Gold in den roten Bergen by Heinz G. Konsalik
Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-29T04:00:00+00:00
6
Es war wirklich nur ein Zufall, daß Boabo den ihn vor den Geistern schützenden Geländewagen verlassen hatte und an Sally vorbeitrabte. Chick hatte ihn aus dem Toyota getrommelt; die Türen hatte Boabo von innen verriegelt. So hatte er auf das Unglück gewartet.
»Mach auf!« hatte Chick gebrüllt. »Du fauler Hund willst dich nur drücken! Wer ist hier für das Brennholz zuständig? Raus mit dir!«
»Morgen früh, Chick!« schrie Boabo durch das Fenster zurück. Sein Blick war voller Angst und Verzweiflung. »Nicht jetzt in der Nacht. Nicht hier …«
»Ich schlag' die Scheibe ein und hol' dich raus!« Chick rüttelte am Türgriff. Es war ihm zuzutrauen, daß er Kraft genug hatte, die ganze Tür aus der Verankerung zu reißen. »Du hast ein Beil, und wenn du deinen dämlichen Göttern begegnest, spalte innen den Schädel. Zum Teufel, komm raus!«
Seufzend kletterte Boabo nach hinten, holte das Beil aus der Werkzeugkiste und öffnete die Tür. Auch einen großen Sack nahm er mit, um die Äste abzutransportieren.
Vom Zelt herüber wehte der Geruch der Linsensuppe. Boabo mußte schlucken; er spürte einen geradezu schmerzhaften Hunger im Leib, aber er nahm sich vor, hier keinen Bissen zu essen, sondern, wenn er schon Holz suchte, die Äste möglichst weit weg vom Lagerplatz in der Wüste zu sammeln.
Boabo, das Beil in der Hand, den Sack über der Schulter, ging nun an Sally vorbei, schnupperte wie ein Hund und sagte: »Dieser Käse muß weg … Morgen läuft er von allein.« Schon wollte er weitergehen, als er sah, was hinter Sally lautlos herankroch. Wie erstarrt blieb er stehen, seine Augen weiteten sich, und mit ganz kleiner, heiserer Stimme sagte er:
»Mrs. Sally … nicht rühren, bitte. Ganz still bleiben, keine Bewegung … Drehen Sie sich nicht um … Gleich … gleich ist es vorbei …«
Seine Finger krallten sich um den Beilstiel, er machte einen Schritt nach vorn, und sofort schnellte der flache Kopf zu ihm herum. Der schuppige Leib richtete sich auf, ein leises, pfeifendes Fauchen ertönte, das Sally sofort versteinern ließ. Ihr Nacken war steif, das Gesicht verkrampfte sich in Todesangst, aber sie wagte nicht zu schreien, sondern hielt nur das Paket Brot in ihrer Hand umklammert.
Der Tod richtete sich hinter ihr auf, der Kopf blähte sich, die schwarzen Kugelaugen starrten auf Boabo. Ein paar Atemzüge lang sahen sich Mensch und Tod an. Dann zuckte Boabos Arm hoch, das Beil sauste herab, und im gleichen Augenblick stieß der Kopf vor, mit weit aufgerissenem Maul und zwei langen spitzen Giftzähnen.
Der Hieb traf genau. Er trennte den Kopf vom Rumpf, noch auf der Erde stießen die Zähne im Reflex der Nerven zu, und der geschmeidige Leib kroch kopflos weiter, auf Boabo zu. Mit unartikulierten Lauten, wie Sally sie noch nie gehört hatte, hieb Boabo auf den Körper und den Kopf ein, immer und immer wieder, zerteilte den Muskelstrang in kleine Stücke, hieb den Kopf in den Wüstenboden und spaltete ihn bis zur Unkenntlichkeit.
Erst als er keuchend sagte: »Keine Angst mehr, Mrs. Sally …«, sprang sie auf und hetzte zum Zelt, wo Chick und Wolf am Tisch saßen und Cher die Linsensuppe mit einem Stückchen geräucherten Speck verfeinerte.
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