Herbst im kleinen Inselhotel hinterm Deich (Inselträume auf Amrum 4) (German Edition) by Julia K. Rodeit

Herbst im kleinen Inselhotel hinterm Deich (Inselträume auf Amrum 4) (German Edition) by Julia K. Rodeit

Autor:Julia K. Rodeit [Rodeit, Julia K.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2022-07-31T22:00:00+00:00


Max trat vor die Tür und warf einen prüfenden Blick nach oben. Heute wehte wieder ein etwas frischerer Wind, es sah aber aus, als würde es trocken bleiben. Die Sonne lachte freundlich vom Himmel, konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es langsam auf den Winter zuging. Er zog die Jacke enger um sich, schloss den Reißverschluss und rückte die Kappe tiefer in die Stirn. Heute war er beinahe froh, sie tragen zu müssen, hielt sie doch den Wind ein wenig ab.

Da er in den letzten Tagen hauptsächlich am Strand und auf dem Deich unterwegs gewesen war, wollte er nun durch die Fußgängerzone bummeln und sich die Auslagen ansehen. Vielleicht fand er Mitbringsel für seine Eltern. Seine Mutter liebte es, wenn er kleine Überraschungen aus anderen Ländern mitbrachte, wohin ihn seine Drehs gelegentlich führten. Zwar war er noch immer innerhalb Deutschlands, aber da es seine Eltern eher in den Süden, ins Gebirge zog, kannten sie die Nordseeküste nicht besonders gut und waren noch nie auf einer der friesischen Inseln gewesen.

Auf dem Parkplatz blieb er stehen. Sein Blick wurde wie magisch von der Harley angezogen, die dort stand. Es war eine wuchtige Maschine, mattschwarz lackiert.

Cruisen auf dem Motorrad bedeutete sicher Unabhängigkeit. An nichts denken zu müssen, einfach die Freiheit genießen.

Er spürte einen Hauch Ehrfurcht, aber auch Wehmut, als er die Maschine umrundete. Eine Reihe von Songs kam ihm in den Sinn, die genau dieses Gefühl von Freiheit thematisierten. Den Fahrtwind im Gesicht, auf dem Weg in ein neues Abenteuer.

Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er auch unbedingt ein Motorrad haben wollen. Dann war ihm das Leben dazwischengekommen, seine Karriere, und irgendwie hatte er keine Zeit gefunden, sich darum zu kümmern.

»Na, gefällt sie dir?«

Überrascht sah Max auf. Er war so in die Betrachtung der Harley versunken gewesen, dass er den Mann, dem sie gehörte, nicht hatte kommen hören.

»Ja. Die Maschine ist ein Traum. Noch schöner allerdings finde ich, was sie ausstrahlt.«

Hatte der hagere Typ mit dem kantigen Gesicht und den zum Pferdeschwanz gebundenen Haar ihn bisher mit einem unergründlichen Blick angesehen, so breitete sich nun Überraschung auf seinen Zügen aus.

»Was denn?«

»Einen Hauch von unabhängiger Freiheit und Unbeschwertheit. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich Sonnenuntergänge und endlose Landschaften vor mir. Eine Straße, die sich hindurchschlängelt, auf der ich unterwegs bin.«

In den Augen des Typen blitzte es auf. »Harley fahren ist nicht Motorrad fahren. Das ist ein Lebensgefühl. Fährst du auch?«

Max schüttelte den Kopf. »Aber ich erinnere mich gerade daran, dass ich das einmal hatte tun wollen. Vielleicht sollte ich das wieder aufgreifen.«

»Warum nicht? Dafür ist es nie zu spät.«

»Fährst du schon lange?«

Ein dunkles Lachen drang an Max’ Ohr. »Seit ich denken kann. Ich kann mir nichts anderes vorstellen.«

»Ein lonesome Rider also.« Max zwang den Blick von der Maschine weg und sah sein Gegenüber mit einem Grinsen im Gesicht an.

Der streckte ihm jetzt die Hand hin. »Ich bin Jens.«

»Max.«

Sein Händedruck war fest. Er vermittelte den Eindruck, als wüsste er, was er wollte. Dabei verzog er keine Miene. Max hatte keine Ahnung, ob Jens wusste, wer er war.



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