Goldbrokat by Andrea Schacht

Goldbrokat by Andrea Schacht

Autor:Andrea Schacht [Schacht, Andrea]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2010-04-03T22:00:00+00:00


Hilde ließ mich durch die Küche ein, damit ich meiner Tante nicht begegnete, und informierte mich, Madame Mira habe bereits Besuch.

»Ein Neffe oder so ist es, der lange im Ausland gewesen ist. Aber gehen Sie nur hoch, sie wird sich bestimmt freuen. Die Kinder sind auch bei ihr.«

In Madame Miras Stube waren tatsächlich alle versammelt, und ich fand Laura und Philipp vor, die mit glänzenden Augen einem Seemann in Uniform lauschten. Er wurde mir als Leutnant Zettler vorgestellt, auf Heimaturlaub nach jahrelangen Reisen. Er stellte damit den ranghöheren Captain Mio leider in den Schatten, sodass dieser bei mir Zuflucht suchte, um die ihm gebührende Aufmerksamkeit zu erheischen.

»Leutnant Zettler war in Indien, Mama. Und in Japan. Und in China!«, wurde ich informiert, und Madame Mira, in eine warme Decke eingemummelt, in ihrem Lieblingssessel lachte über den Überschwang meiner Kinder.

»Ich fürchte, wenn Sie nicht aufpassen, Ariane, werden die beiden in Kürze ihr Bündel schnüren und auf dem nächsten Dampfer anheuern. Ernst, das ist die Mutter dieser jungen Abenteurer, Ariane Kusan. Und ich bin mir sicher, sie wird sich ganz besonders für deine Geschenke interessieren. Und heuer viel mehr Anregungen darin finden können als ich. Sie ist nämlich eine einfallsreiche Couturière.«

»Ja, Mama, du musst dir das ansehen!«, forderte Laura auch schon und zerrte an einem großen Paket. »Dürfen wir das Mama zeigen, Herr Leutnant?«

»Oooch, schon wieder die Stoffe. Können Sie uns nicht lieber noch etwas von den fliegenden Fischen und den Haien und so erzählen?«

Der arme Schiffsoffizier mochte seinen Mann inmitten eines Taifuns stehen, dem Wirbel, den Laura und Philipp erzeugten, war er hilflos ausgeliefert. Ich schlug daher vor: »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Herr Leutnant, dann befriedigen Sie den Wissensdurst meines Sohnes, während wir Damen uns den Mitbringseln widmen.«

Er schien tatsächlich erleichtert, und Philipp, der einen nicht unbeträchtlichen Charme entwickeln konnte, überhäufte ihn sofort mit seinen Fragen.

Mitbringsel war allerdings das falsche Wort für die Kostbarkeiten, die sich in dem dicken Packen befanden. Madame Mira wusste zu beschreiben, um was es sich handelte. Eine lange, orangefarbene Stoffbahn, kunstvoll mit Goldfäden durchwirkt, stammte aus Indien.

»Ein Sari ist das, den die Frauen ganz geschickt wie ein Kleid um sich wickeln«, erklärte sie.

»Wir haben in deinem Kostümbuch doch Bilder davon gesehen, Mama. Aber in Wirklichkeit ist das noch viel schöner.« Laura streichelte geradezu andächtig den glitzernden, schimmernden Stoff. Ich hatte da zwar einige Ideen, was man aus ihm anfertigen konnte, aber die Achtung vor der eigentlichen Verwendung hielt mich zurück.

»Es ist eine wunderbare Seide, die zu zerschneiden mir auch wirklich wehtun würde.«

»Man könnte damit ein Fenster drapieren«, meinte Madame Mira nachdenklich. »Oder einen Betthimmel. Obwohl – in diesen Räumen würde es sich seltsam ausnehmen.«

Laura stand die blanke Gier in den Augen, und ich musste sie enttäuschen.

»In deinem Zimmer auch, Laura. Nein, wir wollen den Sari wieder zusammenrollen, und wenn Madame Mira etwas einfällt, was sie damit machen möchte, dann werden wir ihr helfen, das zu fabrizieren.Was ist dieses hier – oh – ein Morgenmantel?«

»Nein, ein japanischer Kimono. Den tragen Männer wie Frauen dort. Dieser hier aber muss für eine Frau geschneidert worden sein.



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