Heimat ist Friede by Ernst Hans

Heimat ist Friede by Ernst Hans

Autor:Ernst, Hans [Ernst, Hans]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-01-06T23:00:00+00:00


Die Jahre gingen über Dorrach und sein bergiges Hinterland hinweg. Sommer und Winter, Blüte, Reife und Ernte. Und in diesem Wechsel der Zeiten geschah alles, was nach dem Gesetz des Lebens zu geschehen hat. Aus Kindern wurden Erwachsene. Die Jahre zeichneten ein paar Falten mehr in die alternden Gesichter, der Totengräber hatte zu tun wie auch die Hebamme. Das alte, ausgewogene Maß von Geburt und Tod ging durch die Jahreszeiten wie der Wind und der Regen. Es lebte die Liebe in ihnen wie der Haß und die Feindschaft. Manche Feindschaften erloschen, andere blieben bestehen, weil der Stolz nicht zuließ, sich zu beugen.

Nur der Stolz war es, der die Feindschaft zwischen dem Berggasthof zum Hahnenkranz und der Kistenfabrik in Bichl immer noch bestehen ließ. Ungeachtet dessen aber brachte Barbara ihr zweites Kind zur Welt. Es war wieder ein Bub, den sie nach dem Vater Andreas nannten.

Der Bergwirt Konrad Freisinger war ein zweites Mal in den Landtag gewählt worden und hatte alle Aussicht, als Staatssekretär ins Landwirtschaftsministerium zu kommen.

Immer noch kerzenschlank und voller Spannkraft warf er sich in seine neue Aufgabe, war dadurch noch weniger daheim, und die Zügel übernahm dort immer mehr der nun volljährig gewordene Berti.

Aber auch in Bichl war einer unbeirrt seinen Weg vorwärts gegangen. Andreas hatte das Werk vergrößert, schaffte neue Maschinen an und hatte den alten Bauernhof in ein herrliches Landhaus umgebaut.

Der frühere Holzknecht siegte auf der ganzen Linie. Man sagte ihm nach, daß er eine glückliche Hand habe.

Aber das allein war es nicht, er war schon auch ungemein tüchtig. Schnell erfaßte er alles, was an ihn herankam. Es war gerade so, als ob er einen sechsten Sinn habe dafür, wo er einsteigen dürfe oder wovon er die Finger lassen müsse. Sein Ansehen wuchs wie sein Werk, sein Name hatte guten Klang weit über das Land hinaus und konnte auch von denen nicht überhört werden, die es nur zu gern getan hätten.

Freilich gab es auch Neider, die ihm etwas am Zeug flicken wollten. Er lachte bloß darüber, lachte so lange, bis es ihm doch zu stark wurde, und als er eines Abends mit seinem Wagen von einer kurzen Geschäftsreise heimkam, sah Barbara ihm sofort an, daß er sich über etwas ärgerte.

»Was ist los, Andreas?« fragte sie, in seinen Augen forschend.

Er blickte über ihren Scheitel weg und löste sich langsam aus ihren Armen.

»Wo sind die Kinder?«

»Sie schlafen bereits.«

Andreas ging ins Kinderzimmer, wie immer, wenn er von einer Reise zurückkam. Die Fäuste um die Stäbchen des Bettstättchens geklammert, stand er etwas vorgebeugt da und betrachtete lange das Gesicht seines Jüngsten, der in allem Barbara ähnlich sah. Im anderen Bett lag Konrad, ein strammes Bürscherl bereits mit einem wilden Wuschelkopf.

Leise öffnete sich die Tür. Barbara steckte den Kopf herein.

»Kommst du zum Essen?«

Die Wolke auf seiner Stirn war verschwunden, der nagende Grimm hatte sich beim Anblick seiner beiden Buben wieder gelegt, und beim Anblick des sauber gedeckten Tisches kam der freundliche Glanz in seine Augen. So ein Heimkommen war jedesmal eine Wonne. Liebe und Behaglichkeit umgaben ihn, und während Barbara ihm



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