Hannah, Kristin by Zwischen uns das Meer

Hannah, Kristin by Zwischen uns das Meer

Autor:Zwischen uns das Meer
Die sprache: deu
Format: mobi, azw3
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


FÜNFZEHN

Michael stand am Küchenfenster und sah hinaus in die Dämmerung. Es war Mitte September, ein kühler Abend. Leichter Wind ließ die unteren Zweige der riesigen Zedern über den Saum des hohen Grases tanzen. Die Tage am Strand neigten sich dem Ende zu; der Herbst mit seinen kalten, frostigen Tagesanbrüchen und dem endlos fallenden Regen näherte sich. Er wusste ohne hinzublicken, dass die Pflaumenbäume bereits ihre Blätter verloren.

Im lavendelfarbenen Licht starrte er auf den weißen Zaun, der ihr Grundstück begrenzte.

Das sind wir, hatte Jolene gesagt, als sie ihm vor langer Zeit geholfen hatte, die Latten anzubringen. Die Familie Zarkades. Jeder, der diesen Zaun sieht, weiß, dass wir hierhergehören.

Unten an der Uferstraße kam ein Wagen um die Kurve. Seine Scheinwerfer leuchteten im Sonnenuntergang. Michael sah, wie der Wagen sich näherte – es war ein wuchtiges, offiziell wirkendes Fahrzeug. An der Biegung der Straße wurde es langsamer … dann bog es in seine Einfahrt und hielt.

Michaels Finger klammerten sich an die glatte, kühle Küchentheke. Wende, fahr weg … du bist falsch hier …

Ein Mann in Uniform stieg aus, knallte die Wagentür zu und wandte sich zum Haus.

O Gott!

Michael schloss die Augen und atmete so schnell und heftig, dass ihm schwindelig wurde.

Dann ertönte die Türklingel, hässlich misstönend.

Steif ging Michael zur Haustür und öffnete. »Ist sie tot?«

»Ich bin Captain Lomand …«

»Ist Jolene tot?«

»Sie lebt.«

Michael krallte sich an den Türrahmen, weil er eine Sekunde befürchtete, ihm würden die Beine versagen.

»Tut mir leid, dass ich einfach so hereinplatze. Ich wusste, welchen Eindruck es machen würde, aber ich wollte nicht, dass Ihnen ein Fremder die Nachricht am Telefon überbringt. Darf ich hereinkommen?«

Michael nickte benommen, trat beiseite und dachte: Aber du bist ein Fremder. Der Mann ging durchs Haus ins Familienzimmer, ganz so, als wäre er schon mal hier gewesen. Wahrscheinlich stimmte das auch, aber Michael hatte keine Ahnung, wer er war.

Der Captain blieb beim Sofa stehen und nahm sein Barett ab. Als er Michael ansah, lag Mitleid in seinen Augen. »Jolenes Black Hawk ist vor einigen Stunden abgeschossen worden.«

Michael ließ sich langsam vor den Kamin sinken. Hinter ihm flackerte ein Feuer. Obwohl es viel zu nah und viel zu heiß war, spürte er nicht das Geringste.

»Sie wird gerade nach Landstuhl in Deutschland geflogen. Das ist das größte amerikanische Militärkrankenhaus in Europa. Also ist sie in guten Händen.«

»In guten Händen«, wiederholte Michael und versuchte mit reiner Willenskraft, klar zu denken. »Aber wie geht es ihr?«

»Einzelheiten weiß ich nicht, Sir«, sagte Lomand.

»War Tami bei ihr im Hubschrauber?«

»Ja«, antwortete Captain Lomand. »Aber gegenwärtig habe ich auch keine Informationen über ihren Zustand. Ich weiß nur, dass sie lebt.«

»Was soll ich tun? Wie kann ich ihr helfen?«

»Beten Sie, Michael. Mehr können wir alle im Moment nicht für sie tun. Sobald wir neue Informationen bekommen, wird ein Mitarbeiter vom Roten Kreuz Sie anrufen.«

Michael starrte auf seine Hände und sah, dass sie zitterten. Komische Dinge fielen ihm auf, alberne Dinge – er hörte seinen eigenen Herzschlag und die Luft, die er ausatmete, und irgendwo im Haus knackte ein Balken.

»Es werden sich später Leute bei Ihnen melden.



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