Heimliche Herrscher. Ein Fall für Sebastian Fink by Friedrich Dönhoff

Heimliche Herrscher. Ein Fall für Sebastian Fink by Friedrich Dönhoff

Autor:Friedrich Dönhoff [Dönhoff, Friedrich]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783257607246
Herausgeber: Diogenes


31

Gegenüber, in Gollenhauers Garten, arbeiteten noch immer die Kollegen von der Spurenermittlung. Der Garten mit dem frischgrünen Rasen, den voluminösen Büschen, den kleinen Bäumen und Blumenrabatten sah aus, als wäre er von einer Plage befallen: Die Ermittler in ihren weißen Schutzanzügen sahen aus wie riesige Insekten, die Informationen aus dem Erdreich zu saugen versuchten.

Sebastian hockte sich neben Jochen Lexert, den Leiter der Spurensicherung, der auf einem Laptop die Aufnahmen von den Fußabdrücken studierte. »Wir haben Glück«, sagte Lexert. »Der Täter hat viele Spuren hinterlassen.«

»Dann war ihm das offenbar egal«, sagte Sebastian.

»Vielleicht war er in Panik?«, meinte Lexert.

Sebastian hoffte im Stillen, dass der Kollege recht hatte, dass der Täter, nachdem er seinen Plan erstmals nicht hatte durchziehen können, verunsichert war und ins Straucheln geriet. Wie beim Fußball, wo jedes Tor die Mannschaft stärker machte, aber ein einziges Gegentor die Wende herbeiführen konnte.

Lexert scrollte durch die Aufnahmen. Sie stammten alle aus dem Garten, in dem sie gerade saßen, sie waren umringt von den Spuren. Sebastian schaute auf den Bildschirm, auf dem nacheinander die Bilder der Fußspuren erschienen. Auf einmal sagte er: »Stop!«

Lexert schaute Sebastian fragend an.

Sebastian hatte irgendeine Unstimmigkeit bemerkt, aber er wusste nicht genau, was es war. »Scrollen Sie bitte noch mal zurück.«

Lexert schob die Bilder rückwärts über den Schirm.

»Die Aufnahme ist vom linken Schuh?«, fragte Sebastian.

Lexert nickte.

»Zeigen Sie bitte noch mal das andere Foto.«

Lexert schob ein anderes Bild nach vorn.

»Und das?«, fragte Sebastian.

»Das ist auch vom linken Schuh«, erklärte Lexert verwundert.

Sebastian wurde nervös. Er zeigte mit dem Finger auf den hinteren Teil des Schuhabdrucks. »Zoomen Sie da mal ran.«

Lexert vergrößerte den Bereich, den Sebastian genauer ansehen wollte.

»Und jetzt schauen wir dieselbe Stelle auf dem anderen Bild an«, sagte Sebastian.

Lexert holte das zweite Bild vom linken Schuh und vergrößerte dieselbe Stelle.

»Sehen Sie es?«

Lexert schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«

»Den Riss?«

Der Kollege nickte jetzt langsam. »Tatsächlich. Der Riss ist nur auf dem einen Bild zu sehen. Auf dem zweiten fehlt er.«

»Es sind zwei verschiedene linke Schuhe …«, sagte Sebastian. »Wir haben es mit zwei Tätern zu tun.« Er seufzte leise. »Haben Sie von allen Fußabdrücken Fotos gemacht?«

»Selbstverständlich. Ich schicke sie Ihnen ins Büro«, sagte Lexert. »Heute Nachmittag haben Sie sie auf dem Rechner.«

Bei den Markierungen am hinteren Gartentor ging Sebastian in die Hocke. Es war nicht ein einzelner Mann, der sich hier versteckt hatte, bevor er zum Haus gegangen war, sondern es waren zwei Personen, von denen eine losging, während die andere Wache stand. Das würde die Ermittlungen in eine neue Richtung treiben.

»Entschuldigung, Herr Fink«, begann Lexert vorsichtig. »Gesetzt den Fall, dass es zwei Täter sind, glauben Sie denn wirklich, dass beide dieselbe Schuhmarke und genau dieselbe Schuhgröße haben?«

Sebastian verstand die Frage nicht: »Warum sollten zwei Täter nicht die gleichen Schuhe tragen?«

Jens kam über die Terrasse. Er berichtete, dass der Personenschutz mit Gollenhauer und dem Hund abgefahren sei. »Und hier?«, fragte er. »Gibt’s was Neues?«

»Leider ja«, sagte Sebastian und eröffnete ihm die neueste Erkenntnis.

Jens zog laut die Luft durch die Zähne. »Das ist ja ein Ding.«

»Du sagst es.« Sebastian zupf‌te die Schutzhülle über seinem Schuh zurecht und ging über die Terrasse zum Haus.



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