Heimsuchung: Roman by Jenny Erpenbeck

Heimsuchung: Roman by Jenny Erpenbeck

Autor:Jenny Erpenbeck [Erpenbeck, Jenny]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fiction, General
ISBN: 9783641134778
Google: CKodAgAAQBAJ
Herausgeber: Albrecht Knaus Verlag
veröffentlicht: 2013-11-24T23:00:00+00:00


Der Gärtner

Nachdem die Russen abgezogen sind, beschneidet der Gärtner die Sträucher und Büsche, damit sie vielleicht ein zweites Mal treiben. Er gräbt die Erde auf der kleinen und der großen Wiese um und setzt dort im Abstand von 40 Zentimetern Kartoffeln. Die Kartoffelpflanzen brauchen viel Wasser. Der Gärtner bringt der Hausherrin aus der Werkstatt Ruder und Dollen und ist ihr dabei behilflich, die auf der Untiefe des Nackligen versenkten Kisten wieder heraufzuholen und ins Haus zurück zu bringen. Er schleudert den Honig. Am Abend setzt er sich auf die Schwelle des Bienenhauses und raucht Zigarre, bei Einbruch der Nacht legt er sich neben dem Schleuderkessel auf seiner Liege schlafen. Als die Kartoffelpflanzen zwischen 15 und 20 Zentimeter hoch sind, häufelt er an. Er streicht den Steg mit Teerfarbe nach und ersetzt morsch gewordene Bretter. Er beschneidet die Weide, die am Ufer wächst und deren Zweige über den Anfang des Steges schon so tief herunterhängen, daß sie stören, wenn man ihn betritt. Er legt neue Waben in die Stöcke der Bienen. Er jätet das Unkraut zwischen den Rosen und auf dem Beet vor dem Haus. Er gießt Büsche, Kartoffeln und Blumen zweimal am Tag, einmal in aller Frühe, und einmal bei Einbruch der Dämmerung. Als das Laub der Kartoffeln abzusterben beginnt, ist es Zeit für die Ernte, er lagert die Knollen im kühlen und dunklen Keller. Im Herbst harkt er das Laub zusammen, verbrennt es, bedeckt das Rosenbeet und das Blumenbeet vor dem Haus mit Zweigen von Fichte, um die Pflanzen vor Frost zu schützen, am Ende des Herbstes entleert er alle Wasserrohre im Haus und dreht den Haupthahn ab, er schließt sämtliche Fensterläden, auch die des Badehauses unten am Wasser. Er holt die elektrische Heizspirale aus dem Keller und stellt sie bei sich im Schleuderraum auf. Im Winter beschneidet er Apfel und Birne. Er heizt das Haus vor, wenn der Architekt und seine Gattin zu Besuch kommen wollen, und stellt das Wasser für die Zeit ihres Aufenthalts wieder an.

Im Frühling ist er dem Hausherrn bei der Aufstellung eines Zauns vor dem Haus behilflich, der das Blumenbeet mit der Zypresse und die Einfahrt zur Garage, vor allem aber das große Tor umfassen und so vor unerwünschtem Besuch schützen soll. Der Gärtner schneidet die Büsche, sät auf den zwei Kartoffeläckern nun wieder Gras, hilft bei der Entleerung der Grube, er jätet Unkraut, gießt die kahle Erde auf der großen und der kleinen Wiese so lange, bis das Gras zu sprießen beginnt, er erntet Kirschen, erntet Äpfel und Birnen, lagert sie im Keller des Hauses ein, harkt Laub, verbrennt es, sägt trockene Äste ab, spaltet das Holz, holt die Heizspirale aus dem Keller und stellt sie bei sich im Schleuderraum auf, er stellt während des Winters auf dem Dachboden des Hauses Fallen auf für die Marder. Er heizt das Haus vor, wenn der Architekt und seine Gattin zu Besuch kommen wollen. Er beschneidet Apfel und Birne. Er deckt im Frühling die Beete ab, beschneidet die Büsche, jätet das Unkraut, wechselt die Waben, stellt im Sommer zweimal täglich den Rasensprenger an und beschneidet die Kirsche.



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