Hanas Koffer by Karen Levine

Hanas Koffer by Karen Levine

Autor:Karen Levine [Levine, Karen]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783473523085
Herausgeber: Ravensburger Buchverlag
veröffentlicht: 2006-04-14T22:00:00+00:00


Einfaches Einwickelpapier wurde zum Malen benutzt, wenn nichts anderes zu finden war. Und am Anfang gab es irgendwie auch immer Kreiden und Buntstifte.

Die Kunstlehrerin, Friedl Dicker-Brandeis, war eine bekannte Malerin gewesen. Nun war sie ebenfalls Gefangene in Theresienstadt. Friedl er teilte ihren Schülerinnen ernsthaften Unterricht in Perspektive und Komposition. Und manchmal zeichneten die Mädchen auch ernste Themen: die Gettomauern, Menschen, die in einer Schlange auf das Essen warteten, Mithäftlinge, die von Nazis geschlagen wurden.

Doch Friedl wollte den Kindern vor allem helfen, ihre brutale Umgebung zu vergessen, auch wenn es nur für kurze Zeit war.

„Denkt an Weite", sagte sie zu Hana und den anderen. „Denkt an Freiheit. Lasst eurer Fantasie freien Lauf. Sagt mir, was in euren Herzen ist. Bringt es zu Papier."

Als etwas ganz Besonderes nahm sie sie manch mal mit auf das Dach des Gebäudes, damit sie dem Himmel näher waren. Von dort aus konnten sie über die Lagermauern schauen und in der Ferne die Berge sehen. Sie konnten von Vögeln und Schmetterlingen träumen, von Teichen und Schaukeln. Und mithilfe von Kreide und Stiften konnten sie das alles lebendig werden lassen.

Nach dem Unterricht und nach Erledigung der anderen Arbeiten spielten sie ein Brettspiel, das Smelina hieß. Es ähnelte Monopoly und war von einem Ingenieur namens Oswald Pock, einem Mithäftling, für die Kinder erfunden worden. Die Spieler konnten mit ihren Steinen auf Felder wie die Entlausungsstation kommen, wo Kleider desinfiziert wurden, oder auf die Baracke der Aufseher. Statt eines Hotels bauten die Spieler ein Kumbal, ein Versteck auf dem Dachboden über riner Baracke. Als Geld wurde das Papiergeld des Gettos benutzt, das Getto-Kronen genannt wurde.

Doch trotz der Ablenkungen war Hana immer hungrig und allein. Sie litt schrecklich, weil sie George vermisste. Dann wurde eines Tages eine Veränderung der Vorschriften im Getto angekündigt. Nun durften die Mädchen einmal in der Woche für zwei Stunden ins Freie.

Hana rannte sofort über den Platz zum Haus der Jungen.

„George, George Brady!", rief sie. „Wo ist mein Bruder? Habt ihr meinen Bruder gesehen?"

Sie rannte von Raum zu Raum, fragte jeden hingen, dem sie begegnete. Sie wollte ihren Bruder so dringend sehen, dass sie sogar die Tür zu einem Waschraum öffnete. Und da war George, der seit neuestem als Klempner arbeitete. Was für ein glückliches Wiedersehen war das! George warf sein Werkzeug hin und Hana lief in seine Arme. Sie lachten. Sie weinten. Sie überhäuften einander mit Fragen.

„Geht es dir gut? Hast du was von Mutter und Vater gehört? Bekommst du genug zu essen?"

Von diesem Zeitpunkt an nützten sie jede Gelegenheit, sich zu treffen.

George nahm seine Verantwortung als großer Bruder sehr ernst. Er empfand es als seine Pflicht, Hana zu beschützen und dafür zu sorgen, dass sie nicht in Schwierigkeiten geriet. Er wollte, dass sie so glücklich und gesund wie möglich blieb, bis sie wieder mit ihren Eltern zusammen wären.

Hana hing ebenso an George. In Theresien Stadt, wo es nie genug zu essen gab, erhielten die Insassen einmal in der Woche eine kleine Buchta, ein einfaches Gebäckstück. Hana aß ihres nie. Sie brachte es George, damit er stark und munter blieb.



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