Herzig, Michael by Frauen hassen

Herzig, Michael by Frauen hassen

Autor:Frauen hassen
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


43.

Ihr Rockerfreund sah gut aus. Groß gewachsen, breitschultrig, grüne Augen, Lausbubengesicht, schulterlanges weißblondes Haar, tätowierte Arme. Seine Tattoos waren mit viel Farbe und feinen Linien gezeichnet. Nichts, womit man zur Aufnahmeprüfung für die Polizeischule zugelassen wird.

Sein Aussehen und sein Auftritt waren darauf ausgelegt, harten Jungs das Gefühl zu geben, der Mann gehöre zum Rudel. Der Kinnbart, der durchtrainierte Körper, die Armeehose, die Narbe am linken Oberarm, die elastische Körperhaltung, der Händedruck.

Trotzdem waren die Rocker misstrauisch geworden. Die Frage war, wieso.

Johanna di Napoli tippte auf seinen Blick. Zu sanft, zu ausdrucksvoll für einen skrupellosen Geldeintreiber. Sie hoffte inständig, dass er den Rockerboss nicht genauso treuherzig anstrahlte wie sie.

»Willkommen in Berlin, mein Schatz!« Marko Michalski grinste bis über beide Ohren. »Du siehst umwerfend aus!«

»Danke schön!« Johanna war in Vollmontur erschienen. Nassfrisur, Push-up-BH, blutrote Lippen, dicke schwarze Ringe um die Augen. Lediglich die hohen Absätze hatte sie im Koffer gelassen. Stattdessen trug sie Cowboystiefel. »Ich werde dich nicht von der Bettkante stoßen, Fremder.« Sie umarmte und küsste ihn. Wenn sie diese Rolle schon spielen musste, dann richtig. Von Anfang an.

Marko Michalski schien etwas überrascht, doch seine Mimik blieb herzlich. »Ich bin Moritz. Meine Freunde nennen mich Mo.«

Das war Markos Tarnname, mit dem er bei den Rockern bekannt war. Auch polizeiintern wurde ausschließlich der Legendenname verwendet, damit er zur Gewohnheit wurde. Das sollte entlarvenden Versprechern vorbeugen. Nichts wäre gefährlicher, als wenn Johanna ihren Partner mitten im Einsatz mit Marko ansprechen würde.

Sie reichte ihm die Hand zum kollegialen Gruß. Für den Fall, dass er ihre Theaternummer zu ernst genommen haben sollte. »Gioia Mantovani! Für dich Jo. Wie John, nur kürzer und ohne O-Beine.«

Marko zog einen imaginären Colt und schoss aus der Hüfte. Dann blies er den Rauch vom Lauf. »Mo und Jo. Die glorreichen Halunkenjäger.« Er fasste Johanna an der Schulter und deutete auf einen Raum.

Sie wurden von einer Gruppe Männer beobachtet. Sebastian Schürch war bei ihnen. Er war vorangegangen, als sie an dem vereinbarten Treffpunkt angekommen waren.

»Die Hilfssheriffs warten auf den Auftritt der Helden!«

Der Ort war gut gewählt. Sie befanden sich in einer Motorradwerkstatt, die in derselben Straße lag wie eine Kfz-Prüfstelle und eine Fahrschule. Gleich um die Ecke waren außerdem eine Tankstelle und mehrere Supermärkte. Weder Autos noch Motorräder fielen in dieser Gegend auf.

Vom Flughafen Tegel aus waren sie direkt hierhergefahren. Mit einem ungemein wortkargen Chauffeur. Viel Zeit für eine Unterhaltung hätten sie ohnehin nicht gehabt, da die gesamte Strecke kaum zehn Minuten in Anspruch genommen hatte.

Die Zufahrt zu dem Areal war so unscheinbar, dass der Fahrer sie beinahe verpasst hätte. Sie war umrahmt von Bäumen und einer Straßenlaterne, an der ein Zettel klebte: Jemand suchte eine entlaufene Katze.

Von außen sah man nur einen Hof, auf dem Harleys mit dicken Eisenketten gesichert waren. Auf der rechten Seite befand sich eine Reihe Garagen, links hinten die Motorradwerkstatt. Von der Straße aus war sie nicht einsehbar. Zudem waren die Fenster im Eingangsbereich aus Milchglas, sodass nicht zu erkennen war, was im Innern des Gebäudes vor sich ging.

Es roch nach Öl und Schmierfett und eine Harley ohne Hinterrad war in der Mitte des Raumes aufgebockt.



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