Heringsschmaus und Kreuzlstecken by Reinhard Kriechbaum

Heringsschmaus und Kreuzlstecken by Reinhard Kriechbaum

Autor:Reinhard Kriechbaum
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Anton Pustet
veröffentlicht: 2019-03-15T00:00:00+00:00


Die Hallenberger Krachnacht

So lärmend wird die Osternacht nirgendwo sonst ausgelebt

Fünf Minuten vor Mitternacht geht die Straßenbeleuchtung aus in dem schmucken Fachwerk-Städtchen im Sauerland. Ab jetzt ist das Licht der Fackeln angesagt. Nach dem letzten Glockenschlag zu Mitternacht stimmen die Männer vor der St. Heribert-Kirche ein altes, nur hier erhaltenes Passionslied an, „Ihr Sünder kommt gegangen“. Der letzte Ton ist gerade verklungen, da setzt ohrenbetäubendes Knattern, Scheppern, Rasseln und Heulen ein. Jedem Zuschauer wird klar, warum die Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag in Hallenberg als „Krachnacht“ bezeichnet wird.

Aber so laut es zugeht in den nächsten anderthalb Stunden: Die „Burschentrommel“ ist immer wieder herauszuhören aus dem Lärm, und sie ist so etwas wie die Dirigentin des ohrenbetäubenden akustischen Durcheinanders. Ertönt sie, fallen die metallenen Lärmerzeuger ein, verstummt sie, haben die Rasseln und andere Holzgerätschaften ihren Einsatz. Auch das Nachtwächterhorn markiert den Klangfarbenwechsel.

Beim Umzug werden drei von innen heraus leuchtende, vier Meter hohe Osternachtskreuze mitgetragen. Seit jeher befinden sie sich in Familienbesitz und werden weitervererbt. O crux ave steht auf den Kreuzen. Mitgetragen werden auch rote Lampionbäume.

Aufzeichnungen darüber, wie lange es den Brauch schon gibt, existieren nicht. Gewiss geht er weiter zurück als bis 1909, als er das erste Mal beschrieben wurde. Der Burschenverein, der den Osternachtsumzug veranstaltet, hat schon 1746 bestanden, und die Trommel könnte noch älter, aus der Zeit der Landsknechte sein. Dem Burschenverein kann man mit 15 Jahren beitreten, Mitglied bleibt man bis zur Verehelichung. Rund 160 ledige Burschen sind es derzeit.

Nach etwa eineinhalb Stunden erreicht der Zug wieder den Petrusbrunnen in der historischen Altstadt, noch einmal wird Lärm gemacht, was geht – und urplötzlich ist es vorbei. Kreuze, Lampionbäume und Akteure sind verschwunden. Das Städtchen ist wieder friedlich …

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