Hagel auf Zamfara by Sefi Atta

Autor:Sefi Atta [Atta, Sefi]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Afrika, England, Frau, Lagos, Nigeria
Herausgeber: Unionsverlag
veröffentlicht: 2015-11-18T16:00:00+00:00

Nachricht von zu Hause

Es ist kein guter Tag, um es ihr zu sagen. Heute Morgen hat sie sich wieder mit Dr. Darego gestritten. Sie waren oben im Schlafzimmer im ersten Stock, und ich lag auf dem Sofa im Souterrain, wo ich nachts schlafe. Ich hörte ihre Stimmen so deutlich, als würde ich mein Ohr an ihre Zimmertür pressen. Mrs Darego schimpfte ihn einen Egoisten, und Dr. Darego konterte: »Jetzt hör mal, ich arbeite sehr hart.« Mrs Darego sagte, sie sei überarbeitet. »Warum liegst du mir eigentlich in den Ohren?«, fragte Dr. Darego. »Du wolltest Hilfe haben, ich habe dir eine Hilfe besorgt. Unten sitzt deine Nanny. Ruf das Mädchen her, sag ihr, sie soll die Kinder fertig machen, und schnapp dir die Schlüssel vom Jeep. Fahrt alle miteinander los, und verbringt euren vierten Juli, wo immer es euch beliebt, aber ich komme nicht mit. Sonst noch was?«

Es war wohl Mrs Darego, die die Tür zuknallte.

Vielleicht bezeichnet man deshalb Häuser wie das der Daregos in Amerika als »Traumhäuser«. Wenn sie gebaut werden, denkt niemand an unglückliche Paare. Die Wände sind zu dünn.

Ich klappe das Bettsofa zusammen und drapiere darauf die Sofakissen, die neben der ziehharmonikaförmigen Stehlampe gestapelt sind. Dann löse ich das schwarze Satintuch, das ich nachts um meine Braids geschlungen habe, klopfe die Fusseln von meinen Shorts und höre wie immer die Sendung mit Nachrichten aus aller Welt. Heute feiern die Vereinigten Staaten den Independence Day. Hoffentlich bringen sie etwas Neues über die Proteste bei mir zu Hause. Vierzig Jahre hat es gedauert, bis es unsere Geschichte auf die Titelseiten der Times schaffte: Frauen im Nigerdelta bieten Ölkonzern die Stirn. Die Frauen hatten den Verladeterminal von Summit Oil besetzt, hieß es in dem Artikel. Sie würden singen und in die Hände klatschen. Sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden, würden sie sich nackt ausziehen, und das bedeute nach den örtlichen Sitten die größte Schande für die Männer, die ihnen gegenüberstanden.

Ich weiß nichts von einer solchen Sitte in meinem Heimatort. Ich erinnere mich nur an altmodische katholische Frauen, in deren Augen knielange Shorts wie meine ein Tabubruch waren. Bei uns Kalabari übertreibt man es eigentlich eher mit der Kleidung. Ihr solltet einmal unsere Männer in traditioneller Tracht sehen, mit langer Tunika, Stab und Melone. Die Frauen tragen leuchtende Seidenschals zu head ties gebunden als Kopfschmuck, Spitzenblusen und farbenprächtige Madras-Wickeltücher, die, mehrfach umgeschlungen, bis zu den Fußgelenken reichen. Warum sollten sie ihre Körper entblößen, um für ihre Sache zu kämpfen? Ich hielt den Bericht für eine Zeitungsente, die darauf abzielte, Afrikaner ins Lächerliche zu ziehen und unseren Protest herunterzuspielen. Ich fragte mich, wer sich bei mir zu Hause wohl den Demonstranten angeschlossen hatte und wie es meiner Freundin Angelina erging, die eine von ihnen war, ob man Val inzwischen gefunden hatte und ob Mama mittlerweile Papa zustimmte, wenn er sagte, die Einheimischen müssten mit der Ankunft der Ausländer lernen, im Schlaf ein Auge offen zu halten.

Die Nachrichtensendung endet ohne ein Wort über meinen Heimatort. Ich bin auf feige Weise erleichtert. Ich schiebe die

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