Grauwacht by Corvus Robert

Grauwacht by Corvus Robert

Autor:Corvus, Robert [Corvus, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492967778
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2015-01-27T05:00:00+00:00


27. Kapitel

Mareschall Brenhardt stand mit Remon und Vorena auf einer der Brücken, die die Teile des Cestillos miteinander verbanden. Der Wind fand hier, über dem Kegelberg und bei gesenktem Schild, kaum Widerstand. Er riss ihre Umhänge in Richtung des Tages, der seine Dämmerung bereits über die Metropole und das umgebende Land legte. Am östlichen Horizont war sogar schon der erste goldene Streifen der Sonne zu sehen, wie glutflüssiges Eisen. Die Schatten fielen lang auf das Eis, wo Hügel und Berge die Lichtfinger blockierten. Das würden sie nicht mehr lange tun. Schon jetzt tönte ein ständiges Knirschen und Krachen herauf. Die Schmelze setzte ein. Gebirge, die zuvor noch unüberwindlich und für die Ewigkeit geschaffen schienen, schmolzen im Regen, der auch die drei Guardistas durchnässte. Immerhin hatte der Niederschlag wie beabsichtigt das Feuer im Palast gelöscht. An einigen Stellen fanden seine Tropfen jetzt ins Innere des Gebäudes, weil Dächer eingestürzt waren, aber die Schäden waren mithilfe der Geister rasch zu reparieren und kein Mensch war verletzt worden.

Bis auf Baron Erren, der, so wie Vorena es sah, seinen Tod redlich verdient hatte, und den alten Metropolfürsten, dessen Ermordung beinahe zu einer Katastrophe geführt hätte.

»Ich weiß nicht, was ich mit dir machen soll, Remon«, sagte Mareschall Brenhardt. »Du hast deinen Eid verraten. Viele Kameraden sähen es gern, wenn ich dich von dieser Brücke in die Tiefe stürzte. Am besten ein paar Dutzend Mal. Andererseits hast du der Grauwacht jetzt treu gedient. Feuerwahrer Gateo ist zufrieden damit, wie du die Dinge in die Hand genommen hast.«

Obwohl Gateo nun das Rot trug, war er kein Metropolfürst mehr. In einer feierlichen Zeremonie hatte er der Herrschaft über Oculor abgeschworen. Von der Brücke aus sah Vorena noch die Nachhut des letzten Zuges, der die Wanderung durch die Nacht antrat. Gateo hatte gewartet, bis die Sonne die höchsten Dächer der Metropole geküsst hatte, bevor er das saphirne Herzfeuer in einer Prozession hinunter zu den Schlitten getragen hatte.

»Hier sind wir bald fertig«, sagte Brenhardt. »Die Sasseks sind so zufrieden mit uns, dass sie uns eines ihrer Schiffe zur Verfügung stellen. Das kommt mir gelegen. Wir müssen nach einigen Refugios im Tag sehen, aber ich will auch nach Elysior.«

»Liegt es wirklich im blauen Licht?«, fragte Vorena.

»So sagt man. Die Menschen werden unruhig. Eigentlich hätte es bereits in die Nacht fallen sollen. Hoffentlich ist das schon passiert, bis wir dort eintreffen.« Er sah zu den Wolken auf. »Zwei Mezzaläufe werden wir brauchen, denke ich. Jedenfalls werden wir auf dem Weg dorthin das blaue Licht durchqueren.«

»Was erwartet Ihr dort zu finden?«

»Schwierigkeiten.«

Vorena grinste. »Das gefällt mir. Mein Platz ist, wo gekämpft wird.«

»Dein Platz ist neben Remon«, sagte Brenhardt, als ob dieser nicht bei ihnen gestanden hätte. »Du bist die Einzige, bei der ich sicher bin, dass du weder zu milde noch zu rau mit ihm umgehen wirst.«

»Was soll das heißen?«, fragte Remon.

»Sie wird dir deinen Kopf vor die Füße legen, wenn du noch einmal vergesslich wirst, was deinen Eid angeht. Aber sie wird dir nicht einfach so im Schlaf eine Kerbe in den Hals schnitzen, um dich daran zu erinnern, dass deine Kameraden so lange ohne dich auskommen mussten.



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