Granny und die Tote im Wald by Angelika Godau
Autor:Angelika Godau [Godau, Angelika]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2016-02-09T00:00:00+00:00
Als Heinrich den Türklopfer betätigte, kaute ich schon längere Zeit nervös auf meinen Fingernägeln herum. Natürlich gab Fritz mir nicht die Chance, ihn vorzuwarnen, sondern stand schon hinter der Tür bereit. Er hatte sicherlich die Kutsche vorfahren sehen.
Ich verbrachte eine halbe Ewigkeit damit, in meinem Zimmer auf und ab zu laufen und mir die schlimmsten Dinge auszumalen. Ab und zu bildete ich mir sogar ein, die Haustür heftig ins Schloss fallen zu hören. Endlich rief Fritz nach mir, und ich rannte in unziemlicher Eile die Treppe hinunter. Heinrich saà in der Bibliothek, ein Glas in der Hand, und sah recht lebendig aus. Als er meiner ansichtig wurde, erhob er sich und kam mir ein paar Schritte entgegen. Ich hielt noch immer die Luft an, da sagte Fritz: »Luise, du läufst gleich blau an, wenn du nicht endlich wieder zu atmen beginnst. Du kannst dich beruhigen, dein Liebster erfreut sich bester Gesundheit, wovon du dich ja nun selbst überzeugen kannst. Ich habe Herrn von Raden aber in aller Deutlichkeit klargemacht, dass ich das Verhalten, das er in der Vergangenheit an den Tag gelegt hat, unter keinen Umständen dulden werde und er dich nicht wiedersehen wird, bis â¦Â«
»Bitte, Fritz, bitte, das darfst du nicht tun, das würde ich nicht überleben«, unterbrach ich ihn und wäre beinahe in Tränen ausgebrochen.
»Oh, darf ich nicht? Ja, das ist wirklich schade, denn Herr von Raden und ich sind uns in dieser Sache bereits einig geworden.«
In meinen Ohren rauschte es, mir wurde schwindlig und ich fühlte mich einer Ohnmacht nahe. Das durfte doch nicht wahr sein, Fritz konnte einfach nicht wollen, dass mir ein zweites Mal das Herz gebrochen wurde! Er wusste schlieÃlich, wie sehr ich unter Ottos Tod gelitten hatte, er â¦
»⦠gratuliere ich euch beiden von ganzem Herzen. Ich freue mich sehr für euch.«
Wovon sprach er? Ich schaute von einem zum anderen, und mein Blick blieb auf Heinrich haften.
»Nun, es sei denn, du sagst Nein, mein Herz, aber das will ich doch wirklich nicht hoffen.«
»Wozu soll ich Nein sagen? Ich weià nicht, ich meine, ich verstehe nicht â¦Â«
»Luise! Wach auf, du benimmst dich reichlich merkwürdig. Herr von Raden hat gerade in aller Form um deine Hand angehalten, und ich bin davon ausgegangen, dass meine Zustimmung dir wohl recht wäre. Sollte ich mich etwa geirrt haben?«
»Er hat, er hat â¦Â«
»Ja, er hat«, sagte jetzt Heinrich, stand auf und kam zu mir. »Ich habe es dir doch schon gesagt, dass du die Frau bist, die ich mein Leben lang gesucht habe, dass ich dich heiraten will, um dich nie wieder zu verlieren. Also sag Ja.« Damit lieà er sich auf ein Knie sinken und legte theatralisch drei Finger auf sein Herz.
Obwohl mein Puls raste und ich ihm am liebsten jubelnd um den Hals gefallen wäre, schaffte ich es, pikiert zu tun.
»Ach, das ist aber wirklich sehr nett von dir, mich auch noch zu fragen. Wenn ich jetzt Nein sage, wirst du dann Fritz heiraten oder Emilie oder eines der Hausmädchen?«
Heinrich stand auf, drehte sich zu Fritz um
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