Grisham, John - Der Anwalt by Unknown

Grisham, John - Der Anwalt by Unknown

Autor:Unknown
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-28T19:09:33+00:00


Inzwischen wusste Bennie Wright, wo die Lagerhalle stand, und hatte eine ungefähre Ahnung von den Sicherheitsmaß-

nahmen, doch das interessierte ihn nicht sonderlich. Er wollte natürlich Zugang zu der virtuellen Bibliothek - und den konnte ihm nur sein Spion verschaffen.

Kapitel 20

Für weitere eintausend Dollar observierte die Detektei in Pittsburgh Elaine Keenan lange genug, um feststellen zu können, wie ihr Tagesablauf aussah. In der Regel ging sie über Mittag mit einigen Kolleginnen in einen Sandwichladen in der Nähe des Gebäudes, in dem ihr Arbeitgeber, die Grün-flächenverwaltung der Stadt, seine Büros hatte.

Eine zufällige Begegnung musste glaubhaft wirken, und Joey konnte sich nicht vorstellen, Elaine in der Lesbenbar zu treffen, die sie und ihre Mitbewohnerin gelegentlich besuch-ten. Genau genommen konnte er sich überhaupt keine Begegnung mit Elaine vorstellen. Abgesehen davon, dass sie vor fünfeinhalb Jahren ein paar mal miteinander ins Bett gegangen waren, hatte er sie eigentlich kaum gekannt. Sie war eines von mehreren Groupies im Umfeld von Beta gewesen, und er hatte sich nach Kräften bemüht, alle zu vergessen.

Die Detektei schickte drei Farbfotos. Joey starrte sie stundenlang an und war alles andere als überzeugt davon, das Mädchen auf den Fotos jemals getroffen zu haben. Kyle dagegen sagte sofort, als er die Fotos sah, dass er sich gut an sie erinnere.

Elaine war inzwischen dreiundzwanzig. Ihre dunklen Haare waren tiefrot gefärbt und sehr kurz geschnitten. Kein Ma-keup, kein Lippenstift, nur zwei zueinanderpassende Tätowierungen auf den Unterarmen. Falls sie den Wunsch verspürte, attraktiv zu wirken, war nichts davon zu bemerken.

Irgendwo hinter der betont schlichten Fassade versteckte sich ein hübsches Mädchen, dem Sexappeal unwichtig war.

Joey schluckte, verfluchte Kyle noch einmal und betrat den Sandwichladen. Er schlich sich hinter Elaine, die in der Schlange vor der Theke wartete, und nach ein paar Minuten, als die Schlange sich ein Stück weiterbewegte, gelang es ihm, sie anzurempeln. “Entschuldigung”, sagte er mit einem breiten, gezwungenen Lächeln.

Sie erwiderte das Lächeln, sagte aber nichts. Joey trat einen Schritt auf sie zu und sagte: “Du warst doch vor ein paar Jahren in Duquesne, stimmt’s?” Die bei den Kolleginnen Elaines warfen ihm einen kurzen Blick zu, zeigten aber ansonsten kein Interesse.

“Ganz kurz”, sagte sie, während sie ihn aufmerksam musterte und nach etwas Bekanntem in seinem Gesicht suchte.

Joey schnippte mit den Fingern, als würde er versuchen, sich an etwas zu erinnern. “Elaine? Richtig? Deinen Nachnamen weiß ich nicht mehr.”

“Stimmt. Und wie heißt du?” “Joey Bernardo. Ich war bei Be-ta.”

Ein Ausdruck des Entsetzens huschte über ihr Gesicht, und sie senkte den Blick. Einen Moment lang war sie wie erstarrt und konnte nicht sprechen, gleich darauf sah es so aus, als würde sie explodieren. Dann machte sie einen Schritt nach vorn, um in der Schlange aufzuschließen. Sie drehte dem Mann, der sie vergewaltigt hatte, den Rücken zu, dem Mann, der sich für dieses Verbrechen nicht hatte verantworten müssen. Joey beobachtete sie aus den Augenwinkeln und fühlte sich aus mehreren Gründen unwohl. Zum einen war ihr anzumerken, dass sie Angst vor ihm hatte, doch da sie sich als Opfer und ihn als Vergewaltiger sah, war das keine Überraschung. Außerdem



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