bar getroffen. Sie hat sich sofort auf Philipp gestürzt und ihn in eine Ecke gezogen. Das kam mir gleich so komisch vor. Am nächsten Morgen wollte ich Philipp erst mal kurzfristig verlassen, aber dann klingelte sein …»

«Puppe, also jetzt mal bei allem Respekt. Du hast sie doch nicht mehr alle beisammen. Ehrlich. Die Geschichte hat mir Philipp vorhin auch erzählt. Ich weiß, dass du es hasst, wenn er dich stehen lässt und sich mehr als fünf Minuten nicht um dich kümmert. Und ich weiß, dass Bente Johannson ein rotes Tuch für dich ist. Das reicht gerade mal, um eine seiner älteren Boxershorts in Rotwein zu tunken. Aber all die teuren Anzüge? Puppe, das ist völlig maßlos.



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