Haiti in zwei Zimmern (German Edition) by Sabine Billerbeck

Haiti in zwei Zimmern (German Edition) by Sabine Billerbeck

Autor:Sabine Billerbeck [Billerbeck, Sabine]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-04-07T16:00:00+00:00


Schwedische Gardinen

Drei Tage, nachdem Familie Taubenschläger wieder zu Hause war, klingelte es morgens um sieben an der Haustür Sturm. Gisela war noch im Nachthemd und die Kinder putzten sich im Bad die Zähne. Rudi saß am Esstisch und trank seinen Kaffee.

„Rudi, geh mal bitte an die Tür, ich habe noch nichts an!“, rief Gisela aus dem Schlafzimmer und fragte sich, wer denn zu so früher Stunde etwas von ihnen wollte.

Rudi warf einen Blick aus dem Fenster. Ein dunkelbrauner Audi stand auf der Straße.

Ein lautes Poltern war zu vernehmen. „Zoll! Machen Sie die Tür auf!“

Rudi zuckte erschrocken zusammen. „Ja, ich komme doch schon!“

Er eilte zur Tür und öffnete.

Zwei Männer in Zivil standen vor ihm. „Sind Sie Rudi Taubenschläger?“, fragte einer der Männer.

Rudi erschrak. „Ja, wieso?“

Die Männer zeigten ihm einen Durchsuchungsbeschluss und drängten sich in Haus.

„Worum geht es denn bitte?“ Rudi konnte sich keinen Reim darauf machen.

„Es geht um das Konkursverfahren Ihrer Druckerei. Wir haben den Hinweis erhalten, dass Sie Steuern in größerem Umfang hinterzogen haben sollen. Es besteht der Verdacht, dass Sie mit gefälschten Rechnungen versucht haben, ihre Steuerschuld zu entlasten.

Rudi lief es eiskalt den Rücken herunter.

Gisela hatte sich einen Bademantel übergezogen und ging auf Rudi und die Beamten zu.

„Rudi! Was ist los? Was wollen die Männer hier?“, fragte sie ihn und in ihren Augen spiegelte sich große Besorgnis.

Rudi klärte sie auf.

„Aber die Druckerei ist doch Konkurs, ich verstehe das nicht!“ Giselas Augen füllten sich mit Tränen. Doch Rudi verstand mittlerweile sehr wohl, warum die Zollbeamten im Haus waren.

„Ich erkläre dir alles später, Gisela. Geh dich anziehen, du kannst hier jetzt nichts tun.“

Gisela warf den Beamten einen fragenden Blick zu, die bestätigend nickten. „Nein, ich bleibe hier, ich möchte wissen, was los ist! Anziehen kann ich mich auch später!“

„Das ist Ihnen überlassen“, sagte einer der Beamten und wandte sich wieder an Rudi.

„Herr Taubenschläger! Sie haben jetzt die Möglichkeit des Mitwirkens, in dem Sie uns freiwillig alle vorhandenen Unterlagen zur Verfügung stellen. Oder, wenn Sie das nicht wollen, werden wir von dem Recht der Durchsuchung Gebrauch machen.“ Gisela riss erschrocken die Augen auf.

„Nein!“ Das wollte Rudi auf keinen Fall. „Kommen Sie mit! Ich zeige Ihnen, wo die Unterlagen liegen.“ Rudi führte die Männer in den Keller. Er öffnete einen Schrank im Heizungsraum, in dem neunzehn Ordner standen. In einem Pappkarton auf dem Schrank lag ein Stapel an unsortierten Papieren.

„Ist das alles?“, fragte einer der Beamten.

„Ja“, antwortete Rudi wahrheitsgemäß.

Als die Männer gegangen waren, ging Rudi ins Wohnzimmer, holte aus dem Schrank eine Flasche Weinbrand und schenkte sich ein Glas voll ein.

„Scheiße!“, schrie er und haute mit der Faust gegen die massive Schranktür.

Gisela hatte sich angezogen und in der Küche Schulbrote geschmiert. „Mama, wer hat denn hier so früh geklingelt?“, fragte Alexander.

„Das waren Altpapiersammler, Spatz.“

„Und Papa hat Ihnen unser Altpapier geschenkt?“

„Genau!“

„Das ist aber nett von Papa, die freuen sich jetzt bestimmt, oder?“

Gisela seufzte. „Das denke ich auch.“

Als die Kinder zur Schule aufgebrochen waren, stellte Gisela Rudi zur Rede.

„Rudi! Kannst du mir mal bitte erklären, was der Besuch des Zolls zu bedeuten hatte? Dass dir Steuerhinterziehung vorgeworfen wird, habe ich verstanden.



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