Heaven - Stadt der Feen by Christoph Marzi

Heaven - Stadt der Feen by Christoph Marzi

Autor:Christoph Marzi [Marzi, Christoph]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783401800073
Herausgeber: Arena Verlag
veröffentlicht: 2013-03-08T05:00:00+00:00


10. Kapitel

Egyptian Avenue

David stellte sich instinktiv zwischen Heaven und den großen Mann mit den schwarzen Handschuhen. Der Lumpenmann, der in Richmond an der Mauer gelehnt hatte, kam hinter einem der anderen Gräber hervor.

»Wie schön, euch hier anzutreffen«, sagte der Mann mit den schwarzen Handschuhen, der sich vor wenigen Stunden noch Mr Scrooge genannt hatte. Als er Sarah Jane erblickte, zögerte er kurz. Dann stellte er sich erneut vor: »In dieser Gegend nennt man mich Mr Heep.«

Der Lumpenmann kam langsam auf David und Heaven zu. Er hinkte und die Bewegungen waren unscharf und stockend.

»Was wollen Sie von mir?«, fragte Heaven und in ihren Augen blitzte keine Furcht, sondern immer noch Wut auf all das, was ihr hier geschah.

»Dein Herz.«

»Das haben Sie mir doch schon gestohlen!«

Mr Heep grinste bleich. »Ich weiß.«

»Wie haben Sie uns gefunden?«, fragte David.

»Ich bin gut«, sagte der Mann und hielt sich das Messer vors Gesicht. »Dass ihr beiden irgendwann am Grab ihrer Eltern auftauchen würdet, erschien mir eine Möglichkeit, die ich ins Auge fassen sollte.«

»Lassen Sie Heaven in Frieden!«, forderte David ihn auf.

Der Mann mit den schwarzen Handschuhen betrachtete die Klinge. »Es sieht nicht so aus, als könntest du mir vorschreiben, was ich zu tun habe.« Er lächelte freundlich und es war ganz grauenhaft anzusehen, wie er das tat. »Ich habe einen Auftrag zu erfüllen und ich pflege meine Auftraggeber nicht zu enttäuschen. Ich bin dafür bekannt, dass man von mir genau das bekommt, wofür man mich bezahlt.« Er drehte und wendete die Klinge, sodass sie das matte Sternenlicht reflektierte. Die Schneeflocken wichen der Klinge aus. »Und ich werde dein Mädchen jetzt mit mir nehmen.«

Der Lumpenmann wankte vorwärts. Er sah viel zerfallener aus als noch vor wenigen Stunden und es ging ein süßlicher Gestank von ihm aus. Die Haut schälte sich ihm vom Gesicht und er hatte Teile des Gesichts mit schmutzigen Bandagen umwickelt.

»Ich will euch beiden erklären, was wir zu tun gedenken«, erklärte der Mann, der sich jetzt Mr Heep nannte.

David schaute sich nach etwas um, das er als Waffe verwenden konnte. Einen Stock, einen Stein, irgendetwas. Er spürte eine ohnmächtige Wut in sich kochen, einen Zorn, der angesichts seiner lähmenden Hilflosigkeit zu einem knotigen bohrenden Schmerz in der Magengegend wurde.

»Es hat ein Missverständnis gegeben«, erklärte Mr Heep. »Wir waren nur auf der Suche nach einem einfachen Herzen, wie schon so viele, viele Male zuvor. Seit mehr als zwanzig Jahren gehe ich von Zeit zu Zeit diesem Geschäft nach und es ist noch immer recht einträglich. Mein Kunde ist, wie viele meiner Kunden, an sehr langfristigen Geschäftsbeziehungen interessiert, müsst ihr beiden wissen.« Er lächelte so gutmütig, dass einem schlecht davon werden konnte. »Tja, das ist nun einmal mein Geschäft.« Er warf dem zitternden Lumpenmann einen gönnerhaften Blick zu. »Ach, was rede ich, das ist unser Geschäft. Wir haben schon oft Herzen gestohlen. Doch niemals zuvor hat jemand überlebt.« Er schnalzte mit der Zunge, was offenbar ein Zeichen für den Lumpenmann war. »Kein Mensch lebt weiter, wenn man ihm das Herz nimmt.«

Sarah Jane nickte traurig. Regungslos stand sie da, unschlüssig oder unfähig, etwas zu tun.



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