Heart Shot (German Edition) by Nele Betra

Autor:Nele Betra [Betra, Nele]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-07-05T22:00:00+00:00

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Gegen vier Uhr morgens treffen wir in Revelstoke ein. Jamey hat die Fahrt halbwegs gut überstanden. Bis auf ein paar Pausen, in denen ich mich mit Koffein und mein Auto mit Sprit aufgetankt habe und Jamey Snacks zu sich nahm, um nicht auf nüchternen Magen seine Schmerztabletten einnehmen zu müssen, hat er geschlafen.

Ich muss zugeben, ich bin total geschafft und heilfroh, ohne einen weiteren blechverbiegenden Zwischenfall angekommen zu sein.

Heinzman war, gelinde gesagt, angepisst, als Jamey ihm erklärte, er würde sofort aufbrechen. Er versuchte ihn sogar unter Androhung von dienstlichen Konsequenzen davon abzuhalten. Ich war während des Telefonats dabei und fand Heinzmans Verhalten fragwürdig. Auf der einen Seite verstand ich ihn, da mir selbst nicht ganz wohl bei der Sache war, auf der anderen musste ihm doch aber klar sein, dass Jamey so schnell wie möglich eine Klärung herbeiführen wollte.

Unterm Strich hatte Jameys Vorgesetzter jedoch keine Chance, ihm das auszureden. Allerdings gab es auch gute Neuigkeiten, die Heinzman zu verkünden hatte. Denn er und Jackson fanden in einem abgelegenen Waldstück Jameys Leihwagen, den sie der Spurensicherung übergeben hatten. Von Jameys persönlichen Sachen fehlt hingegen jede Spur. Was mich jetzt nicht verwunderte und schlussendlich auch keine größere Rolle spielte.

Meinen Anruf bei Eva hielt ich so kurz wie möglich. Die Gute sorgte sich um Jameys Gesundheit, wünschte uns jedoch viel Glück. Sie war rührend, als sie mir anbot, ich solle doch ganz dringend wieder mal nach Kitimat kommen, nicht als zahlender Gast, stattdessen als guter Freund der Familie, so hat sie es ausgedrückt. Sie und Andrew würden sich freuen, mir die Gegend zu zeigen. Und womöglich käme ich ja auch nicht allein, sondern würde einen Partner mitbringen. Weiß der Geier, wie die Frau darauf kam. Und dass sie sich und Jackson als Familie bezeichnete, lässt mich für ihn hoffen. Der arme Kerl machte einen total verliebten Eindruck, sobald auch nur ihr Name fiel. Ihr Angebot werde ich mit Sicherheit annehmen, denn ich hatte mir viel für meinen Urlaub vorgenommen. Na ja, gut. So viel nun auch wieder nicht. Aber für ein paar Tage beim Erkunden der Natur, Angeln, oder einfach nur auf der Couch lümmelnd die Seele baumeln zu lassen, klang mehr als nur verlockend. Und wer weiß, womöglich fahre ich das nächste Mal wirklich nicht allein nach Kitimat. Wir werden sehen. Jetzt gibt es erst einmal andere Dinge, die zu klären sind. Zum Beispiel, wo Jamey wohnt und wo ich ihn überhaupt absetzen soll.

Kurz hinter der Stadtgrenze fahre ich an den Straßenrand und stelle den Motor ab. Was Jamey schlaftrunken aufschauen lässt und er leise nuschelt: »Wo sind wir?« Sein Blick schweift über die Umgebung und er setzt sich kerzengerade auf, als er begreift, wo wir sind, was ihm ein Stöhnen entlockt. Er fährt sich durch sein zerzaustes Haar und blickt mich fragend an.

»Ich weiß nicht, wo du wohnst.«

»Downie Street 15«, gibt er einsilbig an.

»Okay.« Ohne ein weiteres Wort setze ich den Wagen in Bewegung und biege nach nicht einmal fünf Minuten in seine Straße ein.

Unschlüssig blicke ich zu ihm rüber und warte.

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