Griff nach den Sternen by John Wyndham

Griff nach den Sternen by John Wyndham

Autor:John Wyndham [Wyndham, John]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-08-17T12:31:37.531000+00:00


Als die Versammlung sich aufgelöst hatte, nahm Troon den General und seinen Stellvertreter mit in sein Büro. Er bot ihnen Zigaretten an und ließ sie sich setzen, bevor er sagte: »Sie werden verstehen, General, daß wir hier keine Einrichtung zur Unterbringung Kriegsgefangener haben. Ich kenne Ihre Männer nicht. Unsere Station ist verwundbar. Welche Garantien können Sie mir geben, daß es keine Sabotageakte geben wird?«

»Sabotage?« fragte der General belustigt. »Warum sollte es Sabotage geben? Meine Leute sind alle im Besitz ihrer Vernunft, das versichere ich Ihnen. Sie wissen genausogut wie Sie oder ich, daß eine Beschädigung dieser Station dem allgemeinen Selbstmord gleichkäme.«

»Aber könnte es nicht doch einen – sagen wir, selbstlosen Patrioten – geben, der es für seine Pflicht hält, diese Station zu zerstören, selbst wenn es ihn das eigene Leben kostet?«

»Ich denke nicht. Unter meinem Kommando stehen nur ausgesuchte, intelligente Männer. Sie sind sich alle bewußt, daß der Krieg in diesem Augenblick bereits entschieden ist, so oder so, und daß es keinen Sieger im hergebrachten Sinn geben wird. Daß es also einzig und allein darauf ankommt, zu überleben.«

»Aber, General, übersehen Sie dabei nicht die Tatsache, daß wir hier immer noch ein Kampfverband sind – der einzige, welcher auf diesem Kriegsschauplatz übriggeblieben ist?«

Der General zog seine Augenbrauen ein wenig in die Höhe. Er musterte Troon aufmerksam, und dann lächelte er leise.

»Ich sehe. Ihre Worte haben mich eben etwas überrascht. Denken Ihre Offiziere immer noch in diesen Kategorien?«

Troon beugte sich vor, um seine Zigarettenasche abzustreifen.

»Vielleicht. Ich glaube, ich verstehe Sie nicht ganz, General.«

»Wirklich nicht, Colonel? Ich spreche von Ihrem Wert als Kampfverband.«

Beider Augen begegneten sich für einige Sekunden. Troon zuckte die Achseln.

»Wie hoch würden Sie unseren Wert als Kampfverband einschätzen, General?«

General Budorieff schüttelte mit bedauerndem Lächeln seinen Kopf.

»Nicht sehr hoch, Colonel, fürchte ich«, sagte er, und dann fügte er fast entschuldigend hinzu: »Bevor unsere Station ausfiel, haben Sie insgesamt neun mittelschwere Raketen verschossen. Ich weiß nicht, ob Sie seitdem wieder gefeuert haben. Daher kann Ihre gesamte Kampfkraft jetzt entweder aus drei mittelschweren Raketen bestehen – oder aus gar keinen.«

Troon wandte sich ab und blickte aus dem Fenster zu den getarnten Auslaßöffnungen der Abschußrampen. Seine Stimme bebte ein wenig, weil er sofort eine Nachlässigkeit in der Geheimhaltung sich vorzustellen begann:

»Darf ich fragen, wie lange Sie dies schon wisse General?«

»Etwa seit sechs Monaten«, antwortete General Budorieff freundlich.

Troon legte eine Hand über seine Augen. Für eine oder zwei Minuten schwiegen beide. Zuletzt sagte der General: »Erlauben Sie mir, daß ich Sie beglückwünsche, Colonel Troon? Sie müssen Ihre Karten großartig gespielt haben.«

Troon blickte auf und sah, daß der andere es aufrichtig gemeint hatte.

»Ich muß es meinen Leuten jetzt sagen«, erklärte er seufzend. »Es wird ihren Stolz verletzen. Sie haben an alles gedacht, nur nicht an dies.«

»Es wäre, glaube ich, besser, es ihnen jetzt zu sagen«, stimmte Budorieff zu. »Aber es ist nicht nötig, ihnen zu sagen, daß wir davon gewußt haben.«

»Ich danke Ihnen, General. Damit wird es für meine Leute wenigstens nicht ganz zur Farce.«

»Nehmen Sie es nicht zu schwer, Colonel. Bluff und Gegenbluff sind nun einmal wichtige Bestandteile der Politik und Strategie.



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