Goldfrauen by Beinßen Jan

Goldfrauen by Beinßen Jan

Autor:Beinßen, Jan [Beinßen, Jan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-05-14T22:00:00+00:00


16

Sie hatten Glück: Die Limousine wurde durch einen Linienbus aufgehalten, der vor der Ankunftshalle hielt und die Straße blockierte. Die Frauen reagierten sofort und hielten Ausschau nach dem Taxistand. Er lag direkt gegenüber ihres Standortes.

»Los, Kleine! Wir müssen uns sputen!«, spornte Gabriele Sina an.

Sie fanden einen jungen, cleveren Fahrer, der ohne viele Fragen zu stellen, die Verfolgung aufnahm. Er nannte sich Vladi, hatte krauses schwarzes Haar und einen Dreitagebart. Er kam aus dem zerfallenden Jugoslawien, kannte sich aber bereits bestens in seiner neuen Heimat aus.

Vladi blieb dicht hinter der Limousine, ließ jedoch zwischendurch immer mal wieder einen anderen Wagen einscheren, um nicht aufzufallen. Selbst im dichten Stadtverkehr verlor er Schmidbauers Auto nicht aus den Augen.

Wie sich herausstellte, lag Ihr Ziel am Schmausenbuck in unmittelbarer Nähe zum Tiergarten, umgeben von Ausläufern des Lorenzer Reichswaldes. Schmidbauers Wagen hielt vor einem wenig spektakulären Gebäude, das sich durch einen lindgrünen Verputz unauffällig in seine Umgebung einfügte. Auf der Fassade prangte in roten Versalien der Schriftzug ›HOTEL – CAFE WALDLUST‹. Gabi beugte sich

aus dem Wagenfenster, um das Hotel besser inspizieren zu können. Es hatte drei Stockwerke, deren Fenster über hölzerne Läden verfügten. Ein ausladender Balkon mit Tischen und Stühlen diente gleichzeitig als Überdachung einer Sitzecke im Parterre. Dominiert wurde das Gasthaus, dessen Baujahr Gabriele grob in die frühen 50er-Jahre einstufte, von einem rondellartigen Vorbau mit flach abfallendem Dach und großen, hohen Fenstern, der offenbar als Restaurant oder Tagungsraum diente. Die Sicht ins Innere wurde vom Pritschen-Lkw einer Baufirma versperrt, auf dem sich neben Schaufeln und anderen Werkzeugen ein ganzer Schwung Backsteine stapelte.

Gabriele hatte noch nie von einem Hotel dieses Namens gehört, doch Fahrer Vladi half ihr auf die Sprünge: »In der ›Waldlust‹ werden keine Gäste mehr beherbergt. Das Haus ist Sitz der Nürnberger Hotelakademie, der NHA«, wusste er. »War früher mal ein ganz normales Gästehaus. Aber inzwischen finden da nur noch Fortbildungen statt. Ich habe öfter mal eine Fuhre zur NHA.«

Gabriele öffnete staunend den Mund. Auch Sina machte große Augen. Schon wieder diese drei Buchstaben! Beide fragten sich angestrengt, was die Akademie mit ihrer Sache zu tun haben könnte.

»Oje«, unterbrach Vladi ihre Gedanken. »Ich glaube, jetzt haben Sie seinen Abgang verpasst.« Gabi und Sina sahen ihn fragend an. »Der Kerl, dem Sie auf den Versen sind – er ist eben durch den Haupteingang gegangen«, meinte Vladi.

Gabriele zog hektisch ihre Geldbörse hervor und gab dem hilfsbereiten Taxifahrer – trotz ihrer jüngsten Vorsätze – ein üppiges Trinkgeld. Beide Frauen beeilten sich, den Haupteingang schnell zu erreichen. Es handelte sich um eine für ein ehemaliges Hotel sehr schlichte Doppeltür direkt neben einem mit milchweißen Glasbausteinen verkleideten Treppenhaus. Sie traten ein, doch von Schmidbauer war weit und breit keine Spur.

Das Foyer war dezent eingerichtet und verband den Stil der 50er geschmackvoll mit zeitgemäßen Elementen. An der Anmeldung stand eine Frau von etwa

40. Sie trug ein dunkelblaues Kostüm und nackenlanges, brünettes Haar. Als Gabriele und Sina vor ihr standen, fragte sie mit unverbindlichem Lächeln: »Sie möchten sich für ein Seminar anmelden? Welches Haus schickt Sie denn, wenn ich fragen darf?«

Sina



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