Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge by Andreas Eschbach
Autor:Andreas Eschbach [Eschbach, Andreas]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Roman
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2011-09-30T22:00:00+00:00
3
»Was ist passiert?«, fragte Charlotte, als sie endlich wieder in der Limousine saÃen und unterwegs zum Flughafen waren.
»Irgendwas ist schiefgelaufen«, sagte Hiroshi nur.
Dann telefonierte er mit Miroslav. Aus dem, was sie mithörte, wurde sie auch nicht schlauer. Im Wesentlichen sagte Hiroshi nur immer wieder »Hmm« und »Ja, verstehe« und »Mist«.
Der Chauffeur gab sich redlich Mühe, die Anweisung »so schnell wie möglich«, die ihm Hiroshi beim Einsteigen gegeben hatte, in die Tat umzusetzen. Er nützte jede Lücke im Verkehr, fuhr auch mal etwas schneller, als erlaubt war â aber würde das letzten Endes einen Unterschied machen? Der Flug würde so oder so acht Stunden dauern, eine Ewigkeit, verglichen damit.
Es tat Charlotte so leid für Hiroshi. Einen Moment lang hatte es nach einem Sieg auf ganzer Linie ausgesehen, so, als bekäme er sie alle auf seine Seite â und dann hatte ein einziger Anruf, eine einzige SMS genügt, alles wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen zu lassen. Nicht durch die Unterbrechung, den faux pas an sich, sondern durch die Bestürzung, in die Hiroshi geraten war und die man ihm angemerkt hatte.
Sie hatten die Runde der Direktoren in völliger Konfusion zurückgelassen. Sogar der alte Mann, dem der Konzern gehörte, Larry Gu, der von Anfang an auf Hiroshis Seite gestanden hatte, war merklich irritiert gewesen. Er hatte zum ersten Mal Zweifel an seiner Entscheidung, Hiroshis Projekt zu unterstützen, erkennen lassen.
Charlotte sah hinaus, betrachtete die Autos und Lastwagen, die durch die StraÃen strömten wie Blutkörperchen durch Adern. Sie versuchte sich vorzustellen, was jetzt gerade in dem Konferenzraum oben in dem gläsernen Turm vorgehen mochte. Wahrscheinlich saÃen sie immer noch zusammen und diskutierten sich die Köpfe heiÃ. Der Amerikaner würde triumphieren, und der Niederländer würde sagen, dass er es ja gleich gesagt habe.
Und alle anderen würden im Grunde froh sein, dass alles so blieb, wie es war und wie sie es gewohnt waren.
Sie lauschte dem Brummen des Motors und dachte daran, dass er von Menschenhand geschaffen war, nicht von wuselnden Minirobotern. Vielleicht war Hiroshis Idee trotz all dem Beeindruckenden, das sie gesehen hatte, einfach zu ambitioniert, um zu funktionieren. Vielleicht hatte er sich einfach doch überschätzt?
Aber selbst wenn: Wäre das schlimm? Sie horchte in sich hinein und stellte fest, dass sie es verzeihlich fand, wenn jemand scheiterte. Scheitern, das hatte GröÃe. Wenigstens hatte man es versucht.
Sie dagegen ⦠Sie war vor ihrer eigenen Vision davongelaufen. Das hatte ganz entschieden keine GröÃe.
Die Limousine verlieà die Brücke, der Flughafen lag vor ihnen. »Ich muss aufhören«, sagte Hiroshi ins Telefon. »Hör zu, Miro, du musst das irgendwie alleine managen, bis ich da bin. Keine Anrufe während des Fluges, hörst du? Egal was geschieht. Ein Anruf würde über das Funksystem des Jets gehen, und die Firma kontrolliert sämtliche Verbindungen. Ich will aber selber bestimmen, was an Informationen rausgeht und vor allem wann. Okay?«
Sie passierten die obligatorischen Checks und Kontrollen in Rekordzeit. Man fuhr sie in einem kleinen, offenen Elektrowagen aufs Flugfeld hinaus. Es war windig, Charlotte musste ihre Haare festhalten. Der Jet stand bereit, doch es schwirrten noch mindestens zwanzig Techniker in grauen Overalls um ihn herum.
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