HAPPY DAYS oder DER ANFANG NACH DEM ENDE (German Edition) by Jennifer Fliether

HAPPY DAYS oder DER ANFANG NACH DEM ENDE (German Edition) by Jennifer Fliether

Autor:Jennifer Fliether
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2014-10-25T22:00:00+00:00


Kurz danach sitzen wir vor einem knisternden Feuer. Roberts Arbeit vom frühen Morgen liegt aufgeschichtet daneben und in den Flammen garen in Folie gewickelte Kartoffeln. Ein Stück Fleisch steckt auf einem Spieß, wird immer wieder gedreht und verströmt schon jetzt einen köstlichen Duft. Wir sind beide hungrig, haben schließlich einen aktiven Tag hinter uns und teilen die Vorfreude auf die Mahlzeit. Im Brunnen liegen zwei Büchsen Bier, es kann nicht noch besser werden.

Satt, entspannt und glücklich lasse ich mich nach hinten auf den Rücken fallen. Robert macht es mir mit einem zufriedenen Stöhnen nach. Wenig später drehen wir uns fast zeitgleich auf die Seite und liegen uns dadurch direkt gegenüber. Nie zuvor war ich ihm so nah. Ich sehe in seine Augen und lasse meinen Blick über sein Gesicht gleiten, nehme zum ersten Mal richtig die Narbe auf seiner rechten Wange zur Kenntnis und muss einfach meine Hand darauf legen. Federleicht streichle ich seine Haut, ohne den Blick von seinen Augen zu lösen, berühre mit den Fingerspitzen die Zeichnung eines Unfalls, wandere weiter über seine Augenbrauen, während sich seine Augen unter der Berührung schließen und gleite zurück, über Bartstoppeln zu den schmalen Lippen.

„Was tust du da?“, murmelt er leise und atmet dabei tief ein.

Was tue ich da? Die Frage ist berechtigt, wenn ich auch nicht sofort eine Antwort darauf weiß. Ich bin einem Bedürfnis gefolgt, das ich nur schwer mit Worten erklären kann.

„Ich versuche, dich zu begreifen, suche nach Antworten, wer und was du bist?“, erkläre ich, ohne die Erkundungstour meiner Finger zu unterbrechen.

„Warum fragst du mich nicht einfach?“ Seine Augen immer noch geschlossen, die Stimme aufgewühlt, bewegt er sich nicht einen Millimeter unter meinen Berührungen.

„Okay. Wer ist Robert Reeder?“

Seine Augen öffnen sich und er rollt zurück auf den Rücken, schaut in die Sterne, die inzwischen aufgegangen sind.

„Er hat eine Werkstatt, liebt Motorräder und Puck, seine …“

„Schwarze Katze“, unterbreche ich ihn. „Und wer bist du außerdem?“

Nach einem Moment des Schweigens dreht er sich doch wieder mir zu, schaut mir nachdenklich in die Augen und nimmt meine Hand in seine, ehe er weiterredet.

„Im Grunde bin ich ein Glückspilz. Die meisten Dinge in meinem Leben verliefen ganz gut und ich kann mich nicht beschweren. Ich habe den Job, den ich immer machen wollte, habe Freunde und bin frei. Als einziges Kind wurde ich geliebt, bis mein Dad vor sechs Jahren verstarb. Meine Mom lebt im Altersheim. Sie ist an Alzheimer erkrankt und inzwischen erkennt sie mich nicht mehr, wenn ich sie einmal in der Woche besuche. Aber sie lebt und ich weiß, dass sie mich immer noch liebt. Mit zweiunddreißig Jahren habe ich mich in meine Exfrau verliebt und sie binnen weniger Monate geheiratet. Ich dachte wirklich, ich hatte die große Liebe gefunden, das Leben schien so perfekt. Mein größter Wunsch war es, Kinder zu haben, möglichst Jungs, die mit mir in der Werkstatt kramen würden. Aber plötzlich erklärte sie, nie im Leben Kinder in die Welt zu setzen. Wir haben einmal vergessen zu verhüten und sie ist ausgeflippt, hat getobt, gewütet und mich beschimpft.



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