Gott geweiht by C.E. Lawrence

Gott geweiht by C.E. Lawrence

Autor:C.E. Lawrence
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: Piper Verlag
veröffentlicht: 2011-10-26T23:27:19+00:00


KAPITEL 30

Sie fanden ihn auf einer Bank, nicht weit vom Prospect Park Boathouse. In diesem Teil des Parks hielten sich gewöhnlich viele Leute auf, doch heute waren nur wenige an den morastigen See hinter dem Bootshaus gekommen. Der Mann war lang und dünn wie das Schilfrohr am Seeufer. Sein strähniges graues Haar war mit einer roten Socke zurückgebunden, und die dazugehörige zweite Socke trug er an der linken Hand, mit ausgeschnittenen Löchern für die Finger. Seine knochige rechte Hand war hingegen unverhüllt, und seine Finger zuckten von Zeit zu Zeit krampfartig.

Seine Kleidung war ganz annehmbar – eine robuste braune Cordhose mit einem Ledergürtel, der zusammengeknotet war, weil die Schnalle fehlte. Ein blau-grünes Flanellhemd, ebenfalls in gutem Zustand, über einem langen roten Unterhemd, das ungelenk in den Hosenbund gestopft war, sodass einige Zipfel herauslugten. Ein tannengrüner Daunenparka, Wollsocken und lederne Docksider-Halbschuhe mit dicker Sohle vervollständigten seinen Aufzug. Entweder es kümmerte sich jemand um ihn, oder er hatte im Wohlfahrtsladen das große Los gezogen, dachte Lee bei sich – jedenfalls war er froh, dass der Mann warm angezogen war. Obdachlos zu sein war schon bei bestem Wetter kein Zuckerschlecken, aber im Februar konnte es besonders grausam sein.

Als Lee und Eddie sich näherten, beobachtete er sie mit misstrauischer Miene.

»Hallöchen«, begrüßte ihn Eddie. »Erinnerst du dich an mich?«

»Klar erinnere ich mich an dich. Du warst mit deinen zwei Leibwächtern da.« Der Mann musterte Lee. »Das Bürschchen hier sieht nicht so beeindruckend aus. Was ist mit den anderen beiden passiert?«

Eddie lachte. »Das ist hier mein Mann fürs Wochenende.«

Das Stirnrunzeln des Mannes vertiefte sich. »Nimm’s mir nicht übel«, sagte er zu Lee, »aber du siehst nicht sehr Furcht einflößend aus.«

»Bin ich auch nicht.«

»Mein Freund hier heißt Lee«, sagte Eddie. »Und ich bin –«

»Nein, nicht verraten«, fiel ihm der Mann ins Wort. »Larry. Elmer. Pete. Elijah.«

»Eddie.«

»Stimmt, stimmt – Eddie. Jetzt erinnere ich mich. Meine Freunde nennen mich Willow«, sagte er zu Lee. »Wie meine Feinde mich nennen, will ich lieber gar nicht wissen. Ihr verratet ihnen doch nicht, dass ihr mich gesehen habt, oder?«, fragte er und sah Lee eindringlich an. Seine Augen waren wässrig und blutunterlaufen, doch die Intelligenz dahinter war unverkennbar.

Willows Gesicht war lang und schmal wie sein Körper, die Wangen eingesunken, sodass sein vorstehendes Pferdegebiss noch auffälliger war. Seine Augen waren dunkel und saßen tief in ihren Höhlen, und Lee vermochte nicht zu sagen, ob sie rot gerändert von Schnaps, Schlafmangel, Krankheit oder einfach nur einem allgemein schlechten Gesundheitszustand waren.

»He, keine Sorge«, versicherte Eddie. »Wir erzählen es niemandem. Hier – wir haben dir was mitgebracht.« Er holte eine Stange Marlboros unter seiner Jacke hervor. Willow sprang von der Bank auf und langte begierig danach.

»Danke! Woher kennt ihr meine Marke?«, fragte er, während er die Verpackung aufriss und eine Schachtel herauszog. Er riss sie auf und holte eine Zigarette heraus, die er prüfend in Augenschein nahm, indem er sorgsam beide Enden betrachtete. »Man muss immer aufpassen, dass keine Mikrochips drin sind«, erklärte er und steckte sie sich in den Mund. Er angelte ein Gasfeuerzeug aus



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