Grimmbart by Klüpfel Volker & Michael Kobr

Grimmbart by Klüpfel Volker & Michael Kobr

Autor:Klüpfel, Volker & Michael Kobr [Klüpfel, Volker]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-426-42663-0
Herausgeber: Droemer eBook
veröffentlicht: 2014-09-17T04:00:00+00:00


So leicht es ihm im Geschäft gefallen war, sich für das neue Kleidungsstück zu entscheiden, so sehr setzte ihm diese Entscheidung zu Hause zu. Seit mindestens einer Stunde wälzte er sich im Bett hin und her und fand keinen Schlaf. Wie hatte er nur so viel Geld für etwas ausgeben können, was er höchstens zwei-, dreimal im Leben tragen würde? Was hätte er dafür nicht alles kaufen können? Vielleicht sogar etwas spenden … Ob er den Anzug nicht doch besser zurückgab? So gut sah er wahrscheinlich doch nicht aus. Die hatten in den Geschäften sicher Spiegel, die alles schöner und schlanker erscheinen ließen. Ein ganz großer Betrug war das. Er hätte auf Erika hören sollen.

Also schwang er sich aus dem Bett und schlich in die Küche, wo noch immer die Einkaufstüten standen. Während er im Hausgang in den Anzug schlüpfte, malte er sich aus, wie er schon morgen vom Verkäufer sein Geld mit Verweis auf seinen Beruf und die zweifelhaften Verkaufspraktiken wieder zurückfordern würde. Oder noch besser: wie Erika dies tun würde. Sie würde den Leuten da schon klarmachen, dass …

In diesem Moment fiel sein Blick in den Spiegel, und er verwarf umgehend alle Gedanken an Rückgabe. Wie sollte er denn das einzige Kleidungsstück weggeben, in dem er so toll aussah? Wieder posierte er in den unterschiedlichsten Haltungen, spielte pantomimisch »Der Bräutigamvater begrüßt die Hochzeitsgäste«, schnappte sich die Haarbürste und hielt sie wie ein Mikrophon vor seinen Mund. »Liebe Gäste, liebes Brautpaar, liebe Verwandtschaft …«

»Darf man fragen, mit wem du da grad sprichst?«

Blitzartig fuhr Kluftinger herum: Markus stand im Schlafanzug an den Türrahmen gelehnt, die Arme verschränkt und ein spöttisches Lächeln um die Mundwinkel.

» Wie lange stehst du schon da?«, fragte Kluftinger mit brüchiger Stimme.

»Zu lange, als dass ich dieses Bild jemals wieder aus meinem Kopf kriegen würde. Aber sag mal: Mit welchem Satelliten bist du denn da per Bürstenmikro verbunden?«

Kluftinger schwieg. Der liebe Gott hatte ihn für seine Selbstverliebtheit sofort bestraft. Das würde ihm für die Zukunft eine Lehre sein.

»Gehst du noch weg, Papa?«, fragte plötzlich Yumiko und schmiegte sich von hinten an ihren Verlobten.

»Ich? Nein, nein, ich …« Offenbar hatte sein Sohn als Bestrafung nicht ausgereicht.

»Er übt schon mal für den Fasching«, beantwortete Markus die Frage. »Geht als James Böndle.«

»Wer geht zum Fasching?«, kam es da aus dem Hausgang, dann erschien eine verschlafen blinzelnde Erika.

Vollversammlung, priml. »Leut, hier gibt’s nix zu sehen, es geht auch niemand zum Fasching, aber wir gehen jetzt alle schön wieder ins Bett.«

»Der Anzug sieht aber super aus«, lobte Yumiko.

»Ja, findest du nicht, dass er zu alt dafür ist?«, erkundigte sich Erika.

»Überhaupt nicht. Ich fänd’s klasse, wenn mein Mann später auch noch so attraktiv ist«, sagte sie und errötete dabei leicht.

»Du willst, dass ich später mal wie mein Vatter ausseh? Kannst du haben, dann hör ich ab morgen auf, Sport zu treiben, und ess nur noch Kässpatzen.«

Erika war inzwischen an Kluftinger herangetreten und musterte ihn von oben bis unten. »Na ja, irgendwie stimmt das schon. Du siehst wirklich ganz … sexy aus.«

»Sexy?« Markus’ Stimme klang schrill.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.